Plastik Tütenverbot schützt Meere kaum

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Ungeahntes Ausmaß

Nachdem bestimmtes Mikroplastik in Kosmetika ab Juli in den USA verboten ist, überlegen nun auch Textilhersteller, wie sie Plastikmüllpartikel vermeiden können.

Denn die Menge an Mikroplastik, das über Textilien jedes Jahr unbemerkt ins Meer gelangt ist beachtlich. In Europa entspricht sie pro Person umgerechnet fast einer Tüte in der Woche. Zum Vergleich: Beim Einkaufen verbrauchen die Deutschen jedes Jahr 71 Plastiktüten.

Der Outdoor-Textilproduzent Patagonia hat 2016 deshalb eine Studie in Auftrag gegeben, um seine eigenen Ausstoß von Plastik aus der Kleidung zu überprüfen. Ein erster Teil der Untersuchung fand: je nach Waschmaschine gelangen beim Waschen einer Synthetik-Jacke i Schnitt 1,7 Gramm Mikroplastik ins Abwasser. Einen großen Teil davon können die Wasserwerke nicht filtern, da es zu kleine Partikel sind. 

Bereits jetzt ist absehbar, dass 2050 mehr Plastikpartikel im Meer schwimmen als Fische. Und das sogar unter der Prämisse, dass die Fischbestände bis dahin konstant bleiben, was wegen Überfischung keinesfalls selbstverständlich ist. 

Müll aus dem Meer filtern

Start-ups haben sich deshalb der  Vermüllung der Meer angenommen.

Der 23-jährige Bojan Slat etwa hat mit The Ocean Cleanup ein Projekt ins Leben gerufen, das die Meere reinigen soll. Er will Plattformen im Meer installieren, die mit großen Filteranlagen die Plastikpartikel aus der Strömung fischen. 

Solche Anlagen gibt es auch in kleiner Form. The Seabin-Project hat eine Art Mülleimer fürs Meer konstruiert, der Schmutzteile im Wasser ansaugt und filtert.

Das Plastik einzusammeln lohnt sich. Denn aufgrund seiner langen Lebensdauer kann auch das Plastik aus dem Meer wieder aufgearbeitet werden.  Adidas hat 2015 etwa einen Schuh vorgestellt, der aus Plastikabfällen aus dem Meer produziert wurde. Nach dem Prototyp folgte 2016 eine limitierte Auflage der Schuhe aus Meeresplastik zu kaufen. Das Obermaterial wurde aus Plastikabfällen aus dem Meer gefertigt. Und die Zwischensohle wurde mit recyceltem Material hergestellt, das aus geborgenen Fischernetzen stammt. 

Noch einen Schritt weiter will Gründer Vincent Callebaut gehen. Er plant nicht nur das Plastik zu sammeln und zu recyceln, sondern es auch mit Algen vermischt nutzbar zu machen.

Gelingt es, das Plastik wieder aus den Meeren zu fischen, wäre nicht nur der Umwelt geholfen. Es könnten auch die jährlich bis 40 Milliarden Dollar wieder aus dem Meer gefischt werden, die durch den Plastikmüll der Wertschöpfungskette bislang verloren gehen.

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