
Düsseldorf Es gibt wohl kein Parkdeck, keine Reihenhaussiedlung und keine linke Autobahnspur ohne einen A4 - vorzugsweise in silber oder schwarz, aber in aller Regel mit Turbodiesel und als Avant. Und genau da liegt vielleicht das Problem. Und ein Problem hat der A4: BMWs 3er und die C-Klasse von Mercedes-Benz haben den Audi inzwischen nämlich überholt. Laut dem Kraftfahrtbundesamt lag Mercedes im Juni mit 7.531 zugelassenen C-Klasse vor BMW mit 6.176 Dreier. Und Audi? Vom A4 wurden 5.724 Autos zugelassen.
Wie konnte das passieren? Die Antwort hat viel mit Erfolg und vielleicht auch ein bisschen mit Mut zu tun - wie die jüngste Auflage des A4 Avant, also der beliebten Kombiversion, zeigt.
Um es gleich vorweg zu nehmen: Der Audi A4 Avant mit 2.0 TDI Motor unter der Haube macht seine Sache sehr gut - wie alle seine Vorgänger auch. Die schöne Verarbeitung im Innenraum etwa mit den genauso fein gezeichneten wie exzellent ablesbaren Instrumenten. Metall-Applikationen, aufgeschäumte Kunststoffe, Ziernähte.
Alles prima - ganz besonders das kantig griffige Lenkrad bereitet richtig Freude. Die Bedienung - abgesehen von dem kindischen Lautstärkeregler fürs Radio auf der Mittelkonsole - ist einwandfrei. Alles ist da, wo es hingehört. War ja aber auch schon früher so.
Im Fond geht es hingegen nicht mehr so bequem wie auf den Frontsitzen, sondern immer noch eher eng und kuschelig zu. Der Kofferraum ist für einen Kombi wegen der flachen Heckscheibe vielleicht einen guten Tick zu klein - dafür aber sauber ausgelegt und gut zu beladen, was Audi-Fahrer aber nicht überraschen dürfte.
Der 2.0 TDI Motor mit 177 PS in Kombination mit Sechsganggetriebe hat wie erwartet mehr als genug Punch und feuert den Wagen in 8,4 Sekunden von 0 auf 100 Stundenkilometer - wenn der Vorderradantrieb mitspielt, was speziell bei Nässe bauartbedingt schon einmal ein Problem sein kann. War aber auch bei den Vorgängern so, die ähnlich potente und sparsame Motoren hatten.
Und das Fahrwerk? Sportlich, aber nicht zu trocken liegt der A4 auf der Straße - man ist gerne schnell unterwegs, ohne von einer zu harten Federung durchgeschüttelt zu werden. Sehr schön, sehr bekannt.
Same same, but different
Was das Design angeht, so erkauft sich der A4 mit dem fehlenden Platzangebot wie gehabt eine wunderbare Linie, eine klare Karosserie, die heute wie damals überzeugt. Fast schon eine Skulptur - von dem riesigen Kühlergrill mal abgesehen. Aber der ist ja bekannt. Ach ja: Das erfolgreich von Audi in den Markt gedrückte Designmerkmal eines stets prägnant leuchtenden Tagfahrlichts findet sich wieder einmal in den Scheinwerfern - neuerdings aber als durchgezogene Linie und nicht als Kette. Wenn das mal keine Neuerung ist.
Kurzum: Der neue A4 fühlt sich genauso gut an wie der alte und bleibt trotz der bekannten Macken (Platz, Platz und nochmals Platz) damit eine echte Empfehlung für Außendienstler. Der A4: Sitzt, passt, man weiß, was man hat. Bleibt nur die entscheidende Frage: Warum? Warum vom alten A4 auf den neuen A4 wechseln? Same same, but different - selbst das mag man nicht unterschreiben, so klein, so marginal sind die Unterschiede.
Die Malaise wird dadurch nicht besser, dass die Front des neuen A4 der von A2, A3 oder A6 zum verwechseln ähnlich sieht. Stimmt nicht? Ein Selbstversuch auf der Autobahn mit weniger autophilen Beifahrern genügt. Dass jetzt die oberen Ecken des Kühlergrills angeschrägt sind ... nun ja. Nein, mit jedem Kilometer mehr auf der Autobahn, mit jedem Blick auf einen anderen Audi mag man sich der Kritik manches Fachkollegen anschließen: Audis Design steckt in einer Sackgasse. Und das gilt gerade für den A4.
Beispiel Platz: BMW hat beim neuen 3er verstanden, dass auch Außendienstler mal Kinder bekommen könnten und anständige Platzverhältnisse auf der Rücksitzbank ein Muss sind. Die hat der 3er jetzt. Im A4 kann bei großen Fahrer von "Bein-Freiheit" kaum mehr die Rede sein.
Daimler zeigt wiederum bei Mercedes-Benz, dass man vielleicht auch mal beim Design die Axt ansetzen muss. BMW ist für einen solchen Schritt stark kritisiert worden: Gut getan hat er den Münchnern zweifellos. Bei Mercedes könnten die Bemühungen von Design-Chef Gorden Wagener ähnlich ausgehen. Die neue A-Klasse bekommt für ihr fast revolutionäres Design bereits gute Kritiken.
Und Audi? Audi kämpft mit der Fortsetzung einer Erfolgsgeschichte. Es stimmt schon: Dieser A4 ist vielleicht der beste A4 aller Zeiten. Aber wie beim Sprung von Audi 80 zu A4 gilt: Es wird Zeit für einen großen Schnitt.
Technische Daten und Restwertprognose
Technische Daten | |
Hubraum | 1.968 cm³ |
Leistung | 130 kW (177 PS) |
bei Drehzahl | 4.200 1/min |
Max. Drehmoment | 380 Nm |
bei Drehzahl | 1.750 bis 2.500 1/min |
Schaltgetriebe | 6 Gänge |
Stufenloses Multitronic-Getriebe |
Fahrleistungen | ||
Schaltgetriebe | Multitronic | |
Höchstgeschwindigkeit | 222 km/h | 211 km/h |
Beschleunigung 0 - 100 km/h | 8,4 s | 8,1 s |
Verbrauch & Emissionen | ||
Schaltgetriebe | Multitronic | |
Innerorts in l/100 km | 5,7 | 5,6 |
Außerorts in l/100 km | 4,3 | 4,5 |
Kombiniert in l/100 km | 4,8 | 4,9 |
CO2-Emission in g/km | 126 | 129 |
Kombi-Wettbewerber im Restwertvergleich von BF Forecasts:
Marke | Modell | PS | Preis in Euro | Wertverlust in 4 Jahren | Restwert im Jahr 2016 |
Audi | A4 Avant 2.0 TDI Attraction | 177 | 35.750 | 16.802 € | 53% / 18.948 |
BMW | 318d touring | 143 | 34.350 | 16.316 € | 52,5% / 18.034 |
Mercedes | C200 CDI T-Modell | 136 | 36.622 | 16.846 € | 54% / 19.776 |
Mazda | 6 Kombi 2.2 MZR-CD | 163 | 30.790 | 15.549 € | 50,5% / 15.241 |
VW | Passat Variant 2.0 TDI | 170 | 35.100 | 16.848 € | 52% / 18.252 |
Quelle: BF Forecasts