Schottische Umweltbehörde Aktionsplan gegen Ressourcenverschwendung

Die maßlose Nutzung von Rohstoffen ist der schottischen Umweltbehörde ein Dorn im Auge. Mit einer groß angelegten Initiative will sie nun dagegen vorgehen.

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Die neue Umweltstrategie soll Schottland nachhaltiger machen. Ist sie erfolgreich, werden die Müllberge in Zukunft kleiner. Quelle: dpa

„Wir haben nur eine Erde – deshalb müssen wir sehr, sehr klug mit ihr umgehen.“ Die Warnung von Terry A'Hearn, Chef der schottischen Umweltbehörde SEPA (Scottish Environment Protection Agency), ist deutlich. Er prangert insbesondere die übermäßige Verschwendung von Ressourcen an. Jetzt will er mit einer neuen Strategie dagegen vorgehen.

Luft-, Wasser- und Bodenverschmutzung seien Probleme des 20. Jahrhunderts gewesen, sagte A'Hearn dem Guardian. Seiner Einschätzung nach ist das größte Problem mittlerweile ein ganz anderes: Entwickelte Volkswirtschaften wie Großbritannien würden fast dreimal so viele Ressourcen verbrauchen wie die Erde zu Verfügung stellen kann.

Nicht nur der Müll, auch die Treibhausgasemissionen sollen will die schottische Umweltbehörde reduzieren. Quelle: dpa

Gemeinsam mit Unternehmen und Landwirten will er deshalb eine „one planet prosperity“-Strategie (Eine-Welt-Reichtum-Strategie) verwirklichen, mit deren Hilfe Energieverbrauch, Treibhausgasemissionen, Abfall und Ressourcenverbrauch reduziert werden sollen. Geplant sind verschiedene Instrumente, die das Handeln von Unternehmen regulieren und überwachen.

Fischzucht im Fokus

„Als erstes werden wir schnell und mit Nachdruck dafür sorgen, dass alle schottischen Unternehmen entsprechend der Umweltgesetze handeln“, sagte A'Hearn. Doch der Behördenchef geht noch weiter. Denn die Firmen sollen ermutigt und unterstützt werden, mit innovativen und effizienten Mitteln Richtwerte und Normen nicht nur zu erfüllen, sondern darüber hinausgehend zu handeln.

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von Daniel Anthes

Dafür gebe es immense wirtschaftliche Anreize, insbesondere wenn der Bedarf an endlichen Ressourcen steige: „Letztendlich werden es die nachhaltig wirtschaftenden Unternehmen sein, die Erfolg haben und das Land dabei unterstützen werden, langfristig zu wachsen.“

Die Aquakultur ist für den Behördenchef eine der ersten Branchen, mit denen er eine „nachhaltige Wachstumsvereinbarung" erreichen will. Fischzuchtbetriebe seien eine der großen Herausforderungen, sagte A'Hearn. Schottische Lachsfarmen werden immer wieder von Umweltaktivisten wegen ihres massiven Einsatzes von Antibiotika gegen Bakterien und Viren, Fungizide gegen Pilz-Krankheiten oder Pestizide gegen Parasiten kritisiert – denn die Chemikalien landen nicht nur in den Fischen, sondern auch im Meer.

Deutschland ist Europameister im Verpackungsmüll

Neben der Fischzuchtindustrie könnten auch andere Branchen die Nachhaltigkeitsvereinbarungen unterzeichnen – wie etwa die Whisky-Industrie, die zunehmend auf Umweltschutz setzt.

Auch in Deutschland wird der Umgang mit Ressourcen kritisiert, der Deutschen Umwelthilfe (DUH) ist er ein Dorn im Auge. Alle jährlich regenerierbaren Ressourcen sind seit dem 8. August aufgebraucht, Deutschland trägt laut der DHU einen wesentlichen Anteil daran: „Deutsche leben über ihre Verhältnisse und sind Europameister beim Verpackungsmüll“, heißt es.

Jeder Deutsche benutzt durchschnittlich 76 Plastiktüten pro Jahr. Die Umweltbelastung ist enorm, wie hier am Strand von Niendorf in Schleswig-Holstein. Quelle: dpa

Ein immenses, noch ungelöstes Problem hierzulande ist der milliardenfache Verbrauch von Plastiktüten. Nachdem sie benutzt wurden, landen sie meist auf Mülldeponien, wo sie noch mehrere hundert Jahre die Umwelt belasteten. In Deutschland verbraucht jeder Bürger im Durchschnitt 76 Tüten pro Jahr – insgesamt werden hierzulande 6,1 Milliarden Plastiktüten verbraucht.

DHU fordert gesetzlich festgelegte Abgabe

Die freiwillige Selbstverpflichtung des Handelsverbands Deutschland (HDE) bezeichnet die DUH als Nebelkerze, die nicht dazu führen wird, dass der Plastiktütenverbrauch in Deutschland schnell und deutlich sinkt.

Die DUH fordert stattdessen eine gesetzlich und verbindlich festgelegte Abgabe in Höhe von 22 Cent pro Plastiktüte. In anderen europäischen Ländern wie Dänemark, Irland, Schottland, Wales, England oder Finnland hat die Einführung einer solchen Abgabe auf Plastiktüten dazu geführt, dass der jährliche Pro-Kopf-Verbrauch niedriger ist als in Deutschland.

65 Prozent der Plastiktüten seien seit der Selbstverpflichtung kostenpflichtig, sagte Bundesumweltministerin Barbara Hendricks der "Rheinischen Post". Dies reicht der SPD-Politikern allerdings noch nicht aus: Für das Jahr 2018 ist eine Quote von 80 Prozent kostenpflichtiger Plastiktüten angestrebt. Sollte dies nicht erreicht werden, will Barbara Hendricks auf dem Gesetzesweg nachhelfen.

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