Nach Angaben der Internationalen Energieagentur (IEA) wird rund die Hälfte des globalen Ölverbrauchs für Verkehr und Transport benötigt. Gemessen am weltweiten Energiebedarf macht das grenzenlose Reisen rund 20 Prozent aus. Soll heißen: Ein Fünftel der Energie die auf der ganzen Welt produziert wird, wird nur verbraucht um Leute von A nach B zu bringen.
Das Erstaunliche daran: Dieser hohe Energiebedarf findet seinen Einsatz gar nicht bei großen Reisen, wie Transantlantikflügen, sondern wird vornehmlich in Städten benötigt. Die IEA geht davon aus, dass 40 Prozent des globalen Energiebedarfs für Transport nur in Städten benötigt wird. Verwunderlich, denn gerade hier sollten doch die Wege kurz sein. Umweltfreundliche Transportmöglichkeiten wie öffentlicher Nahverkehr, das Fahrrad oder eben der Fußmarsch müssten sinnvolle Alternativen zum Auto sein.
Diese hohen Energiekosten in Städten heißen im Umkehrschluss: Lässt sich die Fortbewegung effizienter und damit ressourcenschonender gestalten, ist viel für die Umwelt getan. Daher hat die IEA jetzt einen Leitfaden für Städte herausgegeben, der zeigen soll, wie Menschen zu niedrigeren Energiekosten transportiert werden können. Die Experten haben dazu drei Strategien erarbeitet (hier das Programm als PDF):
Die "Vermeidungs-Strategie"Das einfache Ziel dieser Strategie lautet: Verkehr vermeiden, dort wo es geht. Wieso sollte man eine Strecke fahren, wenn das Ziel der Reise nur ein Gespräch ist, das ebenso gut am Telefon geführt werden kann? Das ist sozusagen die Basis, an der Städteplaner ansetzen sollten. Die Städte der Zukunft sollten derart gestaltet sein, dass lange Wege verkürzt, wenn nicht gar vermieden werden können. Dabei spielt die Telekomunikation eine entscheidende Rolle.
Die "Wechsel-Strategie"Bei dieser Strategie geht es um Wege, die sich nicht vermeiden lassen, beispielsweise um ein Paket abzuholen. Dann sollten Städte derart gestaltet sein, dass es sinnvoll ist, das energieeffizienteste Fortbewegungsmittel zu wählen. Ein Beispiel: Der öffentliche Nahverkehr ist bei guter Auslastung relativ umweltfreundlich. Sind die Tickets dafür so günstig, dass das eigene Auto mit Sprit-und Parkkosten diesen Preis weit übersteigt, wird man eher auf die Straßenbahn als den eigenen Wagen zurückgreifen.
Die "Verbesserungs-Strategie"Die Verbesserungs-Strategie baut sozusagen auf der "Wechsel-Strategie" auf. Getreu dem Motto: Wenn schon mit dem Auto fahren, dann mit einem möglichst energieeffizienten." So soll sichergestellt werden, dass die Techniken, die genutzt werden auch effizient sind und der Energiebedarf bei gleichbleibender Auslastung sinkt.
Drei Strategien, die wie eine Pyramide aufeinander aufbauen. Bei konsequenter Umsetzung dürften sie die Energieeffiziez der Städte steigern. Bei gleichbleibender Bevölkerung müsste der Energiebedarf sinken, bei wachsender Bevölkerung der Energiebedarf nicht steigen.
Jedoch bringt die Umsetzung dieser Pyramide auch Probleme mit sich, wie selbst die IEA anmerkt. So dürften Unternehmen wie Straßenbaufirmen und Autohersteller wenig Interesse an dem Ausbau und Umstieg auf den öffentlichen Verkehr haben und mit einer dementsprechenden Lobby solchen Plänen gegenübertreten. Mögliche Lösung: Die Umweltschäden, die durch die "klassischen" Fortbewegungsmittel entstehen mittels einer Steuer in den Preis integrieren. Das dürfte den Umstieg leichter machen.
Ein weiteres Problem ist die Finanzierung: Wer gibt viel Geld für einen massiven Umbau der Verkehrsstruktur aus? Da ist vor allem die öffentliche Hand gefragt. Jedoch dürften auch innovative Unternehmen, die den Stadtverkehr als Geschäftsmodell entdeckt haben, Interesse an einem solchen Wandel haben.
Die Vorschläge der IEA sind relativ umfangreich und kosten bei einer vollständigen Umsetzung enorm viel Geld. Daher sind sie eher als als eine Art Vorschlag für Stadtplaner zu sehen, wie man in zukünftige Umbaumaßnahmen auch den Faktor Umwelt stärker mit einbezieht.