Innovationspreis Bosch Siemens Hausgeräte: Schwamm aus Keramik

Bosch Siemens Hausgeräte hat eine Spülmaschine entwickelt, die besser als andere trocknet und dazu noch Strom spart.

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Spülmaschine mit Zeolith-Entfeuchter: Mineralien saugen feuchte Luft (blau) auf und geben erwärmte Luft (rot) ab

Die Idee kam den Entwicklern des Münchner Hausgeräteherstellers BSH vor fünf Jahren. Sie erinnerten sich an die vielseitigen Eigenschaften von sogenannten Zeolithen. Eine davon schien wie geschaffen für ihre Zwecke. Diese Mineralien vulkanischen Ursprungs saugen wie Schwämme jegliche Feuchtigkeit in ihrer Umgebung auf und speichern sie in unzähligen feinen Poren.

Genau das, so glaubte das Team um Michael Rosenbauer, Entwicklungsleiter bei BSH, könne helfen, ein altes Ärgernis bei Spülmaschinen zu beseitigen: Um das Geschirr zu trocknen, müssen die Heizstäbe, die zuvor das Wasser erhitzt haben, nach dem Spülgang noch einmal angeworfen werden. Eine teure Lösung, die zudem nur eingeschränkt hilft: Kaum eine Maschine schafft es, die Wassertröpfchen von Glas- oder Kunststoffteilen wirklich komplett zu beseitigen.

Minerale finden erstmals den Weg in die Küche

Zeolithe dagegen saugen den Wasserdampf, den ein kleiner Ventilator in den Mineralienbehälter drückt, regelrecht auf und binden die Feuchtigkeit. Dabei erhitzen sie sich und erwärmen die Luft, sodass weiteres Wasser verdampft.

Damit fanden die vielseitigen Minerale erstmals den Weg in die Küche. Anderswo sind sie schon seit Jahren bekannt: In Waschmitteln enthärten sie das Wasser. Tierfutter beigemischt binden sie Geruchsstoffe in den Ausscheidungen von Schweinen und Kühen. Und der Heizungsgerätehersteller Vaillant nutzt sie seit Kurzem in Brennwertkesseln, um deren Wirkungsgrad zu erhöhen. Die kurioseste Anwendung findet sich in selbst-kühlenden, mehrwandigen Bierfässern: Wenn der Bierfreund ein Ventil öffnet, saugen die Zeolith-Kügelchen feuchte Luft an, die das innere Fass umgibt, kühlen dessen Inhalt und geben die freiwerdende Wärme nach außen ab.

Sparsamkeit hat ihren Preis

Dass BSH mit seinen wichtigsten Marken Bosch, Siemens, Neff und Gaggenau zu den innovativsten Hausgeräteherstellern der Welt gehört, ist kein Zufall. Drei Prozent seines Umsatzes – 2008 lag er bei 8,76 Milliarden Euro – gibt das Unternehmen für Forschung und Entwicklung aus. Konzernweit und in allen Sparten beschäftigt BSH 2240 Forscher. 2008 meldeten sie 800 Patente an. In Berlin sind allein im BSH Technologiezentrum für Wäschepflege rund 400 Entwickler und Ingenieure beschäftigt. Kooperationen mit Hochschulen spielen eine wichtige Rolle in den Innovationsprozessen.

Auch beim Zeolith-Geschirrspüler zahlte sich die Zusammenarbeit mit unternehmensfremden Forschern aus. Beteiligt war das Bayerische Zentrum für Angewandte Energieforschung. Das Ergebnis: Die Spülmaschine braucht nur noch gut 0,8 Kilowattstunden pro Spülgang, 20 Prozent weniger als vergleichbare Top-Modelle von Wettbewerbern. Doch die Sparsamkeit hat ihren Preis: Unter 700 Euro gibt es kein Gerät mit Zeolith-Turbotrockner. Demnächst, so teilt das Unternehmen mit, werde die Zeolith-Box aber auch in preiswertere Spülmaschinen eingebaut.

BSH hat ausgerechnet, dass jährlich 1,2 Millionen Tonnen Kohlendioxid weniger emittiert werden könnten, wenn in Deutschland alle Spülmaschinen, die älter sind als zehn Jahre, durch die neuen Energiesparmodelle ersetzt würden. Das entspräche in etwa den CO2-Emissionen von 600.000 Autos.

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