Öko-Kraftwerk für die Stadt Der Windbaum produziert fast geräuschlos Strom

Mit seinem Kunststoff-Baum will ein Franzose auch in der Stadt Windstrom produzieren.

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Eine schöne Vorstellung: Die Sonne geht unter, ein Bach plätschert vor sich hin und sanft streicht der Wind durch die Blätter. Allerdings: Durch unnatürlich klobige Blätter, die zum größten Teil aus Kunststoff bestehen. Dafür erzeugen sie Strom. Das zumindest ist die Geschäftsidee von Jérôme Michaud-Larivière, dem Gründer von "New Wind".

Windbäume heißen die Kleinst-Kraftwerke, die aus 72 Turbinen bestehen. Diese sind in unterschiedlichen Grüntönen gehalten und sehen von weitem tatsächlich wie Blätter aus. Wie ein richtiger Baum ist der Windbaum etwa elf Meter hoch. Kabel und Generatoren sind im Stamm versteckt. Keine Frage - der Windbaum ist optisch ansprechender als ein Windrad.

Doch nicht nur das. Der Baum arbeitet nahezu geräuschlos, kann Wind schon ab einer Stärke von zwei Metern pro Sekunde einfangen und läuft somit auch dann noch, wenn große Räder längst stillstehen. 320 Tage im Jahr, schätzt der Erfinder.

Seine Entwicklung sei eine gute Möglichkeit, Windenergie auch in der Stadt einzusetzen, sagt Michaud-Larivière der AFP. "Dort gibt es viel Wind, den wollen wir mit unseren Mikroturbinen nutzen."

Stille Eindrücke auf Youtube: 

Schöner Windbaum, stolzer PreisMit einer Leistung von 3,1 Kilowatt hängt der Baum natürlich hinter großen Windkraft-Anlangen zurück, könnte aber einen Singlehaushalt über das Jahr versorgen. Bei einer Windstärke von fünf Metern pro Sekunde produziert die Anlage sogar knapp 3200 Kilowattstunden im Jahr, was für kleine Familien oder Wohngemeinschaften reichen könnte. Mit einem angepeilten Preis von 29.500 Euro muss man dafür aber tief in die Tasche greifen.

Taufrisch ist die Idee des Kraftwerks in Pflanzenform nicht. In den USA und Österreich gibt es bereits Solar-Blumen. Einen Energiedrachen stellten wir neulich hier vor. Auch die Idee einer windfangenden Pflanze hatte vor drei Jahren bereits eine Gruppe niederländischer Architekten. Denen ist "New Wind" aber einen Schritt voraus – denn es gibt bereits einen Prototyp.

Der sieht nicht nur gut aus, sondern hat auch schon die ersten Einsätze vor sich: Um potenzielle Käufer zu überzeugen, wird er im März auf dem Pariser Place de la Concorde aufgebaut. Im kommenden Jahr sollen auch schon die ersten Windbäume verkauft werden. Zwar gäbe es schon Bestellungen von Unternehmen und der öffentlichen Hand, wie die AFP berichtet. Damit sich der Windbaum durchsetzt, muss das "New Wind"-Team aber noch etwas an der Preisschraube drehen.

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