Autobau Volkswagen perfektioniert das Lego-System

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Das erste Baukasten-Fahrzeug

Von Höckernasen und "Kinky Kylie"
Red Bull: RB8 Der aktuelle Bolide hielt für den Doppel-Champion Vettel keine großen Überraschungen bereit. „Das Auto ist zum größten Teil aufgebaut auf dem letztjährigen Auto. Es sind kleine, aber feine Unterschiede“, erklärte der 24-Jährige zum Saisonstart. Das Auffälligste am blau-gelben Boliden ist die im Vergleich zum Vorgängermodell deutlich veränderte Frontpartie, die ähnlich wie beim Ferrari einen mächtigen Höcker aufweist. Konstrukteurs-Genie Adrian Newey zeigte sich hingegen entnervt davon, dass die FIA ihm sämtliche Innovationen verböte. Quelle: dpa
Vettel steht aber als Fahrer auch nicht im Verdacht, nur durch ein überlegenes Auto siegen zu können. „Seb“ will übrigens auch seinem neuen Formel-1-Flitzer wieder einen Kosenamen verpassen. „Wir sind auf der Suche. Jegliche Bewerbungen sind willkommen“, sagte der Weltmeister aus Heppenheim. Der neue RB8 des Red-Bull-Teams wurde am 6. Februar via Internet vorgestellt. Zum ersten Titel fuhr der Hesse mit „Luscious Liz“ (üppige Liz) und „Randy Mandy“ (scharfe Mandy). In der Vorsaison hieß sein Siegerauto schließlich „Kinky Kylie“ (geile Kylie). Quelle: dpa
McLaren-Mercedes: MP4-27Beim Red-Bull-Herausforderer McLaren-Mercedes stellten zu Saisonbeginn Vizeweltmeister Jenson Button (links) und Teamkollege Lewis Hamilton den silberglänzenden MP4-27 auf der Bühne des Firmensitzes im englischen Woking vor. „Es ist ein fantastisches Auto“, meinte Hamilton damals. Hamilton liegt derzeit auf Platz 4 und Button auf Platz 6 in der WM-Wertung. Quelle: dapd
Für Jenson Button und Lewis Hamilton hat ihr neuer Formel-1-Wagen zumindest den Schönheitspreis schon sicher. „Das ist ein schönes Auto“, sagte Button zu Saisonbeginn. Notwendig waren die neuen Nasen-OPs durch eine Regeländerung geworden, wonach die Spitze des Wagens tiefer liegen musste, die Chassis-Höhe aber unverändert blieb. So soll bei Karambolagen ausgeschlossen werden, dass Fahrer im Cockpit von der Nase eines anderen Autos getroffen werden können. Hinzu kam für die Designer, dass der sogenannte „Blown Diffusor“, bei dem Luft aus dem Auspuff auf den Diffusor für eine verbesserte Aerodynamik geleitet wurde, verboten worden ist. Quelle: dpa
Williams: FW34Williams hatte sein neues Auto für die laufende Saison ohne großes Tamtam vorgestellt: Der Brasilianer Bruno Senna (links), der 18 Jahre nach seinem legendären Onkel Ayrton bei dem britischen Traditionsteam angeheuert hat, und Teamkollege Pastor Maldonado stellten sich damals in der Boxengasse von Jerez für einige Minuten zum Fototermin, nachdem ein paar Mechaniker den FW34 unspektakulär aus der Garage geschoben hatten. Quelle: dpa
Auch der Williams trägt wie fast alle neuen Boliden einen auffälligen Höcker auf der Fahrzeugnase. Quelle: dpa
Ferrari: F2012 Die „Rote Göttin“ ist für Motorsport- und Design-Enthusiasten stets eines der Präsentationshighlights. Doch in diesem Jahr hatte sich auch Ferrari beim Design seines neuen Formel-1-Autos für die gewöhnungsbedürftige Optik mit einem Knick auf Höhe der Vorderachse entschieden. Das Team selbst gab zu, dass der Höcker nicht gerade „ästhetisch“ sei. „Er sieht sehr anders aus als in den vergangenen beiden Jahren“, meinte der spanische Pilot Fernando Alonso bei der Vorstellung zum Saisonstart. Stallkollege Felipe Massa fand den Wagen insgesamt „aggressiv“. Quelle: dpa

Das erste Baukasten-Fahrzeug  wird die dritte Generation des Audi A3 sein, die auf dem Autosalon in Genf (ab 8. März) Premiere feiert. Dann folgt, im Oktober 2012, die siebte Generation des Golf. Der soll auch dank des neuen Baukastens genau so leicht sein wie der Golf IV, der bis 2003 gebaut wurde. VW rechnet damit, dass die Modelle aus dem System im Schnitt um mindestens 40 Kilogramm leichter sind als ihre Vorgänger, weil die Entwickler das Gewicht jedes einzelnen Bauteils hinterfragt haben. Davon profitieren werden auch der Skoda Octavia und der Seat Leon, die später auf der neuen Plattform folgen.

Das neue Konstruktionssystem ergänzt den von Audi verantworteten Modularen Längsbaukasten, den Modularen Standardbaukasten von Porsche und die die sogenannte „New Small Family“ mit den Kleinstwagen  Volkswagen up, Seat Mii und Skoda Citigo. Gegenüber der bisherigen Fertigung gibt es folgende Vorteile:

Die Diesel- und Otto-Motoren werden quer eingebaut. Das schafft Platz. Allein bei VW rollen künftig die Modelle Polo, Beetle, Golf, Scirocco, Jetta, Tiguan, Touran, Sharan, Passat und CC auf dieser einen Plattform. Audi, Seat und Skoda profitieren ebenfalls.

Passend zum Baukasten hat VW neue Motoren entwickelt. Die kleinen Motoren der Reihe EA211 reichen von 60 bis 150 PS, darüber rangiert die Baureihe EA288 von 90 bis 190 PS. Volkswagen reduziert die gewaltige Vielfalt an Motoren und Getrieben im MQB-System um 90 Prozent.

Zusätzlich soll der Baukasten es möglich machen, neben den konventionellen Verbrennungsmotoren auch alle gängigen alternativen Antriebe zu verbauen. Ein Beispiel dafür ist der Golf Blue-e-Motion mit Hybridantrieb (ab 2013), aber auch Erdgasmodelle und reine Stromer werden kommen.

Die Kunst wird sein, dass der Kunde auf den ersten Blick sieht, dass sich Audi, VW, Seat oder Skoda in wichtigen Punkten unterscheiden. Denn welches Desaster man erleben kann, zeigt das Beispiel Ford Mondeo und Jaguar X-Type. 2001 wagte Nobelhersteller  Jaguar mit dem X-Type das  Experiment eines Mittelklassewagens. Doch das Auto floppte, weil viele Kunden ihn als verkleideten Mondeo des damaligen Mutterkonzerns Ford erkannten.

Dem Sparzwang folgend gönnten ihm die Marketingstrategen zudem nur Schalthebel und Armaturen des Mondeo. Für Jaguar-Fans ein Affront. Jaguar stellte den  X-Type 2009 ohne Nachfolger ein.

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