Künstliche Intelligenz Mein Chef ist ein Computer

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Millionenbeträge im Millisekundentakt

Heute hat sich die Arbeit radikal verändert: Statt der Menschen setzt der Energiekonzern die Suchsoftware Clearwell des Sicherheitsspezialisten Symantec ein. Was Fachleute früher Tage beschäftigte, erledigt das Programm in Minuten – ohne Kopfschmerzen zu bekommen.

Big Data nennen IT-Experten die riesigen Mengen gespeicherter Texte, E-Mails oder Bilder, die sich heute auf Firmenservern türmen. Die Softwareanalyse dieser Daten könnte bis 2025 laut Berechnungen von McKinsey die Arbeitsleistung von zehn Millionen Finanzexperten und Juristen automatisieren.

Das gilt auch für viele andere Aufgaben, die sich durch Big Data verändern – oder ganz verschwinden. Beim Versandhändler Otto berechnet eine Software Tag für Tag Verkaufsprognosen für jedes der mehr als zwei Millionen Produkte im Sortiment des Handelsriesen. Kollege Computer stützt sich auf rund 200 Faktoren, etwa die Wettervorhersage oder geplante Werbekampagnen. Disponenten, die diese Arbeit mit Rechentabelle und Stift erledigen, braucht es im Online-Handel längst nicht mehr.

Und so wie der Geldautomat viele Bankkassierer überflüssig gemacht hat, könnte Software bald auch viele andere Bank- und Versicherungsangestellte ersetzen. Längst haben Computer große Teile des Aktienhandels übernommen. Im Handelsraum der Frankfurter Börse sind nur noch aus Nostalgie Schreibtische besetzt. Nun verschieben Rechner im Millisekundentakt Millionenbeträge – und machen aus kleinen Kursbewegungen große Gewinne.

Schon heute übernehmen in vielen Anwaltskanzleien in den USA Computer die Rolle von Rechtsanwaltsfachangestellten. Tausende Seiten juristischer Dokumente nach Präzedenzfällen durchstöbern, Verträge entwerfen – was bis vor Kurzem noch als verheißungsvoller Ausbildungsberuf galt, erledigen heute Programme von US-Unternehmen wie Blackstone Discovery oder Cataphora schneller und preiswerter.

Automatischer Sekretär

Die Schrecken vieler Sekretariate dagegen heißen Siri, Google Now und Cortana – die virtuellen Assistenten auf den Smartphones von Apple, Android und Microsoft. Jeder kann ihnen Termine diktieren, damit Restaurants suchen oder sich die Route zum Geschäftstreffen anzeigen lassen.

Noch ist die Technik nicht immer zuverlässig. Aber weil auch die persönlichen Smartphone-Assistenten stetig lernen, werden sie immer wertvoller für ihre Nutzer. Microsofts neuer Dienst Cortana etwa sammelt wichtige Informationen über seinen Nutzer – Lieblingsverein, Wohnort und mehr – in einem virtuellen Notizbuch. Bald, glauben die Marktforscher von Forrester, begleitet jeden von uns ein virtueller Assistent, etwa in Form eines Ansteckmikrofons, der für uns Sachen im Internet bestellt, uns auf unbezahlte Rechnungen hinweist oder warnt, wenn wir zu viel Stress haben. Ein Sekretär ohne Vorzimmer.

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