Innovationen Unternehmen nutzen Kunden als Ideengeber

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Für den Schmuckhersteller Swarovski etwa brachten die Münchner einen Wettbewerb für innovative Uhren- und Schmuckdesigns ins Netz. In wenigen Wochen bildete sich um die Aufgabenstellung herum eine Designer-Community mit 1600 Menschen aus aller Welt, die mehr als 2000 Vorschläge einreichten. Die von Kunden am besten bewerteten Uhren-Entwürfe wurden umgesetzt.

Solche Wettbewerbe bringen nicht nur frische Ideen in die Unternehmen, „sie stärken auch die Bindung der Kunden an die Marke“, ist Hyve-Gründer Johann Füller überzeugt. Kosten so einer Aktion: 50.000 bis 100.000 Euro.

Das geht auch billiger. Wer keine eigene Web-Plattform will, kann seinen Wettbewerb für um die 4000 Euro auch auf Ideenmarktplätzen wie dem Schweizer Internet-Portal Atizo ausschreiben. BMW etwa sucht dort nach dem Motorrad der Zukunft. Die Community reichte bereits über 770 Ideen ein. Motorräder, so das Zwischenergebnis, müssten künftig vernetzt sein: mit GPS-Ortung und „Buddy-Finder“. Bei BMW ist man begeistert: Über den Wettbewerb „bekommen wir tiefere Einblicke in das, was potenzielle Kunden beschäftigt“, sagt BMW-Produktmanager Carsten Hesener.

Mitunter verraten Kunden ihre Ideen sogar, ohne es zu merken: Im Netz tauschen sie sich nämlich sowieso aus, in Blogs oder Communitys. Hier gibt es die Genies für lau. Ihre Themen reichen von Gadget-Tipps bis zur Bräunungscreme.

Kunden gestalten ihre Produkte

Die Expertise nutzt etwa Nivea-Hersteller Beiersdorf. Mittels eines Analysetools, das den Meinungsaustausch im Netz verfolgt, versucht das Unternehmen zu entschlüsseln, welche Probleme die Kunden mit Selbstbräunern haben – und: wie sie die lösen. Dass die Nutzer frustriert sind über Flecken verunglückter Bräunungsversuche, war bekannt. Nicht aber, dass Profi-Bräuner zum gleichmäßigen Auftragen der Cremes Lackierpistolen aus dem Baumarkt verwenden.

Ob sie es selbst merken oder nicht: Die Kunden sind nicht mehr das passive Publikum von einst. „Sie sind die wichtigste Quelle für Innovationen“, schreiben die Analysten der Economist Intelligence Unit in ihrer Open-Innovation-Studie.

Die Kunden übernehmen sozusagen die Gestaltung ihrer Produkte selbst.

Doch die Unternehmen fragen sie nicht nur nach Ideen. Mittlerweile beschäftigen sie die Netzgemeinde mit hoch komplexen Problemen. Zum Beispiel mit der Frage, welches Molekül Rotwein besser aus weißen Hemden löst. Die meisten Kunden dürften da überfragt sein. Nicht aber die Hundertschaften an Experten weltweit, die sich privat oder professionell mit ähnlichen Fragen befassen.

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