Umwelt-Simulation Software soll Überschwemmungen verhindern

Eine Software der Universität Erlangen-Nürnberg soll konkret vor Überschwemmungen warnen.

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Vor Überschwemmungen - wie etwa im April in Sachsen - können Wetterdienste nur pauschal warnen. Wo genau der Regen fällt und wo Flutwellen auftreten, lässt sich mit den heutigen Mitteln der Vorhersagen nicht sicher bestimmen. Dort setzt die Simulationssoftware der Universität Erlangen-Nürnberg an, die von der Gesellschaft beratender Ingenieure für Bau und EDV (GBI) in Herzogenaurach kommerzialisiert worden ist.

Mit der Software lassen sich Flutwellen präzise vorhersagen. Mehr noch: Im Vorfeld angewandt, kann das Programm konkrete Tipps geben, wie sich Hochwasser verhindern lassen. Das wäre beispielsweise durch Regenwasser-Rückhaltebecken an bestimmten Stellen oder der Verlegung eines neuen Kanals mit größerem Durchmesser möglich.

Die Software funktioniert über die Geodaten eines Gebiets. Für seine Kalkulationen berücksichtigt das Programm die Topografie des untersuchten Gebiets und dessen Nachbarschaft, also die Verteilung von Hügeln und Tälern, und die Bodenbeschaffenheit. Denn bei Überschwemmungen kann es relevant sein, ob der Boden versiegelt ist, wie etwa bei Straßen, oder saugfähig, wie etwa Wald und Feld.

Auch bei der Bauplanung relevantDas Programm berücksichtigt außerdem die Kapazität der Entwässerungssysteme sowie die der Fließgewässer und bereits umgesetzte Vorsorgemaßnahmen, wie die Anlage von Regenwasser-Rückhaltebecken und Dämmen. „Wir können solche Simulationen für jede beliebige Region erstellen“, sagt Reinhard Brodrecht, Geschäftsführer des Engineeringunternehmens GBI. Dazu müssen allerdings die örtlichen Geodaten und andere Einflussfaktoren bekannt sein.

Zudem ist ein relativ dichtes Netz von Wetterstationen nötig, die Starkregen ohne Zeitverzug melden. Ergänzt wird es von Stationen, die mit Lidar ausgestattet sind. Das ist ein Radarsystem, das Regenfälle in entfernten Regionen dokumentiert.

„Es ist prinzipiell möglich, Bürger vor Hochwasser zu warnen“, sagt David Bertermann vom Geozentrum Nordbayern, der an der Entwicklung der Software mitgearbeitet hat. Dazu müssen die jeweiligen Regionen von der Simulationssoftware erfasst werden. Meldet dann eine Wetterstation starken Regen, ermittelt die Software umgehend die Wege, die das Wasser nimmt, und informiert die Besitzer gefährdeter Gebiete. Selbst Gefahren für einzelne Gärten lassen sich so feststellen.

Das Programm hilft aber nicht nur bei drohenden Überschwemmungen durch Regen, sondern kann auch schon deutlich früher zum Einsatz kommen. Vor der Ausweisung eines neuen Gewerbegebiets im oberpfälzischen Weiden etwa untersuchte die GBI die Region mit ihrer Software, um herauszufinden, ob dramatische Überflutungen für das Gebiet drohen. In Weiden war dies letztlich nicht der Fall.

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