Eine zweite Hürde wären verschiedene Regelungen zum Naturschutz. Um die auf und im Umkreis der Insel Heard lebenden Seehunde, Pinguine, Fische und Zugvögel zu schützen, wird der Zugang von den australischen Behörden stark eingeschränkt. Für die Antarktis gibt es zudem internationale Abkommen, die nicht nur eine militärische Nutzung, sondern auch die wirtschaftliche Ausbeutung verbieten.
Selbst wenn es dem Unternehmen aus Dubai gelingen sollte, alle erforderlichen Genehmigungen zu erhalten, wäre die eigentliche Arbeit in den antarktischen Gewässern immer noch eine enorme Herausforderung. „Abertausende Eisberge treiben umher, und sie können sich ohne Vorwarnung bewegen“, sagt Christopher Readinger vom National Ice Center der USA. „Die Stürme da unten können wirklich brutal sein, und es gibt dort niemanden, der einem helfen könnte.“
Im Bereich der Arktis wird Polareis seit einiger Zeit bereits kommerziell genutzt - wenn auch nur in recht begrenztem Umfang. Im Norden Kanadas sprengen selbsternannte „Eisberg-Cowboys“ passende Blöcke heraus und verkaufen sie an Brauereien, Weinkellereien oder Wodka-Hersteller. Ein norwegisches Unternehmen verkauft geschmolzenes Polareis in Flaschen als Luxus-Trinkwasser.
Für die künftigen „Eisberg-Cowboys“ im Süden wäre allerdings nicht nur der Zugang deutlich schwerer. Die Ausbeute pro Kilogramm Eisberg wäre dort im Vergleich auch eher mager. „Das ist das trockenste Eis der Welt“, sagt Brears. „Man kann sehr viel von diesem Eis schmelzen lassen und dabei trotzdem nur sehr wenig Wasser gewinnen.“ Umweltschützer weisen unterdessen darauf hin, dass es für die Länder der Golfregion auch ganz andere Mittel zur Bekämpfung des Trinkwasser-Mangels gäbe - etwa Tröpfchenbewässerung in der Landwirtschaft, eine bessere Wartung von Leitungen oder schlicht ein sparsamerer Umgang mit der kostbaren Ressource.
Das Eisberg-Projekt stehe zu allen Konzepten zur Klimawandel-Anpassung im Widerspruch, sagt Charlotte Streck, Leiterin des Beratungsunternehmens Climate Focus. Es sei „eine außergewöhnlich sinnlose und kostspielige Art“, das Trinkwasser-Problem am Golf zu lösen.