Wunder-Knolle Salzresistente Kartoffel könnte Hungerproblem lindern

Ein Niederländer züchtet Kartoffeln, die auf salzigen Böden wächst. Für viele arme Länder eine große Chance.

  • Teilen per:
  • Teilen per:

Auf der kleinen niederländischen Insel Texel, zwischen Dünen mit Schafen und verstreuten Ortschaften, hat ein Landwirt eine mögliche Lösung gefunden, um das Hungerproblem der Welt zu lindern. Marc van Rijsselberghe ist auf eine Kartoffelsorte gestoßen, der Salzwasser nichts ausmacht. Das unterscheidet sie von fast allen anderen Pflanzen.

Seit mehr als einem Jahr pflanzt er die Knollen jetzt schon auf seinem Acker. "Wir haben erst einmal niemandem etwas gesagt", verriet Arjen de Vos, ein Forscher der Freien Universität Amsterdam der BBC.

Ein Haufen IrrerDie Landwirte auf der niederländischen Insel haben seit jeher damit zu kämpfen, dass Meerwasser auf ihre Felder gelangt und die Ernte verdirbt. Sie teilen das Problem mit weltweit 250 Millionen Menschen, die mit einer sogenannten Versalzung der Böden zu kämpfen haben. Die wird vor allem durch starke Bewässerung trockener Böden und der anschließenden Verdunstung verursacht. In diesen Gebieten befinden sich zu viele wasserlösliche Salze im Boden.

Andere Landwirte - besonders in Pakistan und Bangladesch - leiden unter den Überflutungen von Salzwasser. Getreide und Gemüse lässt sich unter diesen Bedingungen nicht anpflanzen.

Bislang versuchten die Menschen überall auf der Welt aus dem Salzwasser Frischwasser zu gewinnen, sagt der Landwirt Marc van Rijsselberghe. Für ihn ist das ein falscher Ansatz: Stattdessen solle man versuchen, mit dem Wasser zu arbeiten, das die Natur zur Verfügung stellt.

Die Freie Universität Amsterdam schickte dem Landwirt den Wissenschaftler de Vos. Zusammen forschen sie in der Salt-Farm Texel (hier geht's zur Homepage).

Der Landwirt van Rijsselberghe ist kein Wissenschaftler. Seine Methode bezeichnet er als Trial and Error. "Wir sind ein Haufen Irrer mit der Idee, dass wir Dinge verändern können", sagte van Rijsselberghe dem Guardian.

Wasser mit sechs verschiedenen Salzkonzentrationen testeten sie auf den Feldern - von Süßwasser bis zu einer Konzentration von 7000 Milligramm Chlorid pro Liter. Die höchste Konzentration bestand zur Hälfte aus Wattenmeerwasser.

So fand der Landwirt heraus, dass eine Salzkonzentration von zehn Prozent Meerwasser (ungefähr 1900 Milligramm Chlorid pro Liter) das Wachstum der Kartoffeln nicht beeinflusste.

Auch bei einem Meerwasseranteil von 20 Prozent wuchsen die getesteten Kartoffelsorten weiter - laut feinhelliger Expertenmeinung wurde das bisher für unmöglich gehalten, heißt es auf der Homepage der Salt Farm.

Export nach PakistanIm Oktober des vergangenen Jahres wurde ihre Mühe belohnt: Die Niederländer gewannen einen Wettbewerb von USaid, dem Entwicklungshilfeprojekt der US-Regierung, wobei sie sich gegen 560 Bewerber aus 90 Ländern durchsetzten.

Daraufhin wurden die Kartoffelknollen nach Pakistan geschickt, um sie auf einem salzigen Boden anzubauen. Nun muss sich zeigen, wie die Pflanzen auf die asiatischen Klimabedingungen reagieren.

Sollte das Experiment gelingen, wäre das eine große Chance für viele Menschen. Fast 90 Prozent des Wasser auf der Welt sei salzhaltig, sagt der Landwirt. Die Hälfte der Fläche, auf der Menschen Nahrung anpflanzen, ist von Salzwasser bedroht.

"Es ist nicht schwer zu erkennen, dass wir ein Problem haben", sagte Marc van Rijsselberghe. Seine Kartoffel könnte ein Teil der Lösung sein.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%