Solarmobil Zweisitziges Fahrrad aus dem Baukasten fährt mit Sonnenkraft

Das Solarmobil, eine Art Fahrrad mit Solarantrieb, kommt im Herbst als Prototyp - danach ist die Community gefragt.

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Wie ein Fahrrad sieht das Solarmobil nicht direkt aus: Der Rahmen zwei Meter breit und drei Meter lang, zwei Sitze mit Steuerknüppel in der Mitte und darüber ein Solardach von 4,8 Quadratmetern. Die Abmessungen erinnern eher an einen Van, als an einen Verwandten des Drahtesels. Und das soll auch so sein.

„Das Pedelec braucht den gleichen Platz, den auch ein kleiner Campingbus braucht“, sagt Matthias Köchl, der Erfinder. Das soll durchaus ein Statement sein: „Saubere Mobilität soll sich ihren Platz im Verkehr ruhig wortwörtlich nehmen“, sagt der Österreicher, der gemeinsam mit einem Schlosser und einem Designer fieberhaft an einem Prototyp arbeitet. Im Herbst soll es soweit sein.

Damit findet eine Idee ihren vorläufigen Höhepunkt, die der Abgeordnete zum Nationalrat (Grüne) schon vor Jahren hatte. Bereits 1998 hatte er als Abschlussprojekt seiner Ausbildung zum Nachrichtentechniker einen Solarscooter gebaut. „Seitdem habe ich die Idee, ein Fahrrad mit Solarkraft zu betreiben“, sagt Köchl. „Es war jetzt einfach an  der Zeit – auch ehe ein anderer auf die Idee kommt.“

Unbegrenzte Reichweite bei SonnenscheinIn der Tat gibt es bereits Fahrräder und Studien, die mit Solarunterstützung betrieben werden – aber Köchl will etwas anderes. „Es geht mir nicht darum, ein E-Bike mit ein paar Solarzellen nachzuladen. Ich möchte ein Fahrzeug, das bei Sonnenschein unbegrenzt weit fährt - ohne Batterie", sagt der Entwickler.

Tatsächlich wirbt Köchl mit der unbegrenzten Reichweite auf der Website, eine kleine Batterie gibt es momentan derzeit aber noch dazu. Geschwindigkeiten von bis zu 25 Kilometer in der Stunde sollen möglich sein. Dafür sollen 1.000 Watt Solarleistung mit einem Wirkungsgrad von 21 Prozent und eine Motorleistung von 600 Watt sorgen. Außerdem gibt es ja noch die Pedale, die nebenbei auch ermöglichen sollen, dass das Gefährt rechtlich als Fahrrad eingestuft wird – zumindest in Österreich, um in Deutschland zugelassen zu werden, müsse man wahrscheinlich die Motorleistung etwas drosseln, prognostiziert Köchl.

Ohnehin sei das Solarmobil weit davon entfernt, fertig zu sein. Köchls Idee ist, dass er mit seinen Kollegen ein möglichst simples Muster entwickelt, danach soll eine Onlinecommunity Verbesserungsvorschläge, Weiterentwicklungsideen oder verschiedene Design-Varianten des Pedelecs einbringen. Das Dach könnte so eine Komponente mit Optimierungsbedarf sein – es könnte das Gefährt durch den Gegenwind beträchtlich bremsen.

Modelle auch aus Bambus möglichDerzeit befindet sich Köchl in Gesprächen mit diversen Herstellern, um geeignete Einzelteile zu identifizieren. Das Solarmobil soll schließlich aus möglichst wenigen, leicht erhältlichen Teilen bestehen und als Bausatz verkauft und verschickt werden. Die Bauanleitung solle sogar frei verfügbar gemacht werden. „Es sollen viele Komponenten aus Standardteilen bestehen, damit man sich das Rad auch in China oder Bangladesch bauen kann – meinetwegen auch aus Bambus oder anderen Materialien, die vorhanden sind“, sagt Köchl. Für den hiesigen Markt schätzt Köchl die Materialkosten derzeit auf etwa 2500 Euro – erst wenn der Prototyp fertig ist, könne die Zahl präzisiert werden.

Dass er bei seinem auf Mitbestimmung und Eigeninitiative basierenden Geschäftsmodell Einfluss abgeben muss und wohl auch weniger an einem etwaigen wirtschaftlichen Erfolg beteiligt wird, ist Köchl bewusst. „Ich habe aber lieber einige Prozent Anteil an einer großen Idee, als 100 Prozent an einem Einzelstück“, sagt er selbstbewusst.

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