Die Offshore-Windenergie boomt, jetzt will Bremerhaven auch ein Stück vom Kuchen abhaben. Die Stadt plant ein großes Schwergutterminal, von dem aus Rotoren, Turbinen und andere Materialien für Offshore-Anlagen aufs Meer verschifft werden sollen. Spätestens 2019 soll das 25 Hektar große Offshore-Terminal-Bremerhaven (OTB) startklar sein. Das Land Bremen übernimmt dabei die Kosten von geschätzten 180 Millionen Euro.
Der Hafendienstleister BLG Logisitics übernimmt den Betrieb des OTB, zunächst einmal für 30 Jahre. Das Logistikunternehmen zahlt dafür ein Nutzungsentgelt an Bremen. Über die Höhe herrscht allerdings Stillschweigen. „Aus unserer Sicht bietet der OTB hervorragende Umschlagsmöglichkeiten für die gesamte Offshore-Windindustrie“, sagte BLG Logistics-Chef Frank Dreeke. „Wir denken dabei nicht nur an neue Windparks. Eine wachsende Anzahl bereits existierender Windparks muss zukünftig gewartet werden und es werden auch immer wieder Reparaturen durchzuführen sein.“
BLG hat bereits Erfahrung auf dem Gebiet. Seit 2012 kümmert das sich Unternehmen im Bremerhavener Autoterminal um die Lagerung und den Umschlag von Windenergieanlagen. Außerdem hat BLG beim Aufbau der Offshore-Windpark „Global Tech 1“ und „Borkum West“ mitgearbeitet.
Mit dem Projekt will sich Bremerhaven weiter in der Windenergie-Produktion und -Logistik etablieren. Die Stadt hofft, dass sich rund um das Terminal Unternehmen neu ansiedeln. Bremens Wirtschafts-und Hafensenator Martin Günthner nennt das Projekt das "wichtigste maritime Investitionsprojekt, das in den kommenden Jahren im Land Bremen verwirklicht wird.“ Ob es sich am Ende auch lohnen wird, ist allerdings noch umstritten, denn Bremerhaven ist keineswegs der einzige Standort eines Offshore-Terminals in der Region. Die Konkurrenz ist schon da.
Konkurrenz aus der NachbarschaftNur rund 40 Kilometer entfernt hat sich in Cuxhaven bereits ein Offshore-Terminal etabliert und Siemens mit einer Produktion im Hinterland angezogen. Die sind vermutlich nicht unbedingt glücklich über den neuen Nachbarn. Und auch der Naturschutz-Bund BUND versteht die Entscheidung für das OTB nicht und hat sogar beim Verwaltungsgericht Bremen Klage eingereicht. Mit der Standort-Entscheidung von Siemens für Cuxhaven ist für den BUND klar, dass das Terminal in Bremerhaven völlig überflüssig sei. Dass Bremen dafür 180 Millionen Euro ausgeben will, sei „antiquierte sinnlose Standortkonkurrenz“, so der BUND.
Ein Projekt in Schleswig-Holstein für einen Mehrzweckhafen, der auch Offshore-Anlagen aufs Meer bringt, ist übrigens vom Land abgelehnt worden. Die Prognosen seien zu schlecht. Der Markt für Häfen, die sich auf das Offshore-Geschäft spezialisieren, ist nach Ansicht des Bundeslandes längst abgegrast.
Beratungfirmen machen MutBremerhaven sieht das anders und bleibt optimistisch, auch wegen der Consultingfirma PLANCO. Die geht im Zeitraum von 2021 bis 2025 von einem Marktpotenzial von jährlich 105 Offshore-Windenergieanagen aus, die vom OTB aus umgeschlagen werden. In einem optimistischen Szenario sehen sie sogar die Chance auf 125 Anlagen im Jahr. Für 2023 bis 2025 sollen es dann sogar schon 190 Anlagen jährlich sein. Die guten Prognosen haben allerdings eine Vorraussetzung: Der Offshore-Strom im Jahr 2023 muss bei den Kosten mit der Stromerzeugung aus anderen Energieträgern konkurrieren können. Auch das Forschungs- und Beratungsunternehmen Prognos AG sieht trotzt der Konkurrenz ein großes Marktpotenzial. Grund dafür sei unter anderem die gute Ausstattung des Standorts mit Forschungseinrichtungen.
Bremens Senator Günthner ist deshalb überzeugt von dem Projekt. Die Untersuchungen belegten die zentrale Bedeutung des Terminals für den Industrie- und Hafenstandort Bremerhaven. „Unser Signal an den Markt ist eindeutig: Der OTB muss kommen – und er wird kommen."