Öko-Löffel Das angeblich umweltfreundliche Besteck

Eine grüne Alternative zum Plastiklöffel - das verspricht der Edible Spoon. Lecker ist er, aber auch umweltfreundlich?

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Ein Einweg-Plastiklöffel aus Kunststoff braucht mindestens 20 Jahre zum Verrotten. Unter ungünstigen Bedingungen können aber auch schnell mehr als 1000 Jahre daraus werden.

Um der Natur diese Mühe zu ersparen, hat das US-Unternehmen Triangle Tree den Eco-Spoon entwickelt. Durch ihn, so hoffen die Erfinder, wird der Plastiklöffel zum Auslaufmodell.

Hergestellt aus Mais- und Vollkornmehl, Backpulver, Zucker, Salz, Eiern, Milch und Gewürzen ist zwar auch der Eco-Spoon ein Einwegprodukt. Allerdings landet er nach dem Gebrauch nicht auf der Müllhalde, sondern im Magen des Verbrauchers. Der Eco-Spoon ist nämlich essbar.

Ein Löffel, der wie Chips schmecktPassend zur jeweiligen Mahlzeit gibt es drei Geschmacksrichtungen: Wer sein Essen ganz unverfälscht genießen möchte, wählt die geschmacksneutrale Variante. Wem es etwas schärfer lieber ist, der kann zur würzigen greifen. Und für alle anderen gibt es Esslöffel noch in süß.

Für den einfachen Verzehr kann der Löffel entlang von Sollbruchstellen in kleine Stücke aufgeteilt werden. Vom Geschmackserlebnis soll er an Chips erinnern. Wer nach der eigentlichen Mahlzeit schon satt ist, kann den Eco-Spoon auch guten Gewissens auf den Kompost werfen.

"100% gut für die Umwelt"?Der Edible Spoon ist also die umweltfreundliche Alternative zum Löffel aus Kunststoff. Zumindest bewirbt der Hersteller Triangle Tree ihn mit den Attributen „100% natürlich, 100% biologisch abbaubar, 100% essbar. Und 100% gut für dich und für die Umwelt.“

Das klingt gut. Vielleicht zu gut? Es bleiben ein paar Bedenken.

Umweltfreundlichkeit lightSo macht Triangle Tree beispielsweise keine Angaben zur Herkunft der verwendeten Zutaten. Mais-Monokulturen kritisieren Experten beispielsweise häufig wegen ihrer negativen Auswirkungen auf die Umwelt, insbesondere die Biodiversität.

Zusätzlich lassen die Bilder auf der Produktwebsite darauf schließen, dass die Löffel gleich in doppelter Plastikverpackung in die Supermärkte kommen, jeder Löffel ist einzeln in Kunststoff verpackt – was durchaus als Doppelmoral ausgelegt werden kann.

Und dann darf auch noch der Nutzen der Eco-Spoons hinterfragt werden. Wer zu Hause isst, hat in der Regel Metallbesteck und verwendet es auch wieder. Auch Holzbesteck wird in der Regel nicht weggeschmissen, ist aber ebenfalls biologisch verwertbar.

Gut gemeinte Idee und mahnendes BeispielWirklich sinnvoll und hilfreich wäre ein Einsatz also lediglich in der Welt von Fast Food und To-Go-Ketten, denn nur dort kommt üblicherweise Plastikbesteck zum Einsatz. Dafür müssten neben Edible Spoon aber auch noch Edible Knife und Edible Fork, die Messer- und Gabelpendants erfunden werden.

Der Eco-Spoon ist also eher nettes Gimmick und gut gemeinte Idee, als umweltfreundliche Innovation. Gleichzeitig kann er aber als mahnendes Beispiel für die Doppelmoral von Unternehmen dienen, die unter dem Vorwand der Umweltfreundlichkeit ein gutes Geschäft machen wollen.

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