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Studie Artensterben beschleunigt sich dramatisch

Forscher legen neue Schätzungen zum Artensterben vor – demnach verschwinden Pflanzen und Tiere heute 1000 Mal schneller als in vormenschlichen Zeiten.

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Meist schaffen es nur die Großen und Berühmten in die Zeitung: Als im Jahr 2012 die Riesenschildkröte George auf den Galapagosinseln verstarb, und damit auch das letzte Tier seiner Art, ging die Nachricht um die Welt. Auch das Verschwinden des letzten Java-Nashorns in Vietnam machte Schlagzeilen.

Zwar tauchen manche als ausgestorben geltende Arten wieder auf (auch Galapagos-Riesenschildkröten könnte es noch geben), aber Forscher sind sich einig, dass das die Ausnahme ist. Vielmehr ist die aktuelle Rate, mit der Tier- und Pflanzenarten verschwinden, mit großer Wahrscheinlichkeit sehr viel höher als zu anderen Zeiten der Erdgeschichte.

Bis zu 10.000 Arten könnten jedes Jahr verschwindenDie bisher wahrscheinlich ausführlichste Studie, die versucht, die historische mit der aktuellen Rate des Aussterbens in Relation zu setzen, hat ein Forscherteam um den Ökologen Stuart Pimm von der Duke University in den USA vorgelegt. Das Ergebnis: Aktuell sterben 1000 Mal mehr Arten aus als in den 60 Millionen Jahren bevor der Mensch die Erde besiedelte. Die natürliche Rate des Aussterbens ohne menschlichen Einfluss berechneten die Forscher dabei auf eine von einer Million Spezies alle zehn Jahre. Aktuell verschwänden rund 1000 pro eine Million Spezies alle zehn Jahre.

Derzeit gibt es auf der Erde bis zu zehn Millionen bekannte Arten von ein- oder mehrzelligen Lebewesen, schätzen Forscher. Bis zu weitere 90 Millionen könnten unbekannt sein. Demnach würden derzeit jedes Jahr bis zu 10.000 Arten aussterben. Bekannt ist, dass mehr als 320 Landwirbeltiere in den vergangenen 500 Jahren verschwunden sind, rund 30 Prozent der Arten weltweit gelten als gefährdet.

Stuart Pimm und seine Kollegen stützen sich bei ihrer Hochrechnung nicht wie frühere Studien nur auf Fossilien. Sie bezogen auch DNA-Analysen in ihre Computermodelle mit ein. Dennoch warnen die Forscher davor, dass die Ergebnisse nur Näherungen sind und genaue Angaben für eine natürliche Aussterbensrate nicht möglich seien.

Durch die Evolution gebe es heute zwar mehr Spezies auf der Erde als zu früheren Zeiten, schreiben die Forscher. Doch das sich beschleunigende Artensterben könnte diesen Trend umkehren.

Über die Ursachen für die Beschleunigung des Artensterbens, sind sich Pimm und seine Kollegen sicher. Dadurch, dass der Mensch immer größere Flächen bebaue, Wald rode, die Natur verschmutze oder für die Landwirtschaft urbar mache gingen zunehmend Lebensräume für Pflanzen und Tiere verloren.

Wissenschaftler wie Pimm sprechen deshalb schon von einem sechsten großen Massensterben, das der Mensch verursacht. Das bekannteste Massensterben von Arten fand vor rund 60 Millionen Jahren statt, als die Dinosaurier verschwanden.

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Lesetipp: Die US-Journalistin Elizabeth Colbert widmet sich in ihrem aktuellen Buch "The Sixth Extinction" dem Thema des Massenaussterbens.

 

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