
Fangen wir einfach an – beim Smartphone mit Touchdisplay. Während es für Hörgeschädigte die Möglichkeit bietet, per Videotelefonie und mit Hilfe der Gebärdensprache zu kommunizieren, profitieren Sehgeschädigte von integrierten Hilfen für die Steuerung des Geräts.
Auf dem iPhone nennt sich das System VoiceOver, bei Android heißt es TalkBack. Mit dieser Funktion nennt das Gerät nach einem Tippen auf die Oberfläche, welche Schaltfläche gerade angesteuert wurde – egal ob es sich um Apps handelt oder um virtuelle Knöpfe. Ist es die gewünschte Funktion, bestätigt der Nutzer sie. Ebenso liest die Funktion Texte vor und ermöglicht es damit Blinden, ohne fremde Hilfe E-Mails zu versenden und zu erhalten.
Zubehör für Sehbehinderte
Samsung bietet ebenfalls Zubehör für Sehbehinderte. Speziell für das Galaxy Core Advance hat das Unternehmen eine Ultraschall-Smartphonehülle entwickelt, mit der Hindernisse und andere Menschen erkannt werden können.
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Dieser Ultraschallhelfer spürt alles in einem Umfeld von zwei Metern auf, jeweils in der Richtung, in die das Smartphone ausgerichtet wird. In den sogenannten Optical Smart Stand kann das Gerät eingespannt werden, um damit Briefe und ausgedruckte Texte vorgelesen zu bekommen. Auf Wunsch lässt sich dieser Vorgang automatisiert aktivieren, sobald etwas unter dem Standfuß abgelegt wird.
Mensch 2.0 - Welche Techniken und Implantate uns besser leben lassen
Ein Mikrochip im Innenohr (38.000 Euro) lässt Taube wieder hören.
Hirnschrittmacher (ab 31.000 Euro) senden elektrische Impulse ins Gehirn, um epileptische Anfälle, das Zittern von Parkinson-Kranken und Depressionen zu heilen.
Ein Chip erfasst Nervenreize. Denkt ein Proband "Greifen", kann er eine Prothese fernsteuern.
Werden kleine Magnete unter die Haut der Fingerkuppen implantiert (200 Euro), können Menschen elektromagnetische Felder wahrnehmen.
Mit einer vollelektronischen Orthese (60.000 Euro) können Menschen gelähmte Gliedmaßen wieder benutzen.
Mikroelektronik in modernen Prothesen (30.000 bis 40.000 Euro) kontrolliert und steuert innerhalb von Millisekunden die Position des Kunstbeins beim Gehen, Rennen oder Treppensteigen.
Mit superleichten Karbonfedern (8.000 Euro) spurten Sportler besser als mit normalen Fußprothesen.
Implantate nahe dem Rückenmark (etwa 20.000 Euro) stoppen die elektrischen Nervensignale - und damit das Schmerzempfinden.
Elektronische Schrittmacher kontrollieren die Funktion von Magen, Blase und Darm (ab 14.400 Euro).
Der Brustmuskel wird in mehrere Segmente unterteilt, mit denen Arm und Kunsthand präzise gesteuert werden (60.000 Euro).
Schrittmacher (ab 5.100 Euro) und implantierbare Defibrillatoren (ab 15.500 Euro) halten geschädigte Herzen mit elektrischen Impulsen auf Trab.
Exakt geschliffene Kunststofflinsen (je 3.000 Euro) heilen den grauen Star. So erreichen viele Patienten anschließend 180 Prozent Sehschärfe.
Blinde können mit einem Computerchip (73.000 Euro ohne Operation), der in die Netzhaut implantiert wird, wieder sehen. Eine Kamerabrille überträgt Bilder zum Chip, der das Signal an den Sehnerv weiterleitet. Der Akku am Gürtel liefert den Strom.
Wearables helfen beim „Sehen“
Wearables machen nicht nur das Leben von Sehenden intelligenter. Auch Blinde profitieren davon. Der intelligente Schuh Le Chal erleichtert Blinden die Navigation durch die Straßen. Verbunden mit dem Smartphone verfolgt ein Bewegungssensor im Schuh die Wege des Nutzers und teilt diesem per Vibrationsmotor mit, in welche Richtung er sich bewegen soll.
Je näher er dem Ziel kommt, desto stärker werden die Vibrationen. Für Sehbehinderte wird der Schuh voraussichtlich recht günstig angeboten: 50 Dollar verlangt der Hersteller von Sehbehinderten, normale Läufer zahlen 100 Dollar. Aktuell kann die Fußbekleidung nur vorbestellt werden.
Forscher des MIT wollen es Blinden bald ermöglichen, Bücher zu lesen - ohne Braille-Schrift. Der FingerReader ist ein kleines Gerät, das auf den Finger gesteckt wird. Eine Kamera erkennt die Texte und überträgt sie auf einen Computer oder Smartphone, das die Texte dann vorliest. Aktuell ist das Gerät noch im Entwicklungsstadium, die ersten Beispielvideos lassen aber hoffen, dass der Finger Reader in Serie geht.
Google Glass hat seit seiner viele Diskussionen ausgelöst. Das Projekt OpenGlass will es Blinden ermöglichen, die Brille ebenfalls zu nutzen. Dieses Projekt basiert vor allem auf die Weisheit des Internets: Der sehgeschädigte Nutzer kann mit der Brille in Foto oder Video aufnehmen und dieses dann über verschiedene Plattformen mit der Welt teilen.
Diese geben dann zum Beispiel über Twitter eine Rückmeldung, was der Nutzer gerade sieht. Die „Memento“-Funktion gleicht außerdem Bilder von bereits identifizierten Gegenständen und Orten ab.
Sony bietet seit 2012 eine spezielle Brille für Gehörlose und Hörgeschädigte an, die es ihnen ermöglicht, in normale Kinovorführungen zu gehen. Die Entertainment Access Glasses stammen aus der Profi-Linie für das Digitale Kino. Projektoren im Rahmen der Brille projizieren Untertitel auf das Brillenglas, die Brille selbst lässt sich in Helligkeit und Entfernung zum Kinobildschirm anpassen.
Damit lässt sich die Brille individuell auf die Bedürfnisse des Gehörlosen anpassen - auch spezielle Sehschwächen können ausgeglichen werden. Gesteuert werden die Inhalte über die Haustechnik des Kinos, um sicherzustellen, dass die Untertitel mit dem Film synchron sind.





Soundhawk, eine Firma ehemaliger Designer von Apple, Amazon und Palm, hat das Bluetooth-Headset Scoop entwickelt, das grundsätzlich für all jene gedacht ist, die in lauten Umgebungen besser hören möchten. Die eingebaute Technik sorgt dafür, dass Umgebungsgeräusche herausgefiltert werden, mit Hilfe einer App können diese Einstellungen auf die eigenen Bedürfnisse angepasst werden.
Der eigentliche Clou: Das Headset kann unerwünschte Geräusche herausfiltern und gewünschte verstärken. So können zum Beispiel Hörgeschädigte in lauten Umgebungen wie Restaurants davon profitieren.





Richtfunk wie im Agentenfilm
Ähnlich wie das Scoop-Headset, aber fast wie aus einem Agententhriller wirkt ein Gerät, das der Hörsystemexperte Phonak vor einigen Monaten auf der IFA vorstellte. Der Roger Pen ist ein Richtmikrofon für Hörgeräteträger, das Schwerhörigen sogar Vorteile gegenüber Normalhörenden verschafft.
Per Bluetooth wird das Mikrofon mit dem Handy verbunden und damit konfiguriert. Das Gerät kann entweder vom Nutzer selbst gehalten oder von einem Vortragenden übernommen werden, um das Zuhören zu erleichtern. Selbst in lauten Umgebungen und bei Distanzen von bis zu 20 Metern soll das Gerät funktionieren.
Ein wesentlich prominenteres Beispiel für Spezialhilfsmittel ist das Startup Lift Labs, das kürzlich von Google übernommen wurde. Ihr Produkt „Liftware“ ist ein Werkzeug für Menschen, die durch extremes Zittern Schwierigkeiten beim Essen haben, zum Beispiel bei einer Parkinsonerkrankung.
Das wichtigste Element ist im großen Griff versteckt, nämlich eine Platine mit Bewegungssensoren und einem Motor, der die Handbewegungen des Nutzers ausgleichen kann. Dabei ist es egal, wie stark das Zittern der Hand ist.
All diese Innovationen zeigen also: Auch wenn körperliche Beeinträchtigungen den Alltag der Betroffenen oft erschweren - zumindest gibt es immer mehr digitale Helfer, die ihnen das Leben zumindest etwas erleichtern.