Zugegeben: Ein wenig gruselig mutet das neue Versuchsgelände der University of Michigan schon an. Hier, auf dem nördlichen Campus der US-amerikanischen Universität haben Forscher vor wenigen Tagen eine "Teststadt" eröffnet, in der selbstfahrende Autos unter realistischen Bedingungen erprobt werden sollen.
Das auf den Namen "M City" getaufte Testgelände umfasst rund acht Kilometer Fahrbahn mit unterschiedlichen Belägen, Kreuzungen, Kreisverkehren und einem Tunnel. Daneben soll eine nachgestellte Stadt mit Hausfassaden, Baustellen und Gehwegen für eine möglichst realistische Testszenerie sorgen, wie der Automobil-Produktion Blog berichtet.
Gekostet hat die Ausstattung des rund 130.000 Quadratmeter großen Geländes mehr als 6,5 Millionen US Dollar (ungefähr 5,9 Millionen Euro). Dabei haben neben der Universität zahlreiche Autobauer wie Nissan, Ford oder General Motors die Umsetzung unterstützt.
Diese hoffen, mit dem riesigen Testgelände aktuellen "Bigplayern" im Geschäft um selbstfahrende Autos, Internetkonzernen wie Google oder dem Stromerbauer Tesla, den Rang abzulaufen.
Roboter Sebastian imitiert FußgängerDabei soll ihnen "Sebastian" helfen: Ein Fußgänger-Roboter, der auf die Straße läuft und testen soll, wie schnell die selbstfahrenden Autos die Gefahr erkennen und einen Zusammenstoß verhindern können.
Die Entwickler von M City sind sich bewusst, dass sie mit ihrer riesigen Geisterstadt nicht den realen Straßenverkehr nachbilden können, da hier viel zu viele unvorhersehbare Situationen entstehen.
Viele von ihnen entstünden in exakt dieser Form häufig allerdings nur einmal, wie Peter Sweatman, Leiter des Verkehrsforschungsinstituts an der University of Michigan gegenüber Treehugger.com erklärt. "Wir mögen aber die Idee, dass wir kritische Situationen schaffen und diese so oft wir wollen wiederholen können."
Google und Co gehen einen anderen WegDamit gehen die University of Michigan und ihre rund 14 Projektpartner einen komplett anderen Weg als beispielsweise die Entwickler von Google, die sich bewusst für eine Erprobung im "echten" Straßenverkehr entschieden haben. So tourt das selbstfahrende Google-Auto aktuell über den firmeneigenen Campus in Kalifornien und bald durch die texanische Stadt Austin.
Mit M City wird deutlich, dass auch immer mehr "traditionelle" Autobauer wie Ford und Nissan begriffen haben, dass selbstfahrende Autos ein wichtiges Mobilitätsthema der Zukunft sind. Denn die fahrerlosen Autos dürften nicht nur für weniger Zusammenstöße und Staus sorgen, auch soll das Konzept enorm energiesparend sein, wie jüngst eine Studie herausfand.
Ob allerdings eine eigene Teststadt der richtige Ansatz ist, um künstliche Intelligenz auf die Straße zu bringen, ist fraglich. Zum einen testen Unternehmen wie Google nicht grundlos ihre Fahrzeuge im realen Straßenverkehr. Gerade weil die Situationen hier so unberechenbar sind, ist es wichtig die Autos in diesem Umfeld zu testen. Das schafft mehr Vertrauen als ein Fahrzeug, dass bisher lediglich künstlich erzeugte Probleme gemeistert hat.
Zum anderen liegt der neue Testcampus nur wenige Kilometer von der ehemaligen Autohochburg Detroit entfernt. Seit dem Ende der Boomjahre der amerikanischen Autoindustrie in den 1960ern verwaisen hier immer mehr Straßenzüge - wieso wurde nicht die bestehende Infrastruktur genutzt, um dort selbstfahrende Fahrzeuge zu testen, wie Treehugger.com kritisch anmerkt?
Hier noch ein Video zu M City: