Autokonzerne auf der CES Kommt K.I.T.T. doch noch?

Bei einer Keynote-Präsentation von BMW auf der Technik-Messe CES waren neben dem Konzept-Auto BMW i Vision Dee und einer Schauspielerin die aus Filmen bekannten Autos Herbie und Kitt auf der Bühne zu sehen. Quelle: dpa

Auf der CES in Las Vegas geben die Autohersteller und ihre Zulieferer einen Blick in die Zukunft der Mobilität: Die ist vor allem elektrisch, zunehmend autonom – und bietet einige Gadgets wie beheizbare Anschnallgurte.

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Nachdem die internationalen Automessen immer stärker an Bedeutung verlieren, zeigt die CES in Las Vegas, wie es auch anders gehen kann. Etwa mit unterhaltsamen Shows mit vielen Neuigkeiten und kunterbunten Hollywood-Auftritten von Arnold Schwarzenegger, David Hasselhoff, Herbie oder K.I.T.T.. Einst eilte die Autobranche Anfang Januar nach Detroit, um sich auf der North American International Autoshow (NAIAS) zusammen mit dem Jahresanfang selbst zu feiern. Die NAIAS spielt nach vielen Absagen und dem Umzug in den Sommer keinerlei Rolle mehr. Und so sind die Autohersteller längst weitergezogen – zur Techmesse in der glitzernden Spielerstadt.

In diesem Jahr nun gelang es Messe-CEO Gary Shapiro, gleich zwei Autohersteller zum Auftakt der Show gegeneinander antreten zu lassen: BMW zeigte mit Konzernchef Oliver Zipse eine unerwartete Show mit einem Ausblick auf die sogenannte „neue Klasse“, die von 2025 an das natürlich elektrische Automobil neu erfinden soll. Der bayerische Autohersteller hatte dieses Mal mehr im Gepäck als ein Auto, das seine Farbe wechselt, oder den Entertainmentbildschirm des neuen 7ers. Die auf der Keynote zusammen mit Arnold Schwarzenegger erstmals enthüllte Konzeptstudie des BMW i Vision Dee wird zwar nicht in Serie kommen, doch ein konkreter Bezug zur geplanten neuen Klasse ist der Zukunftsstudie kaum abzusprechen. Da zeigen selbst David Hasselhoff mit seinem düsteren K.I.T.T. und Herbie auf der Bühne des Pearl Theaters echte Gefühle.

Der imaginär elektrisch angetriebene Dee, kurz für Digital Emotional Experience, ist eine Mittelklasselimousine – mit klassischem Drei-Box-Design und kurzen Überhängen, reduzierten Karosserielinien und einem puristischen Innenraum, der die Messebesucher für sich einnehmen soll. Besonderer Bedeutung kommt dabei das Head-Up-Display zu, das sich bald nahezu über die gesamte Frontscheibe ziehen soll. Hierbei werden nicht wie bisher die wichtigsten Informationen in den Sichtbereich des Fahrers projiziert, sondern die Frontscheibe wird großflächig zum Display der Zukunft. Die Bedienung erfolgt durch minimierte Touch-Oberflächen oder per Sprache. „Mit dem BMW i Vision Dee zeigen wir, was möglich ist, wenn Hardware und Software verschmelzen. Damit schöpfen wir das volle Potenzial der Digitalisierung aus, um das Auto zu einem intelligenten Begleiter zu machen“, sagt BMW-CEO Oliver Zipse, „gleichzeitig ist der BMW i Vision Dee ein weiterer Schritt auf dem Weg zur neuen Klasse.“

In Las Vegas steigt die Vorab-Premiere der elektrischen Passat-Schwester
Mit einem getarnten Prototypen gibt VW einen weiteren Ausblick auf den kommenden ID.7. Gezeigt wird die mit leuchtender Camouflage-Lackierung maskierte Limousine nun auf der Elektronikmesse CES in Las Vegas (5. bis 8. Januar), die echte Premiere soll im Frühjahr erfolgen. Quelle: Volkswagen
Optisch bleibt das elektrische Schwestermodell des Passat der im vergangenen Jahr gezeigten Studie ID.Aero treu. Mit kurzen Überhängen und langem Radstand gibt er sich als Kind des modularen Elektro-Baukastens (MEB) zu erkennen, der auch viele andere E-Modelle des Konzerns trägt. Die Karosserie ist dabei besonders flach und windschlüpfig gehalten, was der Langstreckentauglichkeit zugutekommen soll. VW kündigt eine Reichweite von rund 700 Kilometern an. Quelle: Volkswagen
Die Karosserie ist dabei besonders flach und windschlüpfig gehalten, was der Langstreckentauglichkeit zugutekommen soll. VW kündigt eine Reichweite von rund 700 Kilometern an. Quelle: imago images
Die Norddeutschen streichen Verbesserungen am Bedienkonzept heraus – einer der Kritikpunkte an den bisherigen ID-Modellen. So versteckt sich die Klimaanlagen-Bedienung im Infotainmentsystem nun nicht mehr hinter mehreren Menü-Schichten. Quelle: imago images
Die Norddeutschen streichen Verbesserungen am Bedienkonzept heraus – einer der Kritikpunkte an den bisherigen ID-Modellen. So versteckt sich die Klimaanlagen-Bedienung im Infotainmentsystem nun nicht mehr hinter mehreren Menü-Schichten und die weiterhin verwendeten Touch-Slider sind nun für bessere Sichtbarkeit bei Nacht beleuchtet. Die Klimaanlage arbeitet mit intelligenten Düsen, die Fahrer oder Fahrerin erkennen und schon vor dem Einstieg Kühlung oder Heizung aktivieren. Quelle: Volkswagen
Das ungetarnte Serienfahrzeug dürfte im April präsentiert werden, der Marktstart ist für die zweite Jahreshälfte vorgesehen. Wie schon das Kompakt-SUV ID.4 soll der ID.7 weltweit verkauft werden. Dabei tritt er außer gegen den künftig bei Skoda gebauten Passat unter anderem gegen das Tesla Model 3 an. Quelle: imago images

Auf Zipse folgte kurz darauf Carlos Tavares, der mit dem Stellantis-Konzern ein mächtiges Markenportfolio hinter sich weiß. Umso überraschender, dass Tavares zwar mit dem Ram 1500 Revolution BEV auch einen elektrischen Pick-up für die USA ankündigte und die Muscle-Car-Fans mit dem elektrischen Dodge Charger Daytona SRT verzückte. Die große Neuigkeit in der Wüstenstadt ist allerdings die spektakuläre Studie des Peugeot Inception Concept, einer 500 kW / 680 PS starken Luxuslimousine im Stile eines gläsernen Raumschiffs, das erst nach 800 Kilometern wieder an die Ladesäule muss – dank der neuen Elektroplattform der Franzosen. Damit nicht genug: „Bis 2030 wird Stellantis 75 Elektrofahrzeuge auf die Straße bringen“, betont Carlos Tavares.

Nachdem die Autohersteller ein paar Jahre auf der CES eher zurückhaltend vertreten waren, gibt es bei der 2023er-Auflage jede Menge Auto. Auch jenseits der beiden großen Konzerne: Volvo zeigt erstmals auf dem so wichtigen nordamerikanischen Kontinent sein Aushängeschild EX90 und Volkswagen zieht das Tuch vom ID7, seiner elektrischen Oberklasselimousine. Die soll mit einer Akkuladung locker 700 Kilometer schaffen und damit der elektrische Passat der nahen Zukunft werden. Volvo stellt bei seinem neuen EX90 nicht Design oder Elektroantrieb in den Vordergrund, sondern seine Technikplattform, denn hier setzt der Konzern mit unzähligen Sensoren, einem Lidar und acht Kameras neue Maßstäbe und will das sicherste Auto der Welt sein. 

Sony hatte bereits zweimal auf der CES für automobile Überraschungen gesorgt und diesmal die Zweifel beiseite geräumt, dass der vor allem für seine Unterhaltungskonzern bekannte Konzern ins Autogeschäft einsteigen möchte: mit einem Kooperationspartner, der jedoch nicht Magna heißt, sondern Honda. Unter der neuen Marke Afeela sollen von 2026 an erste Elektromodelle vom Band laufen.

Schneller schlau: Diese Begriffe müssen E-Auto-Fahrer kennen

Mercedes wiederum kündigt auf der Messe nicht nur einen überdimensionalen Superdackel und sein eigenes Ladenetz mit mehr als 10.000 Schnellladepunkten in den USA, Europa und China an, sondern auch die Kooperation mit MN8 Energy, einem der größten Betreiber von Solarenergie- und Batteriespeichern in den USA, und Charge Point, einem führenden Unternehmen in der Ladenetzwerktechnologie. Bis 2027 soll nach Tesla-Vorbild ein Netzwerk von mehr als 400 Ladeparks mit mehr als 2.500 Hochgeschwindigkeitssäulen (bis 350 kW) entstehen – offen für alle Hersteller. Aus dem Fahrzeug heraus kann der Mercedes-Kunde die Ladesäule reservieren, sodass keine Wartezeiten entstehen. Gut, wenn man ohnehin selten an den Stecker muss. So selten wie der EQXX, der in Las Vegas ebenfalls seinen großen Auftritt hat.

Togg hat nach der Premiere im vergangenen Jahr seinen zweiten großen Auftritt. Nächstes Jahr soll das erste rein türkische (Elektro-)Auto zunächst im eigenen Land auf die Straße rollen. Der gamifizierte Vorbestellungsprozess für den elektrischen C-Segment-Crossover wird über die digitale Plattform Trumore im Februar in der Türkei starten; Ende 2024 folgt dann Europa. Und Audi lässt die Fondinsassen mit einer Holoride-Brille in ferne Entertainmentsphären eintauchen, während Hyundai und Kia auf der CES 2023 mit „Zero1Ne“ eine Plattform für kreative Talente zeigen, die ein Ökosystem für Unternehmer und Start-ups fördern.

Und je mehr digitale Technik in den Autos steckt, desto wichtiger werden auch Cybersicherheit und auf künstlicher Intelligenz basierende Dienste. Zulieferer Continental arbeitet auf dem Weg zum autonomen Fahren zukünftig mit dem amerikanischen Halbleiterhersteller Ambrella zusammen. „Wir sind nun in der Lage, skalierbare Full-Stack-Fahrzeugsystemlösungen mit höchster Leistung für Fahrerassistenzysteme bis zur Hochautomatisierung anzubieten und damit unsere Führungsposition beim assistierten und automatisierten Fahren zu stärken“, sagt Frank Petznick, verantwortlich für die autonomes Fahren bei Continental.

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Konkurrent ZF zeigt auf der CES die nächste Generation von autonomen Shuttles der Stufe 4, die in Innenstädten auf  abgetrennten Fahrspuren eingesetzt werden. Dafür sind die Personentransporter mit modernster Sensortechnik bestehend aus Lidar-, Radar-, Kamera- und Geräuscherkennungssystemen ausgestattet, die eine präzise Erkennung der Umgebung garantieren. Daneben hat ZF einen ganzen Strauß an Neuheiten mit zur CES gebracht – wie etwa den beheizbaren Gurt, der nicht nur in Elektroautos für Wohlfühlatmosphäre sorgen soll. Diese gibt es in Las Vegas ohnehin.

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