Solarpanel adé Sonnenkraftwerke sehen jetzt aus wie Blätter

Solaranlagen stehen bald nicht mehr nur auf Dächern und Wiesen. Demnächst gibt es sie in allen Farben und Formen.

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Auf den ersten Blick sieht die Solarlampe aus, als hätte jemand Herbstlaub zwischen zwei Glasscheiben gepresst. Tatsächlich sind die Blätter aber organische Solarzellen, die mit dem Strom, den sie aus dem Licht der Sonne erzeugen, einen Akku im Fuß aufladen.

Wenn die Dämmerung einsetzt, wird die Glasscheibe dann von Leuchtdioden erhellt, die ebenfalls im Fuß sitzen und senkrecht nach oben strahlen. SL1 Garden Lamp heißen die Leuchten des deutschen Herstellers Belectric OPV (OPV steht für Organische Photovoltaik), die künftig die Gärten der Welt erhellen sollen.

Aber was ist nun das Besondere an einer Solarlampe, könnte man fragen? Ganz einfach: Sie zeigt, in welche Formen und Farben Solarzellen künftig gebracht werden können. Große Solaranlagen auf Dächern und Freiflächen - das muss bald nicht mehr unbedingt sein.

Belectric OPV in Nürnberg hat die organischen Zellen hergestellt, sie in Herbstlaubform gebracht und entsprechend farbig bedruckt. Bischof Glastechnik in Bretten bei Karlsruhe, ein Spezialist für die Verarbeitung von Flachglas, hat sie zwischen die Scheiben gepresst.

Solarzelle als DesignobjektDie Gartenlampe ist der Prototyp für ein Angebot, das Belectric Designern und Architekten macht. Sie können organische Solarzellen in beliebigen Formen, Farben und Mustern bestellen. Eingebettet werden sie dann in Lampen, die sich selbst mit Strom versorgen, Fensterscheiben oder Fassadenelemente. Belectric-Direktor Hermann Issa, hat es damit erstmals auch geschafft, Solarzellen wie Objekte zu designen.

Solarte heißt die frisch vorgestellte neue Produktlinie des Unternehmens, das zu den weltweit wenigen gehört, die organische Solarzellen in einer industrienahen Produktionsstraße herstellen. Die haben die Nürnberger gebraucht von Konarka gekauft, dem amerikanischen OPV-Pionier, der im vergangenen Jahr pleite ging.

Vor allem im Bausektor sieht Unternehmens-Direktor Issa große Chancen für seine Zellen, die im Rohzustand transparent sind wie Cellophanpapier. Feine Drähte, die kaum sichtbar sind, transportieren den Strom zu einer Sammelstelle, etwa zum Akku im Sockel der Gartenlampe.

Wenn die Zellen in ein Mehrscheibenfenster integriert werden, sieht man erst recht nichts von den Strom führenden Leitungen. Denn die verschwinden im Rahmen.

Solaranlage aus dem DruckerOrganische Zellen, die hauchdünn und  biegsam sind, weil sie sich auf einer Unterlage aus Kunststoff befinden, haben eine Reihe von Vorteilen. Die elektrisch aktiven Schichten werden einfach aufgedruckt, ebenso Farben und Muster, wenn sie gewünscht werden. Das sogt für niedrige Produktionskosten – wenn sie denn mal in großen Stückzahlen hergestellt werden.

Kostengünstig ist auch die Integration etwa in Fenster oder Fassadenelemente. Eine Strom erzeugende Scheibe koste vielleicht 20 Euro mehr als eine konventionelle, sagt Issa, der weit in die Zukunft denkt. Herkömmliche Siliziumzellen könne man nur mit hohem Kostenaufwand integrieren, wenn überhaupt. Energieautarke Häuser brauchten extrem dicke Isolierungen, die die Nutzfläche reduzieren. Würden Fenster und Fassaden mit seinen Zellen Strom erzeugen, könnte man diesen in Speichern sammeln und zum Beheizen nehmen, wenn die Außentemperatur sinkt. Issa denkt beispielsweise an keramische Speicher, wie sie in Nachtspeicheröfen verwendet werden. Wenn die Sonne scheint, werden sie aufgeheizt.

Dass seine Zellen nur einen bescheidenen Wirkungsgrad von vielleicht vier Prozent haben, findet Issa nicht weiter problematisch. Wenn man eine Hochhausfassade mit Strom erzeugenden Elementen komplett verkleide, käme schon einiges an Energie zusammen. „Wir wollen die Hocheffizienz durch Systemintegration aushebeln“, sagt Issa.

Dann lohne sich die Stromerzeugung mit Sonnenlicht auch dann noch, wenn die Vergütung nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz wegfalle. Und das, so seine feste Überzeugung, kann schneller passieren als man denkt.

Neben der neuen Reihe „Solarte“ entwickelt Belectric die Produktlinie „Power Plastic“ weiter, also Solarkraftwerke, die sich als Dächer von Wartehäuschen des Öffentlichen Personennahverkehrs einsetzen lassen.

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