Weltweit einmalig Deutsche Entwickler bauen Windrad mit Wasserspeicher

Ein Wasserspeicher im Fundament soll Windräder künftig zu Stromspeichern machen.

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Eine Windenergieanlage, die auch ohne Wind Strom liefert - mit dieser Idee will Alexander Schechner die Windenergie noch flexibler machen. Sein Unternehmen, die MBS Naturstromspeicher GmbH, will dazu die Turmfundamente in Wasserspeicher umfunktionieren. Dass das funktionieren kann, soll nun ein Pilotprojekt in Baden-Württemberg zeigen.

Die Fundamente können einen Wasserspeicher mit einem Volumen von rund 40.000 Kubikmeter beherbergen - so ist es in der 12.000 Einwohner zählenden Stadt Gailsdorf geplant. Dort sollen vier Windräder der Fünf-Megawatt-Klasse auf dem Höhenzug der Limpurger Berge aufgestellt werden. "Durch die Wasserspeicher erreichen wir bis zu 40 Meter mehr Nabenhöhe. Und damit mehr Windausbeute", erklärt Schechner die Vorteile. Zudem steht der gesamte Turm im so genannten Passivbecken. Eine Art großer Pool, der den größten Teil der Wassermengen aufnimmt.

Verbunden sind die Spezial-Windenergieanlagen (kurz WEA) über Rohre mit einem rund 200 Meter tiefer gelegenen Speicherbecken, das ein Volumen von 160.000 Kubikmeter umfasst und als Pumpspeicherkraftwerk dient. Es ist ein weltweit einmaliges Projekt, das immerhin 70 Millionen Euro kosten wird. Etwa zehn Prozent schießt das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit zu.

Ab Ende 2018 sollen so rund 70.000 Kilowattstunden Strom vorgehalten werden, so dass die Anlage als flexibler Kurzzeitspeicher dienen kann. Vor allem im 15-Minuten-Handel sieht Schechner hohes Potential. Bislang hängt die Energieerzeugung der WEA vom Wetter ab, so könnten diese besser dabei helfen, Netzschwankungen auszugleichen.

Bürger-Genossenschaft als Betreiber"Flexibilitätskraftwerke vermeiden die teure Abregelung der Anlagen für erneuerbare Energien und halten die Netze stabil. Gleichzeitig verbessert ihr Einsatz die Auslastung", so Schechner. "Wir sehen den Naturstromspeicher als wichtigen Baustein für die Energiewende in Deutschland", ergänzt Stefan Bögl, Vorstand der Max-Bögl-Gruppe, die für den Bau der Türme und des Wasserspeichers verantwortlich sein wird: "Es ist ein Projekt der Superlative und voller Innovationen."

Die Speicher werden dabei aus zwei Fertigbeton-Halbschalen bestehen. Für das Druckrohr hingegen wird der Kunststoff Polyethylen (PE) verwendet, der im Gegensatz zu Stahl biegsam ist. Die Leitung kann sich somit den vorhandenen Wegen anpassen, was den Eingriff in die Umwelt verringert. Theoretisch könnte das Unterbecken sogar mit einem Naturwärmespeicher ausgerüstet werden, der Wärme oder Kälte aus der Umwelt aufnimmt und sie zwischenspeichert.

Das Unternehmen will drei Leistungsklassen anbieten, die mehr oder weniger seriell gebaut werden können, also nicht groß an den Einsatzort angepasst werden müssen. Das könne die Bauzeiten um Jahre zu verkürzen. Ohne die Bürger mit ins Boot zu holen, geht es aber nicht: Das Projekt ist als Bürgergenossenschaft gemeinsam mit den Gaildorfern geplant.

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