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Pauken im Kraftwerk Diese Schule erzeugt ihre gesamte Energie selbst

Viele Schulen in Deutschland müssten dringend energetisch saniert werden. Eine Gesamtschule zeigt, was möglich ist.

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Mehr als 20.000 Schulen in Deutschland sind sanierungsbedürftig. Sie brauchen neue Fenster, müssen wärmegedämmt werden und benötigen eine neue Heizung, oft auch eine Lüftungsanlage. Das kostet schnell einen hohen sechsstelligen Betrag.

Das lohnt sich nicht in allen Fällen, aber wenn man es richtig macht, liegen die Betriebskosten nach der Sanierung weit unter denen davor – auch wenn man nicht so viel Glück hat wie die baden-württembergische Stadt Ditzingen nahe Stuttgart. Ihre Schule zeigt, was für Einsparungen technisch möglich sind.

Flutschaden erlaubt VollsanierungDie Erfolgsgeschichte fing allerdings mit einem bösen Missgeschick an. Die Stadt hatte gerade für 330.000 Euro die Heizung des Schulzentrums saniert und einiges in den Klimaschutz investiert, als ein Hochwasser kam. Noch ehe das neue Blockheizkraftwerk auf dem Schulgelände in Betrieb gehen konnte, wurde es von den Fluten zerstört.

Das nahm die Stadt zum Anlass für eine ganz große Lösung, zumal die Versicherung für die entstandenen Schäden 2,9 Millionen Euro herausrückte. Nach der Behebung der Gebäudeschäden blieb noch genug übrig, um 1,9 Millionen Euro in eine komplett neue Haustechnikanlage zu investieren. Sie liefert Heizungswärme, Klimakälte, warmes Wasser und Strom für den Eigenbedarf.

Das Schulzentrum mit einer Nutzfläche von 5000 Quadratmetern, das Gymnasium, Real- und Musikschule sowie eine große Sporthalle umfasst, produziert nun seine Energie selbst. Kernstück der Anlage ist ein Blockheizkraftwerk mit einer elektrischen Leistung von 50 Kilowatt, das ein Unternehmen aus Niedersachsen lieferte. Der Motor, der den Generator dreht, wird mit Erdgas versorgt. Die Hitze des Abgasstroms wird zum Heizen und zur Warmwasserbereitung genutzt. An besonders kalten Wintertagen schalten sich zusätzlich ein Holzpellet- und ein Gaskessel ein.

Blockheizkraftwerk sorgt im Sommer für KühlungWährend Blockheizkraftwerke im Sommer meist mit massiv verminderter Leistung laufen, weil kaum oder gar keine Heizwärme benötigt wird, also auch kaum Strom produziert wird, läuft die Ditzinger Anlage auch im Sommer. Die Abwärme wird dann in drei Adsorptionskältemaschinen genutzt, um Wasser zu kühlen.

Damit werden die Computer- und Medienräume der Schule sowie die Büros der Schulverwaltung klimatisiert. Wegen der Abwärmenutzung sowohl im Winter als auch im Sommer läuft das Blockheizkraftwerk pro Jahr 7400 Stunden, also fast 90 Prozent der maximal möglichen Zeit. Insgesamt reduzierte sich der Kohlendioxid-Ausstoß so pro Jahr um fast 1000 Tonnen. Zum Vergleich: Sparsame Autos stoßen rund ein Kilogramm CO2 auf zehn Kilometer Strecke aus.

Die Kosten für Strom und Gas sind um jährlich 60.000 Euro niedriger als vor der Sanierung, sagt Verena Berndt vom gleichnamigen Ingenieurbüro in Kirchheim, die die Anlage plante.

Dass sogar noch größere Einsparungen möglich sind, zeigt eine Schule nahe Aachen: Sie wurde zum Passivhaus umgerüstet und spart 150.000 Euro Heizkosten pro Jahr.

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