Künstliche Intelligenz Mein Chef ist ein Computer

Seite 5/5

Was bleibt für die Menschen?

IBMs digitales Superhirn Watson empfiehlt Ärzten im Memorial Sloan Kettering Cancer Center, einer renommierten Krebsklinik in New York, sogar schon Therapien. Die Mediziner haben den Computer mit mehr als zwei Millionen Seiten an medizinischen Studien, Behandlungsempfehlungen und Notizen von Ärzten und Krankenschwestern gefüttert.

Die Ärzte füttern die Software mit den Symptomen ihrer Patienten. Binnen Sekunden gleicht Watson die Informationen mit seinem Datenschatz ab – und rät zur passenden Behandlung. Mit neuesten Studien versorgt, bleibt der Computer stets auf dem aktuellen Wissenstand. Ärzte müssten dafür laut IBM pro Woche 160 Stunden lang Fachliteratur lesen.

Der europäische Vordenker für künstliche Intelligenz, Rolf Pfeifer, spricht über die Verschmelzung von Mensch und Maschine, unsere Abhängigkeit von Technologien und ein Internet für Roboter.
von Dieter Dürand

Zwar werden Mediziner mit der Computertechnik nicht gleich in Gänze überflüssig. Doch teure, gut ausgebildete Fachärzte könnten bald von weniger gut bezahlten Generalisten ersetzt werden, die sich von einer Software assistieren lassen. 20 bis 30 Millionen Stellen lassen sich auf diese Weise bis 2025 laut McKinsey im Gesundheits- und Bildungswesen automatisieren.

Welche Maschinen uns das Leben erleichtern
Sie ist zwar von ihrer Größe her nichts besonderes, dafür soll die Gurkenvollerntemaschine künftig jedes Jahr 40.000 Tonnen Gurken ernten. Am Montag wurde der neue Erntehelfer, der die Kosten für die Gurkenernte drastisch reduzieren soll, im Spreewald vorgestellt. Quelle: dpa
Tunnelbohrmaschine von Herrenknecht Quelle: Pressebild
Antonow AN 225 Quelle: MilborneOne
Roboter vom Typ Titan Quelle: dpa
Bagger 293 Quelle: Elsdorf-blog.de
Emma Maersk Quelle: dpa/picture-alliance
Muldenkipper T282 Quelle: René Engel

Was bleibt für die Menschen?

Was aber bleibt für die Menschen zu tun, wenn Roboter die Kommunikation, das Rechnen und das Denken übernehmen?

Hoch qualifizierte Berufe wie Ingenieure, Architekten oder Richter, so prophezeien die Oxford-Forscher Frey und Osborne, werden noch länger gebraucht. Auch Aufgaben, deren Fingerfertigkeit Roboter nicht so rasch erreichen, bleiben auf absehbare Zeit erhalten – etwa Friseure oder Chiropraktiker. Daneben werden sich viele Menschen Berufe suchen, die Kreativität erfordern oder hohe soziale, emotionale Kompetenz: Musiker, Tänzer, Schriftsteller, Kindergärtner, Yoga-Trainer, Psychologen.

Mehr noch: Das Roboter-Szenario könnte auch Konsumgüter und Mobilität erschwinglicher machen oder sogar Häuser, die in Fabriken vorgefertigt werden. Menschen könnten mehr Zeit für neue spannende Aufgaben gewinnen – und auch mehr Freizeit. Vermutlich wird es zudem zahlreiche Berufe geben, die wir uns heute noch nicht vorstellen können. Vielleicht Avatar-Designer, Genom-Analysten, Köche für Gerichte aus 3-D-Druckern.

Die Frage ist nur: Wie soll sie aussehen, die Gesellschaft, in der immer weniger Menschen gut bezahlte Arbeit finden – und die anderen vom Wohlstand abhängig sind, den smarte Maschinen schaffen?

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%