Wenn man die Reichsten der Reichen mit etwas nun wirklich nicht in Verbindung bringt, dann ist es ein ökologisch vernünftiger Lebensstil. Zu oft liest man von Privatfliegern, mit denen sie um die Welt düsen, von treibstofflüsternen Superyachten für entspannte Ausflüge aufs Meer oder von Sportwagen mit der Ökobilanz eines ganzen Fuhrparks. Motto: Je größer und schneller, desto besser.
Dass es aber auch anders geht, zeigen nun die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE). „Wir beobachten, dass die neue Generation Emirater darauf achtet, einen nachhaltigeren Lebensstil zu führen“, sagt Baharash Bagherian, Designer und Gründer des Londoner Architekturbüros Baharash Architecture. Damit lägen sie auf Kurs mit der Vision der VAE, eines der nachhaltigsten Länder der Welt zu werden.
Tatsächlich hat Bagherian einige grüne Aufträge aus der Region, sein Büro ist unter anderem führend an dem Großprojekt „The Sustainable City in Dubai“ beteiligt und entwirft regelmäßig ökologische Gebäude in dem Land. Nun hat Bagherian sich an ein besonderes Projekt gewagt: Ein luxuriöses Öko-Ferienhaus, das seinen Energiebedarf selbstständig deckt. Auftraggeber ist nach Auskunft des Designers ein höchst prominenter Kunde aus den Emiraten.
Eine Schneeflocke in der WüsteDas Gebäude – wenn auch nicht symmetrisch – hat ironischerweise Ähnlichkeit mit einer Schneeflocke und steht in den Außenbezirken der Oase Liwa umgeben von Wüste. Es wird zu 100 Prozent durch dort besonders leicht zu gewinnende Solarenergie versorgt und ist damit komplett unabhängig vom Stromnetz. Überschüssiger Strom wird in Batterien gespeichert und kann etwa nachts abgegeben werden. Die Inneneinrichtung ist von Holz dominiert und gibt dem Gebäude so eine weitere Ökofacette.
Die Region, in der der Rückzugsort für den reichen Unbekannten steht, ist seit Jahrhunderten weitgehend von Menschen unberührt. Kamele, Gazellen und Antilopen bevölkern den unwirtlichen Flecken Land stattdessen. Damit das auch weiterhin so ist, haben die Architekten darauf geachtet, dass sich das Öko-Haus möglichst unauffällig in die Umgebung einfügt. So sind die Außenwände sandfarben gehalten, außerdem ist das Gebäude nur einstöckig und sticht somit nicht sonderlich aus der Wüste hervor.
Öko-Haus statt Jet-Set-TripDass die ersten Pflänzchen der ökologischen Vernunft keimen, heißt allerdings nicht, dass das Öko-Ferienhaus ohne einige Spielereien auskommen könnte: So bestehen die Scheiben aus Smart Glass, das sich auf Knopfdruck undurchsichtig macht. Außerdem wurde im Haus ein Kräutergarten angelegt, damit auch in der Wüste stets ein Drei-Sterne-Menü möglich ist. Und in der Mitte des Gebäudes, wo alle Flügel zusammentreffen, haben die Designer eine Feuerstelle unter freiem Himmel eingerichtet, als Reminiszenz an ein Beduinen-Lager.
Auch wenn man sicher die grüne Bilanz dieser Extras kritisieren kann, Designer Bagherian sieht sie als Fortschritt gegenüber bisherigen Hobbys der Reichen. „Öko-Ferienhäuser sind eine nachhaltige Alternative zu den üblichen Jet-Set-Trips“, sagt er. Gerade die VAE können nun dank kraftvoller Sonneneinstrahlung den Beweis antreten, dass dem tatsächlich so ist.