Wachsender Milliardenmarkt Der Batterieboom der anderen

Der Batteriemarkt boomt, es wächst ein Milliardenmarkt – und deutsche Hersteller sind weitgehend außen vor. Quelle: obs

Das Batterie-Geschäft boomt. Vor allem wegen der Nachfrage nach Elektroautos. Die deutsche Industrie profitiert davon aber kaum. Schuld ist sie selbst: Deutsche Manager waren zu knausrig und zu ambitionslos.

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Nun tritt ein, was Experten der deutschen Industrie schon lange vorhergesagt hatten: Der Batteriemarkt boomt, es wächst ein Milliardenmarkt – und deutsche Hersteller sind weitgehend außen vor. Das Geschäft machen Asiaten und Anbieter aus anderen europäische Ländern. Das zeigen nun auch ganz offiziell die heute vom Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI) veröffentlichen Zahlen.

Demnach wuchs vor allem der Absatz von Lithium-Ionen-Batterien 2020 gegenüber dem Vorjahr um sage und schreibe 63 Prozent. Haupttreiber war die Elektromobilität, E-Autos vor allem, aber auch E-Bikes und Pedelecs. Die gute Nachricht: Längst nicht mehr alle kommen aus Asien. Während noch 2019 der Großteil der Batterien aus China, Südkorea und Japan stammte, holte Europa 2020 stark auf. Batteriezellen für 3,8 Milliarden Euro, 79 Prozent mehr als im Vorjahr, und 52 Prozent aller eingeführten Batterien, kommen aus europäischer Produktion. „Batterien zählen zu den Schlüsseltechnologien der Zukunft“, sagt Christian Eckert, ZVEI-Fachverbandsgeschäftsführer Batterien. „Ohne Lithium-Ionen-Batterien fährt kein Elektrofahrzeug, kein E-Bike, funktioniert kein Smartphone und kein Defibrillator.“ 

Kein Mangel an Hinweisen

Bloß: Das ist keine neue Erkenntnis. Bereits vor drei Jahren warnte der Lithium-Ionen-Zellen-Erfinder und Nobelpreisträger Akira Yoshino im Interview mit der WirtschaftsWoche die deutsche Industrie, dass sie ein wichtiges Zukunftsthema zu verschlafen droht. Umso unverständlicher, dass sie weitere Jahre verstreichen ließ, zumal es an weiteren Hinweisen nicht mangelte. Deutsche Autohersteller spürten in der Vergangenheit wiederholt die Marktmacht des asiatischen De-facto-Oligopols, wer wie schnell seine E-Auto-Flott vergrößern konnte, das hing zunehmend auch an den Lieferzusagen der Batteriezulieferer. Diese Knappheit dürfte durch die wachsende Produktionskapazität Europas bald vorbei sein. Doch nach wie vor sind es vor allem asiatische Batteriezellenhersteller, die in Osteuropa, vor allem in Polen, aber auch in Ungarn und Tschechien, Zell-Werke bauen. 



Seit Jahren versucht die Autoindustrie, zuletzt massiv flankiert von Politikern wie EU-Kommissar Maroš Šefčovič und Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU), auch deutsche Konzerne zum Aufbau einer Massenfertigung von Lithium-Ionen-Zellen zu bewegen, lange ohne Erfolg. 

Das Zögern rächt sich nun. Das chinesische Unternehmen CATL baut gerade in Erfurt eine gigantische Batteriefabrik, in rund einem Jahr sollen die ersten Zellen ausgeliefert werden. Tesla will in Grünheide bei Berlin produzieren. Auch im Saarland plant SVOLT (China) eine große Zellfertigung. Volkswagen hat nun die Produktion in Salzgitter in die eigene Hand genommen  die großen deutschen Zulieferer seien in diesem wichtigen Punkt „leider ein Totalausfall“, heißt es in Wolfsburg. Der Versuch, mit TerraE einen unabhängigen deutschen Zellhersteller aufzubauen, scheiterte an der Knausrigkeit der potenziellen Abnehmer.

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Dabei gehören die deutsche Batterieforscher international mit ihren Kollegen aus den USA, Kanada, Korea und Japan zur Weltspitze. Doch die Durchbrüche im Labor nützen wenig, wenn kein Hersteller sie in Massenproduktion umsetzt. "Gerade Produktionsknowhow lernt man nur, indem man produziert“, sagt Achim Kampker, Professor für Produktionslogistik an der RWTH Aachen. „Produktionswissen für Batteriezellen gehört zu den wichtigsten Schlüsseltechnologien für Europa überhaupt.“

Mehr zum Thema: In kaum eine Technologie wird so große Hoffnung gesetzt wie in die Festkörper-Batterie. Sie verspricht unter anderem superschnelles Laden beim Elektroauto. Aber welche Verbesserungen sind damit überhaupt realistisch? Und vor allem: Wann können wir sie im E-Auto kaufen?

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