
Eine Sanierung der besonderen Art ist in Lünen im westlichen Westfalen geplant. Erstmals wird ein intelligentes Abwasserentsorgungssystem nachträglich installiert. Der Bauverein zu Lünen als Besitzer von mehreren Gebäuden mit 120 Wohnungen, in denen derzeit rund 250 Menschen leben, nimmt den Sanierungsbedarf zum Anlass, diesen fast schon revolutionären Plan in Angriff zu nehmen.
Die sanierungsbedürftigen Abwasserrohre werden dabei nicht einfach durch neue ersetzt. Vorgesehen ist eine Trennung in Grau- und Schwarzwasser noch innerhalb der Wohnungen. Abwasser aus Waschbecken, Badewannen und Duschen fließt durch ein Rohrsystem in einen Vorratsbehälter. Mit diesem Grauwasser werden die Toiletten gespült. Dazu muss es nicht einmal grob gereinigt werden.
Das Abwasser aus Toiletten sowie von Spül- und Waschmaschinen bleibt nach dem Konzept mit dem Namen i.WET, das vom Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI) in Karlsruhe entwickelt wurde, in der Nachbarschaft: Statt durch das Kanalsystem zur nächstgelegenen Kläranlage zu kommen, fließt es in eine sogenannte Energieallee.
Dort wachsen Energiepflanzen, die das Abwasser als Nährstoffquelle nutzen. Pro Einwohner genügt dazu eine Fläche von einem Quadratmeter. Störende Gerüche erwarten die Forscher nicht, weil das Abwasser unterirdisch verteilt wird. Die Pflanzen können von Zeit zu Zeit geerntet und etwa zur Stromerzeugung verbrannt werden.
i.WET könnte klassische Systeme ersetzen
Der durchschnittliche Wasserverbrauch beträgt pro Einwohner rund 110 Liter pro Tag. "Bis zur Hälfte dieses Wassers wird zum Duschen und Baden verbraucht", sagt ISI-Forscher Thomas Hillenbrand. Das reiche, um genug Grauwasser für jede Spülung zu haben.
Da auch erheblich weniger Abwasser anfällt, das über das Kanalsystem kostenpflichtig entsorgt werden muss, lassen sich durch i.WET deutliche Einsparungen erzielen. Selbst wenn die Energie-, Wasser- und Abwasserkosten nicht steigen, amortisiere sich das System in acht bis zwölf Jahren, meint Hillenbrand.
Das "integrierte WasserEnergieTransitionskonzept" (i.WET), wie die Fraunhofer-Forscher es nennen, könnte nach und nach die herkömmlichen Systeme ersetzen. Da die Kanäle nicht gleich stillgelegt werden können sollen sie regelmäßig mit Grauwasser gespült werden. Schon heute ist das bereits nötig, allerdings mit Frischwasser, weil auf Grund der Sparbemühungen zu wenig Abwasser hindurchfließt, sodass sich übel riechende Rückstände bilden. Das i.WET ist derzeit auf der Umweltmesse Ifat in München zu sehen, die bis zum 3. Juni dauert.