Neue Kennzeichnung für Fleisch Tierwohl-Logo soll mehr Platz im Stall vorgeben

Tierwohlkennzeichen: Logo soll mehr Platz im Stall vorgeben Quelle: dpa

Ein staatliches Siegel soll Verbrauchern bald anzeigen, wenn sie Fleisch aus besserer Tierhaltung kaufen. Doch was heißt das? Jetzt kommen die Anforderungen auf den Tisch. Kritik gibt es schon vorher.

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Nach jahrelangen Diskussionen stellt Agrarministerin Julia Klöckner (CDU) die Kriterien des geplanten staatlichen Tierwohlkennzeichens für Fleisch im Supermarkt vor. Dabei geht es um Anforderungen an eine bessere Tierhaltung. So soll das geplante Tierwohlkennzeichen für Fleisch im Supermarkt soll unter anderem Vorgaben für Ställe, Transport und Schlachtung machen.

In der ersten Stufe sollen Schweine demnach 20 Prozent mehr Platz im Stall haben als gesetzlich vorgeschrieben, wie die am Mittwoch in Berlin vorgestellten Kriterien vorsehen. Bundesagrarministerin Julia Klöckner (CDU) sagte, Verbraucher sollten an dem Logo schnell erkennen können, wo mehr Tierwohl drinstecke. Tierhalter sollten für Mehrinvestitionen honoriert werden.

Die Kennzeichnung soll drei Stufen mit jeweils höheren Anforderungen an die Haltung bekommen. Landwirte sollen das Logo freiwillig nutzen können, was Umweltschützer kritisieren. Das staatliche Label soll voraussichtlich ab 2020 zunächst für Schweinefleisch in den Handel kommen. Schon zuvor wollen mehrere Supermarktketten im April eine eigene Fleisch-Kennzeichnung zur Haltungsform starten.

Der Geschäftsführer der Verbraucherorganisation Foodwatch, Martin Rücker, sagte: „Anstatt ein weiteres rein freiwilliges Siegel auf den Markt zu bringen, muss sich Julia Klöckner für gesetzliche Vorgaben einsetzen, damit alle und nicht nur einige wenige Nutztiere tiergerecht gehalten werden.“

Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter sagte, Bürger hätten das Recht zu erfahren, wie die Tiere gehalten wurden, deren Produkte sie essen. „Dafür brauchen wir eine verbindliche Fleischkennzeichnung - kein freiwilliges Wischiwaschi-Label.“ Auch Grünen-Chef Robert Habeck kritisierte die Unverbindlichkeit des Labels: „Das hilft keinem Schwein, Hühnern und Rindern schon gar nicht, und den Verbrauchern auch nur bedingt“, sagte er der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. Die Umweltorganisation Greenpeace warnte vor Rückschritten für den Tierschutz. Statt eine überflüssige freiwillige Kennzeichnung mit Millionen an Steuergeld zu finanzieren, müsse die Ministerin Bauern bei mehr Tier- und Klimaschutz helfen.

Das staatliche Logo soll voraussichtlich ab 2020 für Schweinefleisch in den Handel kommen. Schon die erste der drei Stufen soll „eindeutig über dem gesetzlichen Standard liegen“, eine zweite und eine dritte Stufe sollen für jeweils höhere Tierwohl-Anforderungen stehen.

Schon zuvor wollen die Supermarktketten Aldi, Edeka, Kaufland, Lidl, Netto, Penny und Rewe ab 1. April einheitliche Packungsaufdrucke mit der Aufschrift „Haltungsform“ für Rinder- und Schweinefleisch sowie Geflügel in die Läden bringen. Das vierstufige System beginnt aber im Unterschied zu Klöckners Plänen schon mit dem gesetzlichen Standard.

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