Eine Hannoveranerin produziert Fasern aus Milch und revolutioniert damit die Textilindustrie – über das Start-up Qmilch haben wir bereits vor einem Jahr berichtet. Nun könnte es bald das nächste Milchprodukt geben, das nicht im Kühlregal zu finden ist: Chemiker des US-Landwirtschaftsministeriums haben eine Folie entwickelt, die komplett aus Milch besteht.
Möglich wird das durch ein Protein, das in der Milch enthalten ist: Casein. Normalerweise sorgt es im Käse für Festigkeit. Die Wissenschaftler haben nun allerdings herausgefunden, dass sich die Casein-Proteine auch zu einem dichten Netzwerk verbinden lassen – ähnlich wie bei Kohlenwasserstoffen im Erdöl, aus denen Plastik hergestellt wird.
Aus den Casein-Verbindungen entsteht eine durchsichtige Folie, die sich wie eine herkömmliche Verpackung verwenden lässt. Im Gegensatz zu Plastik sollen die Casein-Folien Lebensmittel aber 500 mal länger frisch halten können. Weil sie komplett aus Milchbestandteilen hergestellt sind, sind sie zudem biologisch abbaubar und könnten sogar mitgegessen werden.
In drei Jahren einsetzbar
Die Milch-Folien haben das Potenzial, eine echte Alternative zum Kunststoff zu werden – denn bisher waren biologische Kunststoffe entweder zu porös oder nicht wasserabweisend und damit nichts für den alltäglichen Gebrauch. Inwieweit das neue Milch-Plastik tatsächlich in den Alltag integrieren lässt, testen die Wissenschaftler momentan noch.
Das Video der American Chemical Society zeigt aber bereits, wie die Casein-Folien eingesetzt werden könnten, beispielsweise als Verpackungen von Instant-Suppe, löslichem Kaffee oder Tee:
Der Milch-Kunststoff könnte zudem Plastiktüten ersetzen und so das weltweite Müllaufkommen reduzieren. Bis die Casein-Folien marktreif sind, dauert es aber noch: Die Chemiker rechnen damit, dass die erste Folie in drei Jahren eingesetzt werden kann.