Solar-Rekord Chile startet die Energie-Revolution

Chile will für seine Energiewende die Stromleistung verdoppeln - und stellt bei der Ausschreibung einen neuen Solar-Rekord auf.

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Die Atacama gilt als ideales Gebiet für Solaranlagen - auch die Bergbaufirma CAP hat einige Panels aufgebaut und kann so fast den kompletten Strombedarf ihrer Eisenmiene decken. Quelle: REUTERS

Chile hat große Pläne: Das langgezogene Küstenland am südamerikanischen Pazifik startet - wie Deutschland - den großen Umbau seiner Stromproduktion. Dementsprechend viel zu bieten hatte die letzte Stromauktion in Santiago, bei der die Regierung Kapazitäten von 12,34 Terawattstunden pro Jahr versteigerte. Das entspricht einem Drittel des Landesbedarfs.

40 Prozent der versteigerten Kapazitäten werden zukünftig von Windenergie geliefert. Für einen Rekord sorgte allerdings die Solarenergie: 2,91 Cent pro Kilowattstunde hat das spanische Photovoltaik-Unternehmen Solarpack geboten. Damit unterbieten die Spanier den im Mai bei einer Auktion in Dubai aufgestellten Rekord für Solarstrom um 0,08 Cent. Und den Preis für Kohlestrom bei der gleichen Auktion um etwa 50 Prozent.

Davon träumt man in Deutschland: Die Vereinigten Arabischen Emirate bauen einen Solarpark, der mit Kosten von 2,6 Cent pro Kilowattstunde einen Preisrekord aufstellen soll.
von Wolfgang Kempkens

Vor wenigen Jahren galt die Energieversorgung in Chile als teuer, unsicher und umweltschädlich. Lediglich sechs Prozent der gesamten Energie kamen 2013 von Erneuerbaren. Um die Lage zu verbessern, wurde ein höchst umstrittener Staudamm in Patagonien geplant – wegen des öffentlichen Drucks stampfte die Regierung ihre Pläne 2014 wieder ein. Alternative Vorhaben hätten die Wasserversorgung sowohl für die Bauern als auch die Stadtbewohner gefährdet und wurden ebenfalls gestoppt.

Offensichtlich hat sich seitdem viel getan. Im Vergleich zur letzten Versteigerung fielen die durchschnittlichen Gebote um rund 40 Prozent auf etwa 42 Euro pro Megawattstunde. Gleichzeitig versprachen die siegreichen Bieter Investitionen von rund 3 Milliarden US-Dollar.

Die beiden größten Gewinner der Auktion heißen Mainstream Renewable Power (kurz RPL) und Empresa Nacional de Electricidad. Insgesamt erhielten sie den Zuschlag für mehr als zwei Drittel der versteigerten Kapazitäten. Die irischen Windkraft-Spezialisten von RPL werden dafür sieben Windpark-Projekte ankurbeln, die nach 1,65 Milliarden US-Dollar Investition 985 Megawatt leisten sollen.

Nicht alle Erzeugungsarten bekannt

Da die bietenden Unternehmen bei der Auktion die Energiequellen nicht bekanntgeben mussten, ist nicht bekannt, aus welcher Erzeugung die Empresa Nacional de Electricidad ihre 4,9 Terawattstunden speisen möchte. Der Preis (knapp 50 US-Dollar pro Megawattstunde) und ein 160-MW-Projekt des Mutterkonzerns Enel lassen jedoch auf Solarenergie schließen.

Auch die Endverbraucher dürften von den neuen Deals profitieren. Auch wenn für sie auf die günstigsten 2,91 Cent pro kWh noch Steuern und Leitungskosten aufgeschlagen werden, kommen sie wohl günstiger weg als zuvor. Zum Vergleich: In Deutschland liegt der Erzeugerpreis dieses Jahr bei rund sechs Cent – wohlgemerkt mit abbezahlten Kohlemeilern.

In Chile zeigt sich das enorme Potenzial erneuerbarer Energien. Das Rekordniedriggebot von Solarpack ermöglicht der technische Fortschritt bei den Anlagen, der die Herstellungskosten für Solarpanels stark hat sinken lassen. Dazu hat sich die chilenische Regierung endlich dazu durchgerungen, einen nationalen Plan für die Energieinfrastruktur auf den Weg zu bringen. Dieser soll auch abgelegene Solarparks wie in der Atacamawüste, der trockensten Wüste der Welt, effizient in das nationale Stromnetz einbinden.

Dort steht nämlich auch die Anlage für deren Betrieb Solarpack den Zuschlag erhielt. Nahe am Äquator, hoch in den Anden, in einer Gegend, in der manche Wetterstationen seit ihrer Inbetriebnahme keinen Niederschlag registriert haben. Auch deshalb kann sich das spanische Unternehmen in Zukunft mit der günstigsten, nicht subventionierten Stromerzeugung rühmen.

Chile selbst geht als großer Profiteur aus der Versteigerung: Tiefstpreise, gesicherte Investitionen in Erneuerbare und ein Infrastrukturplan, der anscheinend aufgeht. Ohne fossile Brennstoffe, Wasserknappheit und umstrittene Staudammprojekte.

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