
Sie sind billig, biegsam, bunt und gelten als möglicher nächster Durchbruch in der Solarenergie: Perowskit-Solarzellen. Erst seit 2009 werden sie erforscht, doch im Labor erreichten die neuartigen Zellen schon Wirkungsgrade von mehr als 21 Prozent. Nur große, haltbare Module fürs Hausdach haben Forscher bislang nicht aus dem neuen Wundermaterial herstellen können.
Das Schweizer Solarunternehmen Solaronix ist diesem Ziel nun einen deutlichen Schritt näher gekommen: Die Unternehmer haben das bisher größte Perowskit-Solarmodul weltweit vorgestellt. Es ist mit 500 Quadratzentimetern fast so groß wie ein DIN-A4-Blatt. Das ist zwar noch immer viel kleiner als kommerzielle Solarmodule. Doch "mit dem nötigen Kleingeld", sagt Solaronix-Chef Toby Meyer, "könnten wir in den nächsten zwölf Monaten ein Modul mit einem Quadratmeter Fläche entwickeln."
Vor allem die Lebensdauer der neuen Zellen ist bisher noch ein Problem, doch auch hier ist Solaronix-Chef Meyer optimistisch. Seit Dezember testet sein Team die neuen Module in einer Klimakammer bei 55 Grad Wärme und simuliertem Sonnenlicht. Nach mehr als 5000 Stunden sind die Module immer noch intakt, der Wirkungsgrad ist kaum gesunken. "Das entspricht mehr als fünf Jahren Haltbarkeit", sagt Meyer. Er sei zuversichtlich, dass die Module auch 20 Jahre und mehr hielten - und damit kommerziell interessant würden.
Forscher und Unternehmen sind von Perowskit begeistert
Dass die Perowskit-Module so lange durchhalten, müssen die Schweizer noch beweisen. Auch den Wirkungsgrad der Zellen müssen sie noch steigern, damit sie herkömmlichen Silizium-Solarzellen Konkurrenz machen können. Die Solaronix-Module erreichen einen Wert von 6,6 Prozent - deutlich weniger als Solarmodule im Handel, die Wirkungsgrade von 15 Prozent und mehr bieten. Es gebe inzwischen bessere Materialien, ein Wirkungsgrad im Modul von 14 Prozent sei mittelfristig machbar, sagt Meyer.
Ähnlich sehen das Forscher der Eidgenössischen Technischen Hochschule Lausanne (EPFL), einem der führenden Forschungsstandorte für Perowskit-Solarzellen. "Wir glauben, dass Perowskit-Solarzellen stabil sind", sagt Mohammad Khaja Nazeeruddin, Solarforscher an der EPFL, "und dass sie in naher Zukunft Energie auf Grid-Parity-Niveau liefern." Heißt: Zum Preis konventioneller Energie aus Kohle und Atomkraft.
Wenn alles glatt läuft und sich Investoren finden, sagt Solaronix-Chef Meyer, könne sein Unternehmen in zwei Jahren eine 100-Megawatt-Fertigung für großflächige Perowskit-Module starten. Die Kosten pro Wattpeak - bei Silizium heute 51 Cent - könnten damit auf 19 Cent sinken.
Bleibt abzuwarten, ob die Forscher und Unternehmer die neue Technik erfolgreich auf den Markt bringen können.