
Im Süden Vietnams mündet der Mekong-Fluss in das Südchinesische Meer. Hier findet sich das Mekong-Delta. Die Region ist als Reiskammer des Landes bekannt. Und als das Reich der Früchte: Die Bauern im Mekong-Delta bauen viele exotische Sorten an und exportieren sie weltweit, von der Pampelmuse bis zur Stinkfrucht.
Knapp 18 Millionen Menschen leben auf einem Gebiet von rund 39.000 Quadratkilometern - damit ist das Gebiet nur etwas größer als Nordrhein-Westfalen. Die Region macht etwa ein Viertel der gesamten Landwirtschaft Vietnams aus. Exemplarisch steht das Mekong-Delta für das Potenzial asiatischer Staaten auf dem Sprung. Denn kaum eine Region ist in den vergangenen Jahren so stark gewachsen.
Doch was vom Aufschwung kommt bei den Menschen an?
Wir haben vier Akteure in der Region begleitet. Einen Bauer, eine Händlerin, eine Touristenführerin, und einen Fischer.
Vier unterschiedliche Welten, die von einem Gebiet im Wandel berichten. Die vier Bewohner aus Can Tho, dem politischen und kulturellen Zentrum des Deltas, haben uns über ihr Leben und ihre Arbeit erzählt, über ihr Empfinden und ihre Erwartungen. Wer sind sie, was wollen sie? Und wie unterscheiden sie sich?
Vier Menschen, vier Themenbereiche: 4 x 4. Eine Formel, die für das Vorwärtskommen steht. Bei Fahrzeugen bedeutet sie, dass die Kraft von allen Rädern kommt. Gilt das auch für die vier Akteure im Mekong-Delta?
Eins: Leisten
Die Wirtschaft von Vietnam wächst rasant, jedes Jahr steigt das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um fünf bis sieben Prozent. 2014 knackte es die Schwelle von 2000 US-Dollar pro Bewohner, lag im vergangenen Jahr schon bei knapp 2200 US-Dollar. Finanziert auch durch eine zunehmende Staatsverschuldung.
Die Landwirtschaft trägt nach Zahlen der Österreichischen Wirtschaftskammer 18 Prozent zum BIP bei. Der Produktionsbereich mit 39 Prozent und vor allem Dienstleistungen mit 43 Prozent sind wichtiger - allerdings ist das Mekong-Delta das Herzstück der Landwirtschaft. So spielt diese dort eine deutlich wichtigere Rolle.
Zwei: Leben
Was für Touristen romantisch ist, ist für manche Vietnamesen Alltag: Das Leben auf Booten. Gerade auf einem Fluss-Delta. Doch auch dort hat mittlerweile eine Urbanisierung eingesetzt und die Städte wachsen deutlich schneller. Und mit ihnen auch die Infrastruktur. So hat beispielsweise die Hälfte der Menschen mittlerweile einen Zugang zum Internet.
Drei: Empfinden
Die Arbeitslosigkeit in Vietnam ist gering, lag 2013 bei zwei Prozent und soll nach IWF-Prognosen weiter sinken. Dafür ist das Durchschnittseinkommen mit umgerechnet knapp 2000 US-Dollar nicht besonders hoch. Im Mekong-Delta liegt der monatliche Schnitt laut General Statistics Office bei 3,5 Millionen Dong - knapp 170 US-Dollar.
Dabei schwanken die Durchschnittslöhne je nach Branche extrem. Gerade in anspruchsvollen Dienstleistungsberufen sind die Löhne deutlich höher. Denn auch wenn fast alle Vietnamesen lesen können; einen Hochschulabschluss haben laut Bildungsministerium nur knapp acht Prozent.
Vier: Erwarten
Die ökologische Transformation steht noch am Anfang. So liegt der Anteil an nicht-fossiler Energie bei rund sieben Prozent - immerhin drei Prozentpunkte höher als 2010. Ein Atomkraftwerk soll in den kommenden Jahren gebaut werden.
Für das Land ist es existenziell, die Bedrohungen durch den Klimawandel in den Griff zu bekommen - schon 2007 machte die Konrad-Adenauer-Stiftung das Mekong-Delta als besonders gefährdete Region aus. Der Meeresspiegel wird jedes Jahr um einen Zentimeter steigen. Trotzdem hoffen die Bewohner auf weiteres Wachstum.
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Dieser Beitrag entstand im Rahmen des Journalisten-Stipendiums Nachhaltige Wirtschaft. Alle Informationen zum Stipendium erhalten Sie unter diesem Link.