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Mobile Kommunikation Smartphones: Die Alleskönner

Mal Büro-Werkzeug, mal Entertainer: Die neuen Smartphones sind vielseitig wie das legendäre Schweizer Messer.

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Apple-Chef Steve Jobs hasst Quelle: AP

Steve Jobs hasst undichte Stellen. Vehement zieht der Apple-Chef seit Jahren gegen Reporter zu Felde, die über Interna aus dem Konzern berichten oder vor der offiziellen Präsentation Details über neue Produkte mit dem Apfel-Logo veröffentlichen. Denn es kann nur einen geben, der entweder den neuen iPod oder das weltweit dünnste Notebook präsentieren darf: der Chef selbst. Nach der Vorstellung dauert es dann oft noch Wochen, bis die Neuheit ihren Weg in den Handel findet.

Mit dieser Mischung aus Pomp und Geheimniskrämerei gelingt es dem Exzentriker aus dem Silicon Valley immer wieder, das Interesse der Massen auf Apples hochpreisige High-Tech-Geräte von beeindruckender Schlichtheit zu lenken. So war Aufmerksamkeit auch garantiert, als Jobs im März eine neue Software für das iPhone ankündigte: Das Designer-Handy werde dadurch geschäftsfähig, versprach der Apple-Chef. „Die neuen Funktionen für den Unternehmenseinsatz, verbunden mit dem revolutionären Bedienkonzept, bilden die fortschrittlichste Software-Plattform, die es je für ein mobiles Gerät gegeben hat.“

Das ist wohl etwas hoch gegriffen. Tatsächlich behebt Apple mit der neuen Software, die von Juni an bereitstehen soll, in erster Linie einen eklatanten Mangel, der bislang den Erfolg des Geräts im lukrativen Geschäftskundenmarkt verhindert hat. Denn in der heutigen Verfassung ist der kommunikative Handschmeichler als Werkzeug für vielreisende Geschäftsleute ungeeignet. Bisher ermöglicht das iPhone beispielsweise weder den automatischen, schnurlosen Abgleich von Terminen und Kontaktdaten mit dem Büro, noch lässt es abhörsichere Zugriffe via Mobilfunk auf Unternehmenssoftware und -daten zu. Selbst Spitzenmanager des deutschen iPhone-Exklusivanbieters T-Mobile nutzen deshalb im Geschäftsalltag weiter den Blackberry.

Mithilfe der handlichen Kommunikationsboxen des kanadischen Herstellers Research In Motion (RIM) managen heute mehr als 14 Millionen Nutzer weltweit von unterwegs ihre E-Mails, Termine oder Kontakte. Und wie Firmengründer Jim Balsillie bei der Vorstellung der jüngsten Geschäftszahlen verkündete, nahm RIM im letzten Geschäftsquartal – allem iPhone-Hype zum Trotz – 2,2 Millionen Neukunden unter Vertrag. „Im nächsten Quartal dürfte das so weitergehen“, prognostizierte der RIM-Spitzenmanager.

Die Chancen stehen nicht schlecht. Der Absatz der mit E-Mail-Postfach, Musikbox oder Foto-Videokamera aufgewerteten sogenannten Smartphones legt derzeit schneller zu als jedes andere Produktsegment im Mobilfunkmarkt. „Während der weltweite Handyverkauf nur noch im einstelligen Prozentbereich wächst, wird das Smartphone-Geschäft weiter mehrstellig zunehmen“, sagt Ramon Llamas voraus, Mobilfunk-Analyst beim Marktforscher IDC. 2007, so ergaben Berechnungen von Thomas Friedrich, Telekommunikations-Experte bei der Bayerischen Hypo- und Vereinsbank, „stieg der Absatz um knapp 46 Prozent auf etwa 122 Millionen Geräte, etwa ein Zehntel des gesamten Mobiltelefonmarkts“.

Motor des Trends ist, dass immer mehr Nutzer erkennen, dass Mobiltelefone zu mehr als zum Telefonieren oder dem Austausch von Kurznachrichten per SMS taugen. Moderne Smartphones befriedigen das Bedürfnis nach Brot und Spielen. Sie sind leistungsfähige Mikrocomputer, deren Grafikprozessoren 3-D-Spiele flüssig aufs Display bringen, können Musikanlagen und Kompaktkameras ersetzen. Die Grenzen zwischen reinen Arbeits- und Vergnügungsgeräten verschwimmen zusehends.

So hat auch RIM seine einst auf Funktionalität getrimmten E-Mail-Maschinen inzwischen in schicke Designergehäuse gehüllt und sie durch eine Video-Jukebox und GPS-Empfänger zum Multifunktionswerkzeug hochgerüstet. Mit besonders handlichen und attraktiven Baureihen wie dem Modell 8110 Pearl wollen die Kanadier zudem neue Zielgruppen begeistern. Blackberrys in den Gehäusefarben wie Perlmutt-Weiß oder Rosa-Metallic beispielsweise zielen weniger auf distinguierte Vorstände in dunklen Anzügen, sondern auf modebewusste Powerfrauen.

Dass gefälliges Design, clevere Bedienung und smarte Funktionsvielfalt einander nicht ausschließen, beweisen zahlreiche aktuelle Smartphones, die mit ihrer Vielzahl von Funktionalitäten dem berühmten Schweizer Messer nachzueifern scheinen – ohne jedoch so stark aufzutragen wie jene geniale Erfindung der Eidgenossen.

Konsequent auf Tastenbedienung setzen Modelle wie das Moto Q 9h von Motorola oder Samsungs kompaktes SGH-i780, in denen Microsofts Smartphone-Betriebssystem Windows Mobile gleichermaßen den Nachrichtenaustausch wie die Wiedergabe von Musik steuert. »

Das in Deutschland soeben eingeführte, in den USA schon mehr als eine Million Mal verkaufte Modell Centro des Handheld-Pioniers Palm hingegen bietet – wie das P1i von Sony Ericsson – eine Kombination aus Tastensteuerung und berührungsempfindlichem Bildschirm. So lassen sich Programme bequem per Fingerzeig starten, längere Texte hingegen zumindest leidlich komfortabel mithilfe von Mikrotastaturen schreiben.

Eindeutig an Vielschreiber richten sich Smartphones wie Nokias Trendsetter Communicator E90, das Portegé G900 von To-shiba oder das Modell TyTN II von HTC, die – verborgen unter dem Gerätedeckel – alle komplette Tastaturen besitzen. Mit zwei bis vier Fingern lässt sich an diesen Geräten recht zügig formulieren und redigieren.

Während Nokia das Betriebssystem Symbian einsetzt, sorgt bei den beiden anderen Modellen Microsofts Windows Mobile für die Sprach- und Datenkommunikation mit Büro, Geschäftspartnern und Freunden. Zumindest im Zusammenspiel mit der jüngsten Generation von Microsofts E-Mail-, Kontakte- und Kalender-Software Exchange 2007 erledigen die aktuellen Smartphones mit der Windows-Mobile-Version 6 den automatischen Abgleich der elektronischen Post ähnlich flüssig wie ein Blackberry. Auch der Palm Centro lässt sich dank einer integrierten Spezialsoftware an Exchange-Postfächer koppeln. Der Nokia Communicator und das P1i arbeiten zusätzlich auch mit der E-Mail-Software von RIM zusammen, dem Blackberry Enterprise Server.

Das in vielen Geräten eingebaute UMTS-Funkmodul sorgt dafür, dass E-Mails, Dokumente oder Web-Seiten mit Übertragungsraten von bis zu 3,6 Megabit pro Sekunde genauso schnell über das Mobilfunknetz abgerufen werden können wie über einfache DSL-Festnetzzugänge – mindest in den dichter besiedelten Regionen, wo die Netzbetreiber den UMTS-Datenturbo bereits aktiviert haben.

Die Nutzer des Blackberry 8110, des Palm Centro und auch des iPhone müssen sich hingegen mit den langsameren Datenübertragungsverfahren GPRS oder EDGE begnügen. Hier erfolgt der Datentransfer je nach Netzverfügbarkeit mit 56 bis 384 Kilobyte pro Sekunde und damit knapp ein- bis sechsfacher ISDN-Geschwindigkeit.

Das Handicap trübt ein wenig die Freude der iPhone-Nutzer über den komfortablen Internet-Zugriff, den ihnen das Designer-Stück ermöglicht. Doch Besserung ist in Sicht. Dem Vernehmen nach soll das iPhone schon bald mit einem UMTS-Empfänger erhältlich sein, meldete kürz- lich der US-Technologieexperte Walter Mosberg, der in Sachen Apple meist bestens informiert ist. Er rechnet mit einem Marktstart bis Juni, rechtzeitig zur Einführung der neuen Business-Funktionen.

Auf eine offizielle Bestätigung warten Apple-Fans bisher vergeblich, weil der Konzern-Chef – getreu den üblichen Gepflogenheiten – eisern schweigt. Immerhin: Seine Juristen hat Jobs noch nicht auf Mosberg gehetzt. Das lässt hoffen.

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