Innovationen Die Zukunftsmacher: Hightech aus Deutschland

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Neurobiologe Sommer imitiert mit seinen Händen eine Waage: „Wir haben Hinweise, dass das neurochemische Gleichgewicht bei Frauen, die kaum noch Lust auf Sex haben, gestört ist“, sagt er. „Das wollen wir wieder ins Lot bringen.“ Flibanserin setzt mit seiner Wirkung im Gehirn an – in Regionen, die für die Entstehung von sexuellem Verlangen verantwortlich sind. Das Medikament reguliert dort die Konzentration bestimmter Botenstoffe – der Monoamine, die wiederum die für das Sexualempfinden nötige Balance zwischen erregenden und hemmenden Faktoren sicherstellen.

 

Langfristige Hilfe

„Anders als Viagra wirkt Flibanserin langfristig“, erklärt Sommer. „Flibanserin soll Botenstoffe im Gehirn beeinflussen, Viagra dagegen reguliert die Blutzufuhr“, sagt Boehringer-Konzernchef Andreas Barner. Während die Männerpille nach Stunden wirkt, braucht es bei Flibanserin Wochen. Flibanserin löse keine „überschwängliche, unwählerische Leidenschaft aus“, so Sommer, „es müssen schon die entsprechenden Reize vorhanden sein, um das normale Lustempfinden wiederherzustellen.“

An Scherze über seinen Namen hat sich Sommer inzwischen gewöhnt. „Sind Sie der Dr. Sommer aus der Bravo?“, hat ihn einmal ein Zollbeamter gefragt. Dabei ist Sommer gar kein Sexualmediziner. Er leitet bei Boehringer die Forschung an Krankheiten des Zentralen Nervensystems. Zu Flibanserin kam er, weil das Mittel zunächst gegen Depressionen entwickelt wurde. Doch dazu taugte die Substanz nicht.

Wenn Sommer im Freundeskreis von seiner Arbeit erzählt, ähneln sich die Reaktionen: „Erst schmunzeln sie, dann kommt eine zweideutige Bemerkung“, sagt er. „Und dann fragen sie intensiv nach.“

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