Snowfarming Altschnee soll den Wintersport retten

Milde Temperaturen und Wintersport - das passt nicht zusammen. Skigebiete setzen jetzt auf Snowfarming: Sie lagern Altschnee während des Sommers.

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Für den Wintersport sind die milden Temperaturen ein ernsthaftes Problem. Um Sportlern und Gästen dennoch einen rechtzeitigen Start in den Schnee zu ermöglichen, setzen immer mehr Skigebiete in Österreich und in der Schweiz auf „Snowfarming“. Dabei werden Kunstschnee und auch der übrig gebliebene Restschnee am Ende einer Wintersaison mit einer Plane bedeckt und über die Sommermonate gelagert.

Im Skigebiet Ramsau am Dachstein in Österreich fahren Langläufer nun zum ersten Mal auf konserviertem Schnee. Mit dem Snowfarming hatten die Pistenbetreiber bereits im vergangenen Februar begonnen und sammelten übrig gebliebenen Altschnee mit Baggern ein. Zusätzlich stellten sie neuen Schnee mit Schneekanonen her.

Insgesamt 5000 Kubikmeter kamen so zusammen, das entspricht mehreren hundert LKW-Ladungen. Der Schneeberg wurde dann unter einer zwei Zentimeter dicken Schicht aus Sägespänen und mit einer Silofolie abgedeckt. Erst zum Saisonstart im November wurde die Bedeckung entfernt. Rund 80 Prozent des ursprünglichen Schneevolumens konnten mit der Snowfarming-Methode erhalten werden.

„Es ist einfach viel energieeffizienter, den Schnee bei entsprechend kalten Temperaturen im Februar herzustellen als bei ungünstigen Bedingungen im November“, sagt Elias Walser, Geschäftsführer des örtlichen Tourismusverbandes. Aus dem konservierten Schnee entstand eine 1,2 Kilometer Langlaufstrecke. In diesem Februar wollen die Ramsauer wieder Schnee konservieren, dieses Mal für eine längere Langlaufstrecke. „Viele standen dem Projekt am Anfang mit Skepsis gegenüber.

Aber es hat funktioniert. Auch die Qualität des Schnees ist überraschend gut“, sagt Walser. Wie viel von dem eingelagerten Schnee am Ende des Sommers tatsächlich übrig bleibt, hängt von Einflüssen wie Temperatur, Wind, Niederschlag und der Sonneneinstrahlung ab. Auch die Lage des jeweiligen Gebietes ist entscheidend. Zudem muss der Schneeberg auf trockenem Boden stehen.

Keine Option für ganze Gebiete

Derzeit kostet die Herstellung eines Kubikmeters Kunstschnee rund drei Euro. Snowfarming ist nicht unbedingt das günstigere Verfahren. Im Gegenteil: Snowfarming kann, je nach Gebiet, mehr kosten. Zusätzliche Kosten verursacht beispielweise der Umstand, dass der Schnee nach der Einlagerung verteilt werden muss. „Für ein ganzes Skigebiet kommt das Snowfarming aus Kostengründen gar nicht infrage“, sagt Fabian Wolfsperger vom WSL-Institut für Schnee- und Lawinenforschung SLF im schweizerischen Davos.

Noch wird die Methode vor allem verwendet, um überschaubare Strecken zu bauen, wie zum Beispiel abgesteckte Langlauf-Rundstrecken oder Skisprungschanzen. In Deutschland kam die Methode auch in Titisee-Neustadt zum Einsatz, damit beim Skisprung-Weltcup im vergangenen Dezember genügend Schnee vorhanden war.

Viele Skigebiete werben damit, dass Snowfarming umweltschonend sei. „An der Methode ist so gesehen erstmal nichts umweltschonend. Es ist zwar energieeffizienter, den Schnee im Januar oder Februar herzustellen als in den wärmeren Monaten. Aber dennoch wird er ja technisch hergestellt. Man muss sich auch den Energieaufwand anschauen, der benötigt wird, um den Schnee dann zu verteilen. Und meist wird später dennoch zusätzlich beschneit“, sagt Wolfsperger.

Er sieht im Snowfarming vorallem eine Möglichkeit, dass der Wintertourismus zum angestrebten Zeitpunkt starten kann. Das nehme den Druck von den Skigebieten, dann beschneien zu müssen, wenn es eigentlich zu warm ist. Langfristig müsse man aber auf andere Verfahren setzen. So benutzen manche Orte bereits Schneekanonen, die ganz ohne Strom auskommen.

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