Solarenergie auf dem Acker Oben Energie, unten Kartoffel

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Windkraft hat Akzeptanzprobleme

Was die Bauern nach einem guten halben Jahr Test schon sagen können: Beeinträchtigungen gibt es - vor allem beim Befahren des Ackers mit den Traktoren. „Das ist ein bisschen wie auf der Autobahn“, sagt Schmid. „Vorher hatte man vier Spuren, die durch weiße Striche getrennt waren und jetzt sind es eben Pfosten.“ Ähnlich sieht es Fraunhofer-Forscher Schindele. „Die Stützen erzeugen Mehraufwand“, sagt er. „Aber das ist auch legitim, der Landwirt hat ja auch einen Mehrnutzen.“ Denn die installierte Anlage kann den Strombedarf von rund 62 Haushalten decken. Bislang wird noch ein Großteil der erzeugten Energie ins Stromnetz eingespeist.

Naturschützer beobachten das Projekt mit Wohlwollen. Denn die doppelte Nutzung der landwirtschaftlichen Fläche - oben Energie, unten Gemüse - könnte langfristig gesehen gegen den Flächenverbrauch helfen. „Uns ist eine Solaranlage darüber allemal lieber als Mais für Biogasanlagen auf dem Feld“, sagt der baden-württembergische Landesvorsitzende des Naturschutzbundes (Nabu). Zudem berge im Vergleich zur Solarenergie die Windkraft deutlich mehr Konfliktpotenzial - etwa beim Blick auf den Artenschutz.

Die Bodenseeregion sei für ein solches Pilotprojekt besonders interessant, sagt Schindele. Zum einen gebe es energieintensive Unternehmen mit hoher Stromnachfrage. „Auf der anderen Seite sind die Potenziale der Stromerzeugung am Bodensee sehr eingeschränkt. Die Windkraft hat Akzeptanzprobleme wegen des Alpenpanoramas und es gibt fast keine Biogaspotenziale wegen des großen Obst- und Wein- und Hopfenanbaus. Die einzige Technologie, die so richtig zum Zuge kommt, ist die Photovoltaik. Wir dachten, dass man in dieser Diskrepanz eine neue Technologie sehr gut etablieren könnte.“

Langfristig sei das Ziel, dass die Agrophotovoltaik als eine weitere Technik im Bereich der erneuerbaren Energien anerkannt wird, sagt Schindele. Denn dadurch könnte die neue Technologie auch förderberechtigt werden - und dann werde eine solche Anlage für Landwirte wirtschaftlich interessant. „Dann kann ich mir sehr gut vorstellen, dass Stadtwerke in Kooperation mit Landwirten vor Ort lokal, dezentral die Stromerzeugung in die Hand nehmen.“

Das sind schöne Aussichten zum weltweiten Tag der Sonne am 3. Mai, an dem es vor allem um die Rolle der Sonne als Energielieferant geht.

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