Sauna lässt grüßen So heiß wird es, wenn wir ALLE fossilen Rohstoffe verbrennen

Ein US-Forscher hat nachgerechnet.

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Im Dezember stehen in Paris wieder mal Klimaverhandlungen an. Dass dringend etwas gegen den steigenden Ausstoß von Treibhausgasen wie CO2 getan werden muss, ist dabei allen Staaten bewusst. Einzig der Wille fehlt.

Und so fördern Energieunternehmen täglich weiter Millionen Barrel, Tonnen und Kubikmeter Erdöl, Kohle und Erdgas. Dass diese Rohstoffe der Menschheit in naher Zukunft ausgehen, ist dabei so gut wie ausgeschlossen. Denn immer wieder entdecken Geologen neue Vorkommen, bessere Technologie ermöglicht ihre Förderung.

Kohle macht's heißInsofern ist es durchaus sinnvoll, sich Gedanken darüber zu machen, was passieren könnte, wenn die Menschheit tatsächlich alle fossilen Rohstoffe aus der Erde holt und in Energie umwandelt.

An einer Antwort hat sich jetzt der US-Ökonom und Energieforscher Michael Greenstone von der Universität Chicago versucht. Die Ergebnisse seiner Berechnungen hat er in einem ausführlichen Artikel in der New York Times veröffentlicht.

Seine Berechnung stützt sich dabei auf ein Modell, das kanadische und britische Forscher im Jahr 2009 in einem Artikel im Wissenschaftsmagazin Nature vorgestellt haben.

Und das ist das Ergebnis von Greenstones Berechnungen:

Seit Beginn der Industriellen Revolution hat sich die durchschnittliche Oberflächen-Temperatur auf der Erde um knapp ein Grad erhöht, schreibt er. Würden wir alle technisch und wirtschaftlich förderbaren Reserven an Öl, Kohle und Gas verbrennen, dann stiege die Temperatur auf der Erde mit großer Wahrscheinlichkeit um 2,5 Grad Celsius.

Zur Erinnerung: Zwei Grad halten viele Klimaforscher für die Grenze, ab der die Erderwärmung richtig ungemütlich wird.

Als nächstes rechnet Greenstone die Vorräte an Erdöl und Erdgas dazu, die sich mit der vorhandenen Technik fördern lassen, bei denen sich die Förderung aber bei den aktuellen Preisen nicht lohnt.

Ende der Fossilen schon 2030?Wichtig ist hier: Entwickelt sich die Technik weiter, könnte es künftig günstiger sein, diese Ressourcen aus der Erde zu holen. Wandern auch diese Vorräte in Kraftwerke und Tanks, dann wird es auf der Erde nochmal um 1,7 Grad wärmer. Macht insgesamt also rund 4,2 Grad Celsius Erwärmung.

Rechnet man zuletzt noch die Kohlevorräte oben drauf, die im Boden schlummern, aber schwierig zu fördern sind, dann kommen weitere knapp fünf Grad Erwärmung hinzu. Alles im allem wird die Welt damit im Durchschnitt rund neun Grad wärmer! Die Menschheit würde regelrecht gegrillt.

Die Folgerung, die sich daraus ergibt, ist klar: Ein ziemlich großer Anteil der fossilen Rohstoffe muss im Boden bleiben. Ist das wahrscheinlich?

Die Szenarien der großen Öl- und Gasversorger gehen davon aus, dass noch bis in die Mitte dieses Jahrhunderts die fossilen Energieträger den Großteil der Energie stellen. Vordenker der erneuerbaren Energien wie Tony Seba aus den USA dagegen sagen ein weitgehendes Ende der Nutzung von Kohle, Erdöl und Gas schon für 2030 voraus.

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Auch bei Greenstone kommt es wie bei allen Rechenmodellen auf die Baiswerte an, mit denen man es füttert. Der Forscher hat in einem ausführlichen "Beipackzettel" aufgeschrieben, wie er gerechnet und welche Annahmen er getroffen hat

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