Recycling In Dänemark steht ein Haus aus Müll

Das dänische Upcycle House ist eines der ersten Gebäude weltweit, das ganz aus recycelten Materialien gebaut wurde.

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Dosen haben Pfand, Verpackungen kommen in die gelbe Tonne und die Zeitung von gestern verschwindet vorbildlich im Altpapier: Was sich so penibel anhört, ist Alltag in deutschen Haushalten. Kaum ein Volk trennt seinen Müll so gewissenhaft wie die Deutschen: Rund 45 Prozent des Hausmülls werden hierzulande wiederverwertet, anstatt auf riesigen Deponien zu verrotten.

In Dänemark erreicht Recycling aber noch ganz andere Dimensionen. Hier geht es nicht um zwei, drei Joghurtbecher oder die leeren Wasserflaschen, die zurück in den Supermarkt gebracht werden; nein, hier geht es um ganze Häuser, die Architekten aus recycelten Materialien bauen.

Pionier ist das sogenannte Upcycle House der dänischen Firma Lendager Arkitekter. Beim Upcycling werden Abfälle oder nutzlose Stoffe nicht nur recycelt, sondern anschließend in neu- und höherwertige Produkte umgewandelt. Dadurch müssen keine neuen Materialien für den Bau genutzt werden.

Das dänische Umwelt-Haus verbraucht deshalb weniger Kohlendioxid als herkömmliche Gebäude. Zum Vergleich: Das Upcycle Haus erzeugt jährlich 0,7 Kilogramm CO2 pro Quadratmeter. Ein gewöhnliches Haus ganze fünf Kilogramm.

Bei rund 10.000 Einfamilienhäusern, die jedes Jahr neu in Dänemark gebaut werden und mehr als 130 Quadratmeter messen, könnten so 5590 Tonnen Kohlendioxid eingespart werden, rechnen die Architekten vor. Und das jedes Jahr.

Fundament aus alten Flaschen„Wir wollen beweisen, dass man auch mit wenig Geld ein Fertighaus bauen kann, das die Umwelt schont und gleichzeitig groß genug für eine Familie ist“, sagt Jørgen Søndermark, Projektleiter der Realdania Byg Stiftung, die das Vorhaben der dänischen Architekten unterstützen.

Gerade einmal eine Million Dänische Kronen, umgerechnet rund 230.000 Euro, soll das 130 Quadratmeter große Haus kosten. Dafür bekommt man fünf Zimmer, eine geräumige Küche mit angrenzendem Gewächshaus, eine Waschküche, eine große Terasse und ein gutes Gewissen noch dazu.

Die Grundstruktur des Hauses besteht aus einem Holzrahmen und zwei vorgefertigten Schiffscontainern, die auf einem Fundament aus alten Glasflaschen und Pfählen stehen. Die Wände sind mit Papierwolle aus alten Zeitungen isoliert und mit Pressspanplatten verkleidet.

Fenster, Ziegelsteine, Leisten und Latten wurden aus älteren Häusern wiederverwertet. Ummantelt wird das Haus von einer Fassade, die teilweise aus alten Bierflaschen gefertigt wurde. „Damit ist es das erste Haus weltweit, dass nur aus recycelten und aufgewerteten Materialien besteht“, erklärt Søndermark. Ob das wirklich stimmt, sei dahin gestellt, bemerkenswert ist das Projekt dennoch. [nggallery id=28]‏

Das Upcycle House spart damit rund 86 Prozent Kohlendioxid gegenüber einem gewöhnlichen Gebäude. „Damit hätten wir nie gerechnet“, sagt Anders Lendager, Inhaber des Büros Lendager Arkitekter. Er ging anfangs noch von 65 Prozent aus. „Deshalb ist es für uns umso erstaunlicher, dass noch kein anderer auf die Idee gekommen ist, ein solches Haus zu bauen.“

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