
Die Sonne strahlt, die Sonnenbrillen spiegeln. Unerbittlich laut bläst die Tonanlage Pink Floyds "The Wall" über den von Bergen umgebenen Helikopter-Landeplatz im Aostatal, rund eine Autostunde von Turin entfernt. Plötzlich zerhackt ein dumpfes Flattern die schweren Elektrogitarren-Akkorde. Knapp zwei Dutzend Journalisten sehen zu, wie ein schwerer Militär-Transporthubschrauber vorsichtig landet. Ein kleiner, olivgrüner Geländewagen fährt aus seinem Bauch. Die Beatles stimmen „Yesterday“ an, während der Moderator ins Mikrophon brüllt: „Das ist der legendäre Campagnola von 1951“.
Rasch füllt sich der Betonplatz vor der improvisierten Tribüne mit Fiat- Campagnola-Geländewagen unterschiedlicher Baujahre. Kunstnebel wabert aus einem Hangar, Stroboskopblitze zucken, die Musik wechselt ins Pompöse. „Willkommen, neuer Campagnola“, krächzt der Moderator, als sich ein Dutzend brandneuer Geländewagen gemächlich in die erste Reihe schieben.
Trockeneis, Testparcours, Trompetenstöße aus der Tonkonserve: Für die Präsentation ihres neuen Geländewagens hat die Fiat-Tochter Iveco keine Mühen gescheut. Seit langem baut Iveco Lastwagen, die mit schwierigem Terrain zurecht kommen. Mit diesem Know-How will Iveco nun im lukrativen Geländewagen-Segment punkten: Der vorerst auf 500 Stück limitierte Gelände-Kraxler Campagnola soll im Revier des Platzhirschen Land Rover Defender wildern.
Selbstbewusster Iveco-Auftritt
Obwohl der Campagnola nichts anderes als eine Sonderauflage des vor einem Jahr vorgestellten Geländewagen-Modells Massif ist, strotzen die Iveco-Leute vor Selbstbewusstsein. „Viele sind froh, dass die Quasi-Monopolstellung des Hauptmitbewerbers gebrochen wird“, behauptet Iveco-Sprecher Manfred Kuchlmayr. „Unsere Kunden wollen ein Auto haben, bei dem man in schwierigen Situationen keinen Stress hat“, formuliert es Henrik Starup, Marketing-Vorstand von Iveco Deutschland. Sein italienischer Kollege Alessandro Chicchetti sagt noch deutlicher: Der Campagnola atmet den Geist der Aufklärer, der Entdecker. Er ist einfach das beste Geländefahrzeug, das es am Markt gibt“.
Kraftvoller Geländewagen ohne Schnickschnack
In einem haben die Iveco-Leute recht: Wer einen waschechten Geländewagen sucht, wird mit dem rund 36.000 Euro teuren Campagnola gut bedient. Zwar hat der ab Anfang 2009 erhältliche Dreitürer elektrische Fensterheber, ein CD-Radio samt Navigationsgerät und Klimaanlage an Bord, auf Wunsch wird der Campagnola auch mit Lederpolstern ausgestattet. Doch sonst erinnert im Campagnola von den Ausstattungsmerkmalen nichts an die als Vorstadtpanzer verschrienen Allradler von Audi, Mercedes oder BMW. Das Armaturenbrett ist aus hellgrauem, abwaschbarem Plastik, das Lenkrad groß und nüchtern. Auf Teppichböden hat Iveco ebenfalls verzichtet – denn die lassen sich nicht gut reinigen, hieß es. Zudem ist der Campagnola nur in zwei Farben lieferbar: Elfenbein und Salbeigrün.
Ein bewährter Dreiliter-Motor von Iveco versorgt den 4,25 Meter langen Gelände-Kraxler mit 176 PS, dank 2,4 facher Untersetzung bezwingt der Campagnola auch Steigungen von 60 Grad mit Leichtigkeit. Iveco setzt dabei auf seit Jahrzehnten bewährte Offroad-Technik: Der Allradantrieb ist zuschaltbar, was für weniger Verschleiß bei Straßenfahrten sorgen soll. Blattfedern verhelfen zu mehr Traktion in hügeligem Gelände. ABS hat Iveco seinen Kunden zugestanden – Airbags oder ESP fehlen aber.