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UN Zeit im Kampf gegen Erderwärmung läuft davon

Eine UN-Studie zum Kampf gegen den Klimawandel legt nahe: Am besten sucht sich die Menschheit einen neuen Planeten ...

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Manchmal braucht es das ganz große Bild, um Entwicklungen im Kleinen einschätzen zu können. So ist das auch beim Klimawandel. Derzeit ringen Politiker in Deutschland, den USA, China und vielen anderen Ländern um ihre jeweiligen Ziele für den Klimaschutz.

Jetzt hat die UN-Umweltbehörde UNEP nachgerechnet (hier als PDF), wie schnell die Welt ihren Ausstoß an Treibhausgasen herunterfahren müsste, um die Erderwärmung mit großer Wahrscheinlichkeit auf zwei Grad zu begrenzen. Die zwei Grad halten viele Forscher für das Maximum an Erwärmung, bei der die Folgen des Klimawandels noch beherrschbar wären.

Die Welt lebt über ihre VerhältnisseDas Ergebnis: Der Menschheit rennt die Zeit im Kampf gegen die Erderwärmung rapide davon. Die Nachricht ist keineswegs neu (und viele der Zahlen im Unep-Bericht sind es auch nicht), aber so übersichtlich und kompakt wurden die Informationen bisher selten aufbereitet. Und das sind die wichtigsten Ergebnisse:

- um die Erderwärmung effektiv einzudämmen, müsste der Ausstoß von Treibhausgasen schon im Jahr 2020 vier Prozent unter dem Wert von 2010 liegen, 2030 14 Prozent und 2050 müsste er ganze 55 Prozent unter das Level von 2010 gesunken sein.

- um die Erderwärmung auf zwei Grad zu begrenzen, muss die Menschheit irgendwann im Zeitraum zwischen 2050 und 2070 klimaneutral wirtschaften. Das bedeutet, dass nur noch so viel CO2 in die Atmosphäre gelangen darf, wie die Natur auch binden oder Technik aus der Atmosphäre ziehen und unter die Erde verfrachten kann.

Das ganz offensichtliche Problem ist, dass der CO2-Ausstoß weltweit nicht sinkt, sondern ansteigt. Insgesamt haben die Länder noch ein CO2-Budget von rund 1600 Gigatonnen, die sie in die Atmosphäre pusten können bis die Zwei-Grad-Grenze durchbrochen ist. Rechnet man die anderen Treibhausgase wie Methan mit ein, sind es laut Unep nur 1000 Gigatonnen.

17 Gigatonnen über SollViel Puffer ist das nicht. Allein 2012 gelangten rund 54 Gigatonnen Treibhausgase in die Atmosphäre. 2025 sollten es aber höchstens noch 48 Gigatonnen sein, um dem Zwei-Grad-Ziel treu zu bleiben. 2030 liegt die Grenze bei 44 Gigatonnen.

Die Unep-Experten gehen davon aus, dass mit den aktuell beschlossenen Klimazielen der einzelnen Länder die Werte im Jahr 2020 sich bei 54 Gigatonnen stabilisieren. Ob das mit den aktuellen Wachstumsraten beim CO2-Ausstoß zu schaffen ist, daran zweifelt aber auch die Unep selbst. Schon in der Vergangenheit seien Klimaziele häufig nicht eingehalten worden, mahnt sie. Derzeit nimmt der CO2-Ausstoß pro Jahr um mehr als zwei Prozent zu.

Rechnet man die von den einzelnen Ländern versprochenen Klimaziele bis 2030 fort, läge der Ausstoß bei 59 Gigatonnen, also 17 Gigatonnen über dem Soll, der das Erreichen des Zwei-Grad-Ziels wahrscheinlich macht.

Wahrscheinlicher ist derzeit aber, dass die Temperaturen auf der Erde im Schnitt um vier Grad steigen. Die Folgen wären gravierend, wie die Weltbank in einem Report im Jahr 2012 schreibt: Hitzewellen würden zunehmen, der Meeresspiegel steigen. Die Trockenheit würde Ernten vernichten.

Wie die Weltgemeinschaft mit dieser Tatsäche umgeht, kann sie im Dezember auf dem Weltklimagipfel in Peru zwei Wochen lang debattieren. Die Unep schlägt vor, sehr viel schneller als bisher auf erneuerbare Energien umzusteigen und sparsamer mit Energie umzugehen. Diese Rezepte sind längst bekannt. Wirklich ernst nehmen sie die Regierungen der Welt bisher nicht.

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