Intelligente Stromzähler Attacke im Sicherungskasten

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Google, Nokia, General Electric, Intel und Hewlett-Packard gehörten zu einem Konsortium von 40 Unternehmen, die im April den US-Präsidenten zum Handeln aufforderten: Er solle doch bitte sicherstellen, dass jeder Haushalt im Land via Computer, Smartphone oder andere Geräte seinen Energieverbrauch „ablesen und managen“ könne.

Die Zahl der Möglichkeiten dürfte künftig explodieren – auch hierzulande, wo die Bundesregierung den Ausbau von smart grids vorantreibt. Im neuen Energiewirtschaftsgesetz steht, dass bei Neubauten und Renovierungen digitale Zähler eingesetzt werden müssen. Das ist eine Grundvoraussetzung, um überhaupt den Energieverbrauch von Sekunde zu Sekunde zu analysieren. Von 2011 an sollen alle Energieversorger mindestens einen Tarif anbieten, der mit der Tageszeit oder mit der Last steigt und fällt. Das wäre ein erster Schritt zur intelligenten Steuerung des Energieverbrauchs in Abhängigkeit vom erzeugten Strom.

Informatiker aber warnen: Wenn das alles so schnell geht, entstehen aus der Hektik Fehler. „Es kommt oft vor, dass eine Technik anfangs für einen eng umschriebenen Kreis von Funktionen gedacht war“, sagt Götz Schartner, ein Kenner der Hackerszene und Chef der Ludwigshafener Sicherheitsfirma 8com. „Dann aber werden die Dinge für völlig andere, zusätzliche Zwecke benutzt.“ Im Voraus und am grünen Tisch, sagt der Mannheimer Informatikprofessor Freiling, „könnte man den Umfang dieser Gefahren gar nicht analysieren“. Da würden nur Erfahrungswerte helfen. Um die zu sammeln, brauche man Zeit.

Übertriebene Panikmache

Und Bernhard Fenn, der Mann mit dem Pilotversuch im Keller? Er sagt: „Die Panikmache ist übertrieben.“ Wenn jemand Terror oder Sabotage verüben wolle, könne er wohl viel einfacher ein paar Leitmasten umsägen, als aufwendig über Computersysteme einzudringen. Und die Daten in seinem eigenen Keller? „Ja, wenn das jemand möchte, könnte man meine Messwerte vermutlich abhören, sie werden ja per Mobilfunk übertragen“, sagt Fenn. „Es ist ja im Augenblick noch eher eine Bastellösung. Aber was sollte man mit den Daten anfangen?“

Selbst der Optimist Fenn ist indes der Meinung, dass es eine Grenze geben muss. Die Stromunternehmen sollten sich um die Energielieferung und um die Fütterung der intelligenten Zähler kümmern – aber nicht auch noch um die Steuerung der Systeme im Haus. Umgekehrt sollten die Verbrauchsdaten der einzelnen Geräte nicht über den Stromzähler hinaus an die Elektrowerke gemeldet werden. „Allein schon aus Datenschutzgründen sollte man das trennen“, sagt Fenn. Der Austausch sei auch gar nicht nötig. Und zu gefährlich. „Ich habe Jungs, die können Energie liefern. Aber ich kann nicht im großen Stil datentechnische Probleme lösen oder Firewalls gegen Hacker installieren.“

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