Warme Kleidung statt Heizung Nie mehr frieren dank Nano-Silber

Nano-Drähte statt Heizung: Forscher wollen feine Silber-Fäden in Kleidung nähen und sie so wärmer machen. Experten warnen.

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Obwohl der milde Herbst derzeit noch keine winterlichen Gefühle aufkommen lässt, graut es vielen schon vor den erwarteten Stromkosten. Klar, man könnte diesen Winter einfach weniger heizen, doch spätestens wenn der dicke Schnee kommt, möchte man es drinnen mollig warm haben – Kosten hin oder her.

Die Folgen dieses Gebarens sind gravierend: Etwa die Hälfte des weltweiten Stromverbrauchs fließt inzwischen in die Beheizung von Gebäuden, die inzwischen für ein Drittel aller Treibhausgasemissionen verantwortlich sind. Wie also den Verbrauch senken ohne zu frieren?

Wärme dank Nano-DrahtIngenieure der kalifornischen Stanford University haben da eine Idee. Statt den Fokus wie üblich auf die Isolierung von Gebäude zu legen, richten sie ihren Blick auf den menschlichen Körper. Ihr Ansatz: Nicht die Räume aufheizen, sondern den Menschen. Bis zu 1000 Kilowattstunden Strom pro Jahr soll der Verbraucher dank der neuen Technologie laut Studie einsparen können – genug, um 15.000 Hemden zu bügeln oder 7000 Stunden fernzusehen.

Ermöglichen soll es ein Material, das besser isoliert als normale Kleidung und sogar selbst Wärme generiert: Silber.  Als verwebter Nanodraht soll das Silber die Wärme des Körpers reflektieren und sie ihm wieder zurückgeben, statt sie, wie bei normaler Kleidung, an die Umgebung zu verlieren.

Sollte die eigene Körperwärme nicht ausreichen, um sich ausreichend zu wärmen, soll das Material durch eine eingebaute Batterie zusätzlich erwärmbar sein, sagen die Forscher. Silber ist nämlich nicht nur ein hervorragender Reflektor, sondern auch ein exzellenter Stromleiter.

Teueres KonzeptDas Konzept klingt auf den ersten Blick überzeugend – aber auch teuer. Silber ist schließlich kein Schnäppchen und um einen ganzen Mantel mit Nanodraht zu durchweben, braucht es einiges an Edelmetall.

Die Forscher allerdings betonen, dass das Nanogeflecht extrem dünn sei und man deshalb nur wenig Silber brauche. Für den Konsumenten soll sich das Silber in der Kleidung also preislich kaum bemerkbar machen: Auf maximal zehn Euro pro Kleidungsstück schätzen die Macher die Extra-Kosten.

Wärmende GefahrDer Einsatz von Nanosilber in Klamotten und Gegenständen des täglichen Bedarfs ist allerdings heftig umstritten. Das Bundesinstitut für Riskoforschung rät von solchen Produkten sogar dringend ab. Auch der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) warnt in einer ausführlichen Studie vor dem massenhaften Einsatz von Nano-Silber.

Der Grund: Das Verwenden von Nano-Silber sei „im Hinblick auf gesundheitliche Auswirkungen nicht verantwortbar“. „Nano-Silber verhält sich im Körper völlig anders als grobpartikuläres Silber“, so der BUND. „Es zeigt in Zellkulturen mit Lungen-, Leber und Nervenzellen toxische Wirkungen.“ Es gebe Hinweise darauf, dass ernste gesundheitliche Konsequenzen wie Lungen- und Leberschäden mit der Aufnahme von Nano-Silber verbunden sein können.

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