Wer im europäischen Ausland seinen Urlaub verbringt, erfährt das Problem aus erster Hand: Von Pfandsystemen haben die wenigsten schon einmal gehört, selbst Glasflaschen sind zum Wegwerfen gemacht. Dabei gibt es oft noch nicht einmal Glascontainer. Da landen PET-Flaschen zusammen mit Bananenschalen, Pappkartons und Marmeladengläsern in der gleichen Tonne. Und im schlimmsten Fall wird alles zusammen verbuddelt.
Ein neuer Report der Europäischen Umweltagentur (European Environment Agency, EEA) aber lässt hoffen. Denn von 2001 bis 2010 haben die Europäer immer mehr Müll wiederverwertet: Von 23 Prozent stieg der Recycling-Anteil in diesem Zeitraum auf 35 Prozent – das macht 63 Millionen Tonnen Hausmüll, die eine neue Bestimmung finden. „Das ist eine beachtliche Verbesserung“, heißt es in der Studie.
Doch gleich darauf kommt die Einschränkung: „Europa verschwendet noch immer gewaltige Mengen wertvoller Ressourcen, die auf Müllkippen landen.“ Vielen Ländern werde es schwerfallen, die gesetzlichen Ziele der EU zu erreichen. Die legen unter anderem eine Recyclingquote von 50 Prozent bis 2020 fest. Neun der 27 EU-Staaten müssten dazu ihre Recycling-Rate um zwei bis vier Prozentpunkte pro Jahr steigern. Sieben von ihnen müssten sogar noch schneller vorankommen.
Vizemeister DeutschlandFünf EU-Staaten haben das 2020-Ziel schon erreicht, darunter Deutschland. 62 Prozent ihres Mülls verwerten die Deutschen wieder, nur Österreich ist schon einen Prozentpunkt weiter. Deutschland war eines der ersten Länder in Europa, die sich um ihr Müllmanagement kümmerten. Das zahlte sich schnell aus. Heute sind fast alle Müllhalden in Deutschland geschlossen – dank einer Mischung aus Recycling, Müllverbrennung und Regeln für Produzenten und Konsumenten.
Dabei gibt es große regionale Unterschiede: Während in Hamburg nur knapp 30 Prozent des Mülls wiederverwertet werden, schafft die Region Trier als Spitzenreiter schon mehr als 90 Prozent:
Klimaschützer RecyclingWährend sich Deutschland nach den Gesetzesvorgaben schon auf seiner Recyclingrate ausruhen könnte, schaffen andere Länder gerade einen rasanten Anstieg. Beispiel Großbritannien: Das Königreich hat seine Recyclingquote innerhalb von zehn Jahren mehr als verdreifacht. Großen Nachholbedarf haben vor allem junge EU-Mitglieder wie Bulgarien und Rumänien.
Fortschritte beim Recycling sorgen dabei nicht nur für effizientere Stoffkreisläufe – sie sind auch gut für das Klima. Wenn Kunststoffe wiederverwertet werden, landen sie in keiner Verbrennungsanlage, und es muss sie keiner neu produzieren. Deshalb, so haben es die EEA-Experten errechnet, ist der müllbedingte CO2-Ausstoß in der EU zwischen 2001 und 2010 um mehr als die Hälfte gesunken. Bedeutet: Ganze 38 Millionen Tonnen Klimagas weniger.
Damit sich die Europäer auf eine grüne Zukunft freuen können, ist allerdings noch viel zu tun. Denn 2010 produzierte jeder Europäer im Schnitt fast genau so viel Müll wie noch zehn Jahre zuvor. Und das gleichbleibende Müllaufkommen erklären die EEA-Autoren auch noch mit der Wirtschaftskrise. Ein echter Fortschritt wäre es, wenn die Müllmenge so schnell sinkt, wie die Recycling-Quote steigt.