Öko-Skateboards Auf Rollen für die Umwelt

Wenn das Rollbrett an einen Fisch erinnert: Mit nachhaltigen Modellen wollen Gründer die Skateboard-Szene grüner machen.

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In der Skateboard-Szene wetteifern die Talente auf tagelangen Contests um Auszeichnungen und lassen sich dabei von millionenschweren Unternehmen sponsern. Mit Nachhaltigkeit und Naturerlebnis hat all das nur wenig zu tun.

Dass es auch anders geht, beweisen Labels wie Langbrett. Der Berliner Oliver Spies war es Leid zu sehen, wie seine Leidenschaft zu einer schrillen Kultur verkommt. Stattdessen wollte er ein Zeichen setzen und beweisen, dass die Szene viel mehr ist als Geld und Stars. Er kam auf eine Idee: nachhaltige Longboards bauen.

Öko-Rollbretter aus dem ErzgebirgeZusammen mit einigen Freunden, die er im Surf-Urlaub kennenlernte, entwickelt der Gründer seit einigen Jahren handgefertigte Skateboards aus dem Holz regionaler Wälder. Die Bretter werden nach eigenen Angaben zu 100 Prozent in einer traditionellen Tischlerei im sächsischen Erzgebirge produziert – vom Stamm, der vor dem Trocknen in dicke Bohlen gesägt wird, bis hin zum fertigen Brett.

Das benötigte Holz stammt meist von Bruchholz in der Nähe der Tischlerei. Ist keins da, müssen Kunden teilweise längere Wartezeiten in Anspruch nehmen. „Ein handbearbeitetes Langbrett aus massiver heimischer Esche ist eben kein Massenprodukt“, sagt Spies.

In der weiteren Verarbeitung achte er vor allem darauf, dass weder Glasfaser-, noch Kunstharz- oder andere Einlagen verbaut werden. Stattdessen setze er auf einen umweltfreundlichen Leim, damit die Skateboarder nach Gebrauch ordentlich recycelt werden können.

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Um die 300 Euro kostet so ein nachhaltiges Skateboard. Geld verdienen steht für Spies dennoch nicht an erster Stelle. „Unser Qualitätsanspruch und der Spaß an der Arbeit muss immer Vorrang vor dem Kommerz haben“, sagt Spies. Langbrett arbeite deshalb nur mit kleinen Herstellern in Deutschland und Europa, die für umweltschonende Produktion und faire Produktionsbedingungen stehen.

Unterwegs mit FischernetzenEin anderes, nicht weniger nachhaltiges Label kommt aus dem südamerikanischen Chile. Das Start-up Bureo fertigt Skateboards aus sogenannten Geisternetzen. Diese alten, losgerissenen oder anderweitig über Bord gegangenen Fischernetze stellen laut Umweltorganisation WWF ein riesiges Umweltproblem – sie machen mit 640.000 Tonnen rund ein Zehntel des Plastikmülls in unseren Ozeanen aus. Das Problem: Das Kunststoffmaterial zersetzt sich teilweise erst nach 450 Jahren - und stellt in der Zwischenzeit eine große Gefahr für Meereslebewesen dar.

Ben Kneppers, einer der drei Gründer von Bureo, wollte das nicht mehr länger mit ansehen. „Wir haben immer am Meer gelebt und gesurft“, sagt Ben Kneppers, der die Fischernetze oft im Wasser herumtreiben sah. „Wir mussten was verändern.“

2,8 Quadratmeter Netz für ein BoardAn chilenischen Küstenorten errichteten die Freunde daraufhin Sammelstationen, an denen Fischer ihre alten, gerissenen Netze abgeben können. Die Fischerei-Industrie unterstützt sie zusätzlich, in dem sie die Netze mit leeren LKWs in die Produktionsstätte nach Santiago de Chile transportiert. Mithilfe der Trucks, die auf diesen Strecken ansonsten unbeladen wären, vermeidet Bureo eigene Transporte – und damit eine zusätzliche Umweltbelastung.

Aus den ankommenden Netzen fertigt die Recyclingfirma in der chilenischen Hauptstadt anschließend Skateboards. Der Vorteil: Dank des extrem reißfesten Materials der Netze sind die Bretter im anschließenden Gebrauch robust und langlebig. Das Brett ist der Form eines Fisches nachempfunden und hat eine Oberfläche, die an Schuppen erinnert. Die Formel für Stabilität ist dabei ganz simpel: 2,8 Quadratmeter Fischernetz braucht es für ein Brett. Die Kosten: etwa 130 Euro.

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Finanziell unterstützt wurden die Gründer von Skateboard-Freunden aus der ganzen Welt. Für die ersten Bretter erhofften sie sich ein Startkapital von 25.000 Dollar, die auf der Crowdfunding-Plattform Kickstarter eingesammelt werden sollten. Das Interesse an den Bretter war allerdings so groß, dass sie innerhalb weniger Wochen schon mehr als 64.000 Dollar einnahmen, womit die ersten 2.000 Skateboards aus alten Fischernetzen finanziert wurden.

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