Unternehmen Levi's recycelt Wasser in der Jeansherstellung

8.000 Liter Wasser stecken in einer Jeanshose. Der weltweit größte Jeans-Hersteller möchte das mit einem speziellen Recycling-System nun ändern.

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Am 22. März ist es wieder soweit: An diesem Tag feiern die Vereinten Nationen zum 21. Mal den Weltwassertag, um die Politik und die breite Öffentlichkeit daran zu erinnern, wie lebenswichtig Wasser für die Menschen ist.

Während bis zu 900 Millionen Menschen weltweit keinen Zugang zu sauberem Wasser haben, steigt in einigen Ländern der Wasserverbrauch ins Unermessliche (siehe Abbildung links). Vor allem, wenn man das "virtuelle Wasser" betrachtet: Darunter versteht man die Wassermenge, die während der gesamten Produktionskette eines Produktes verbraucht, verdunstet oder verschmutzt wird – auch Wasserfußabdruck genannt.

Unsichtbarer VerbrauchDeutschlands Wasser-Fußabdruck beispielsweise beträgt jährlich 1.430 Kubikmeter pro Einwohner und entsteht zu etwa 69 Prozent außerhalb der Landesgrenzen. Die doppelte Wassermenge erreicht im Vergleich ein einzelner US-Bürger mit jährlich 2.840 Kubikmetern.

Aber wie setzt sich dieser „unsichtbare Wasserverbrauch“ zusammen? Beispiel Jeanshose: Um Kleidung aus Baumwolle herzustellen, sind weltweit durchschnittlich 10.000 Liter Wasser pro Kilogramm erforderlich. Bei einer Jeans mit circa 800 Gramm Gewicht macht das 8.000 Liter. 85 Prozent davon verrbaucht die Herstellung der Baumwolle, davon fließen mehr als die Hälfte für die Bewässerung auf die Felder. Die restlichen 15 Prozent sind für alle weiteren Verarbeitungsschritte notwendig.

Levi Strauss, einer der weltweit bekanntesten und größten Jeanshosen-Hersteller, will diesen Fußabdruck jetzt zumindest etwas verkleinern.

Einsparen und WiederverwendenBereits 2011 führte der Modekonzern die Jeans-Kollektion „Water-Less“ ein, die bei der Produktion weniger Wasser verbrauchen soll. Angeblich will der Hersteller so nach eigenen Angaben 28 Prozent weniger Wasser verwenden.

Seit letztem Jahr fertigt Levi's ausgewählte Stücke der „Waste-Less-Kollektion“ außerdem aus mindestens 20 Prozent recycelten Plastikflaschen. Acht Plastikflaschen stecken im Durchschnitt in einer Jeans, die sonst im Müll gelandet wären.

Nun geht der Jeans-Gigant noch einen Schritt weiter: In einer ersten Testphase stellte das Unternehmen 100.000 Jeanshosen aus 100 Prozent recyceltem Wasser her und sparte somit laut Informationen der Firmen-Webseite zwölf Millionen Liter der wertvollen Ressource ein. Das würde genügen, um fünf Olympia-Schwimmbecken zu füllen.

Das Ganze funktioniert so: Ein spezielles Wasser-Recyclingsystem reinigt bei Levi’s schon seit 1994 das Abwasser, welches im letzten Herstellungsschritt, also beispielsweise beim Färben der Jeans, entsteht. Spezielle Abwasserauflagen, zu denen sich das Unternehmen verpflichtet hat, sollen dafür sorgen, dass das Wasser die Fabrik sogar sauberer verlässt, als es in sie hereinkam.

Geschlossener Wasserkreislauf

Der Gedanke liegt eigentlich nahe, dieses saubere Abwasser selbst wieder zu nutzen, anstatt es – wie bisher gängig – ins Grundwasser abfließen zu lassen.

Dennoch scheint es in der Praxis komplizierter zu sein, als es sich zunächst anhört. Erst 20 Jahre nach der Einführung der Abwasserauflagen hat Levis nun mit der Unterstützung eines chinesischen Zulieferbetriebes ein spezielles Abwasser-Rücklauf-System entwickelt.

Dieses System ermöglicht, dass das zu 100 Prozent recycelte Wasser zurück in die Industrie-Waschmaschine geleitet werden kann. Eine Fabrik hat das neue System bereits erfolgreich getestet. Noch in diesem Jahr soll es bei einem Zulieferbetrieb in Nicaragua und in weiteren Fabriken auf der ganzen Welt eingeführt werden.

Bleibt zu hoffen, dass sich diese neuartige Technologie bald als Standard in allen Fabriken durchsetzen wird und dadurch die ganze Branche profitiert.

Wer sich nicht nur darauf verlassen möchte, dass die Textil-Hersteller im großen Stil Wasser sparen, kann übrigens auch selbst etwas tun: Einfach die geliebte 501-Hose ins Tiefkühlfach legen und Bakterien und sogar Gerüche wassersparend beseitigen.

Allerdings: Der Wasseraufwand, der für Kultivierung der Baumwolle getrieben werden muss, bleibt bestehen.

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