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Unternehmen Berliner Startup will Solar für alle

Milk the Sun hat einen Online-Marktplatz für Fotovoltaikanlagen gestartet – und hat damit ungewöhnlich viel Erfolg. Investieren kann jeder.

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Wer die Treppen des Berliner Altbaus in das Büro von Milk the Sun hinaufsteigt, würde nicht denken, dass hier eines der spannendsten deutschen Jungunternehmen im Bereich Greentech zu Hause ist – alles ist schlicht, ein paar Schreibtische gibt es, aber viel Zeit zum Einrichten hatten die vier Gründer (Dirk Petschik, Philipp von Seherr-Thoß, Andre Aslund) um den Geschäftsführer Felix Krause noch nicht.

Innovationen passieren derzeit fast täglich in der Fotovoltaikbranche – von Weltrekorden beim Wirkungsgrad bis zu schwimmenden Sonnenkraftwerken für Seen. Aber jenseits der Technik – beim Verkauf – hat sich in den vergangenen Jahren wenig verändert.

Hausbesitzer rufen immer noch den Handwerker ihrer Wahl an, wenn sie ihr Dach mit Solarzellen ausrüsten wollen, informieren sich in Internetforen über die Hersteller oder wälzen Fachmagazine.

Wer in Solaranlagen investieren will und kein eigenes Dach zur Verfügung hat, für den ist der Weg zum eigenen Sonnenkraftwerk noch schwieriger. Er oder sie kann sein Geld in einen entsprechenden Fonds stecken. Auch in sozialen Netzwerken wie Xing, auf Ebay oder sogar auf der Immobilienplattform Immoscout tauchen Solarprojekte auf, in die man sein Geld stecken kann – ob die Projekte seriös sind, ist allerdings kaum zu entscheiden.

Solarinvestments so einfach wie Wohnung mietenDie Frage stellt sich also: Wohin mit den 5000 Euro, die man zum Erfolg der Energiewende beitragen und in eine lukrative Sonnenanlage investieren will?

Tolle Technik, miese Investitionsmöglichkeiten – das dachten sich auch Felix Krause und Dirk Petschik als sie mit den anderen Gründern Ende 2010 nach einer Geschäftsidee suchten. „Investitionen in Solaranlagen waren undurchsichtig und vollkommen ineffizient“, sagt Krause. Seine Idee: Investitionen in Sonnenkraftwerke sollten so einfach werden, wie eine Wohnung zu mieten.

Die Lösung war der Onlinemarktplatz mit dem Namen Milk the Sun. Dort können heute Bauern Scheunendächer einstellen, die für Anlagen geeignet sind und Kommunen ihr Land. Wer ein Projekt geplant hat, kann über Milk the Sun auch Kapital für Solaranlagen einsammeln.

Sogar Altanlagen können verkauft werden – nachdem Bundesumweltminister Peter Altmaier in diesem Frühjahr seinen Plan einer Strompreisbremse verkündet hatte, kletterte die Zahl der Second-Hand-Kraftwerke bei Milk the Sun drastisch, denn der Minister wollte auch Besitzer von Altanlagen im Nachhinein zu Kasse bitten.

Die Konkurrenz wehrt sich vor Gericht„Nach zweijähriger Entwicklungszeit ist unser Portal jetzt eine Mischung aus Ebay-Sofortkauf und Immoscout geworden“, sagt Krause. Und die Kunden nehmen das Angebot an: Derzeit sind mehr als 200 Solarprojekte aus 15 Ländern auf der Seite, die Investoren suchen. Einmal gebaut hätten sie eine Leistung von mehr als 250 Megawatt und ein Investitionsvolumen von knapp 400 Millionen Euro. Anlagen mit einer Leistung von 70 Megawatt hat Milk the Sun schon erfolgreich vermittelt.

Die Nutzung ist denkbar einfach: Wie bei Immoscout stehen die wichtigsten Daten über das Projekt (unter anderem Ort, Ausrichtung, Technik) auf der Seite – über ein Formular kann der Interessent dann den Anbieter kontaktieren. Auf Wunsch vermittelt das Startup an Kunden auch einen Gutachter, eine Versicherung oder einen Juristen. Kommt der Deal zustande, nimmt Milk the Sun eine Provision zwischen 0,5 und 0,8 Prozent.

Dass Unternehmen mit erfolgreichen Ideen selten allein sind, zeigt sich aber auch beim Berliner Startup. Erst kürzlich kam es zum Rechtsstreit mit dem Hamburger Unternehmen „ProjectForum4t2“. Der Anbieter mit dem sperrigen Namen will mit einem ähnlichen Angebot wie die Berliner punkten und verdächtigte den Konkurrenten, seine AGBs kopiert zu haben. Die Sache ging vor Gericht, Krause lenkte ein und ließ sie ändern. Am Ende gab es ein Bußgeld von 400 Euro.

Und auch in den USA greifen mit Energy Sage und Mosaic Crowdfunding Startups mit ähnlichen Ideen an – deshalb will auch Milk the Sun jetzt seine Präsenz im Ausland ausbauen. Man darf gespannt sein, welches Jungunternehmen am Ende das Rennen macht und das Amazon unter den Solarmarktplätzen wird.

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