Konstantin Guericke "Die Bewertung regelt der Markt"

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Macht es Sinn, ein Internet-Unternehmen in Deutschland zu gründen. Oder ist es nicht besser, gleich in die USA zu gehen?

Man sollte Anleihen am israelischen Modell nehmen, wo die Entwicklung in Israel verbleibt und der Geschäftsführer und ein Teil des Managements relativ schnell in die USA geht, um das Produkt zu vermarkten und weiteres Wachstumskapital einzusammeln. Das könnte auch in Deutschland funktionieren, wo wir ja sehr gute Leute haben.

Im Silicon Valley ist es momentan sehr schwer, gute Entwickler zu bekommen und zu halten. Facebook, Google, Zynga, Twitter oder auch Linkedin suchen nach Ingenieuren. Viele Talente wollen sich gar nicht anstellen lassen, sondern was eigenes machen. Ein gutes Ingenieursteam in Deutschland zu haben, wo ein Teil des Gründungsteams sofort in die USA geht, ist schon sinnvoll. Ich würde empfehlen, gleich eine Inc in den USA zu gründen und später eine deutsche Tochter, um mit Aktienoptionsplänen gute Leute anheuern zu können.

In Deutschland hat Linkedin mit Xing einen starken Konkurrenten. Wie zufrieden sind Sie mit ihrem Deutschlandgeschäft?

Wir sind sehr zufrieden. Sicherlich müssen wir noch eine Menge Aufklärungsarbeit leisten, wie wir uns von unseren lokalen Wettbewerbern unterscheiden, insbesondere mit unserem internationalen Ansatz. Allgemein ist eine Menge Wachstumspotential in Deutschland. Die Nutzer sind konservativer, haben schon viel Berufserfahrung, wollen überzeugt werden. Aber in den Personalabteilungen hat sich schon die Ansicht durchgesetzt, dass es nicht mehr reicht, eine Anzeige in der Frankfurter Allgemeinen zu schalten, um gute Bewerber zu finden.

Der Auswanderer

Konstantin Guericke startete Anfang 2003 mit seinen Stanford-Bekannten Reid Hoffman, Allen Blue, Jean-Luc Vaillant und Eric Ly das Karriere-Netzwerk Linkedin und fungierte bis zum Erreichen der Gewinnschwelle im Jahr 2006 als dessen Marketingchef.  Der an der Elituni Stanford ausgebildete Wirtschaftsinformatiker ging mit 15 Jahren als Austauschschüler in die Vereinigten Staaten. Guericke lebt  seit 25 Jahren im Silicon Valley. An Linkedin hält er ungefähr ein Prozent der Anteile.

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