Die Deutschen verbrauchen jährlich 6,4 Milliarden Einweg-Kaffeebecher. Das sind im Schnitt 80 pro Einwohner, was einen enormen Müllberg produziert.
Doch die Behälter sind auch praktisch. Man muss nicht ständig eine Thermoskanne mit sich herrumtragen und kann den frisch gekauften Kaffee trotzdem „to go“ trinken. Der erste pflanzbare Kaffeebecher des US-Startups Reduce. Reuse. Grow. (RRG) soll die damit einhergehenden Probleme jetzt beheben.
Blumensamen im KaffeebecherDer Plantable Cup besteht aus recyceltem Papier, das mit Wildblumensamen versetzt ist. Die Funktionsweise der innovativen Kaffeebehälter ist dabei recht simpel.
Die Verbraucher trinken einen „to go“-Kaffee ihres Lieblings-Cafés. Entscheiden sie sich, den Becher mitzunehmen, können sie ihn dann auf unterschiedliche Art und Weise pflanzen. Die Anleitung findet sich auf dem Becher.
Wer den Becher nicht selbst pflanzen will, kann ihn auch in eine spezielle Mülltonne werfen, wo die gesammelten Becher von RRG oder Forstbehörden abgeholt und zur Bepflanzung eingesetzt werden können.
Regionale Pflanzen für die UmweltIn der Theorie geht das dann so: Durch das Pflanzen der Behälter wird zum Beispiel Brachland neu belebt und einheimische Bestäuber wie Bienen angelockt und ernährt.
Dafür ist der Becher in 180 Tagen vollständig biologisch abbaubar. Zur Not kann er also auch auf den heimischen Kompost. In den deutschen Biomüll sollte er allerdings nicht, weil er für die Biogasanlagen zu langsam verrottet, die ihn nutzen. Maschinen müssten die Becher aufwendig auslesen und in die Verbrennung schicken.
Welche Pflanzensamen in den Behältern eingesetzt werden, wählt RRG nach der Absatz-Region aus. Die Samen verbreiten sich also in ihren natürlichen Wuchsgebieten.
Crowdfunding für die FinanzierungZusätzlich zu den Blumensamen wird jeder Becher auch mindestens einen Baumsamen pro Becher enthalten, um die ökologische Vielfalt zu beleben und zur Aufforstung beizutragen.
Jeder gepflanzte Becher soll durch die aus ihm wachsenden Blumen und Bäume bis zu einer Tonne CO2 pro Jahr aus der Luft filtern. 110 Gramm CO2 soll die Produktion des Bechers verursachen. Und es gibt keine Zusatzkosten im Vergleich zu normalen, recyclebaren Bechern. In einer Crowdfundingkampagne sucht das Startup derzeit nach finanzieller Unterstützung.
Klingt nach einer fabelhaften Idee, worauf warten das Startup und die Cafés dieser Welt also noch?
Gut gedacht, aber schlecht gemacht?Der pflanzbare Becher ist allerdings nur wirklich ökologisch, wenn ihn die Benutzer richtig verwenden. Auf Wiesen und in Parks geworfene Becher werden die Gärtner kaum 180 Tage dort liegen lassen bis sie verrottet sind und die Pflänzchen sprießen.
Solange die entsprechenden Auffangbehälter in den Städten fehlen, funktioniert auch die Rücknahme nicht. Bleibt also nur der heimische Balkon oder Garten, um die Trinkgefäße einzupflanzen oder zu kompostieren.
Vorerst bleibt ein eigener Mehrwegbecher also die beste Lösung – oder ein Becher, der sich mit dem Altpapier wiederverwerten lässt.