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Benziner und Diesel Wie Autobauer den Verbrenner retten wollen

Die Zukunft der Mobilität ist elektrisch. Trotzdem rüsten die Autobauer Benzinmotoren auf. Sie schaffen wahre Hightech-Kraftwerke. Ob sich der Aufwand lohnt, ist fraglich.

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Bosch Wassereinspritzung Quelle: Bosch

Alle paar Wochen flammt in Deutschland die Diskussion über Fahrverbote und Abgase in Innenstädten wieder auf. Weil die Kanzlerin mit Bürgermeistern berät, die Deutsche Umwelthilfe mal wieder irgendwo klagt oder ein Verwaltungsgericht ein Urteil spricht.

„Die Diskussion um Fahrverbote erweist sich völlig überraschend als Konjunkturprogramm für die Branche“, sagt Willi Diez, Chef des Instituts für Automobilwirtschaft (IFA) in Geislingen. Davon profitieren die Elektroautos: In seiner Prognose geht er davon aus, dass die Zahl der in Deutschland verkauften Fahrzeuge mit Elektroantrieb – Plug-in-Hybride eingerechnet – 2018 auf mehr als 100.000 steigt. Aber: Ein deutlich größerer Teil der verunsicherten Autofahrer dürfte von einem Diesel auf einen Benziner umsteigen.

Die Nachfrage nach Autos mit Verbrennungsmotoren ist nach wie vor hoch. Und selbst wenn die kühnsten Prognosen der Autobosse eintreffen, die in sieben Jahren rund ein Viertel ihres Gesamtabsatzes mit Elektroantrieb verkaufen wollen, heißt das auch: Mindestens drei Viertel aller Neuwagen im Jahr 2025 haben noch einen Verbrenner an Bord.

Welche Schadstoffe im Abgas stecken

Es ist ein langsamer Abschied – so schnell werden wir Benzin und Diesel nicht los. Während es sich Nischen-Premiumanbieter wie Volvo oder Jaguar Land Rover bei ihrer kaufkräftigen Klientel leisten können, verstärkt auf den (Teil-)Elektroantrieb zu setzen, bleibt der Verbrennungsmotor für die Massenmobilität wichtig. In Deutschland, aber vor allem weltweit.

Um auch künftige Verbrauchs- und Emissionsziele zu schaffen, rüsten die Autobauer die bereits heute komplexen Motoren zu wahren Hightech-Kraftwerken auf.

VW setzt auf einen Alleskönner

Eines der aktuellsten Beispiele hierfür kommt von Volkswagen. Der Konzern feiert die neue Generation des Benzinmotors mit 1,5 Litern Hubraum – intern EA211 evo genannt – als wahren Alleskönner.

Einer seiner Vorteile: Der Motor kann ohne Umrüstung auch mit Erdgas betrieben werden. Da Gas bei höheren Temperaturen verbrennt als das übliche Benzin-Luft-Gemisch, müssen sonst einige Bauteile verändert werden. VW setzt hier eine aufwändige APS-Beschichtung ein, was für atmosphärisches Plasmaspritzen steht. Einfach nur einen Motorblock gießen reicht nicht mehr.

Das sind die Renditekönige der Autowelt
Platz 10 - Hyundai - Ebit-Marge: 5,3 ProzentDie Rendite der Koreaner hat in den ersten neun Monaten kräftig gelitten. 2,99 Milliarden Euro Gewinn bedeuten neun Prozent weniger als im Vorjahr. Das reicht immer noch für die Top Ten – allerdings nur, weil die französischen Konzerne Renault und PSA nicht in der Statistik auftauchen. Die Franzosen machten im dritten Quartal keine Ebit-Angaben. Quelle: EY, Stand: 1.-3. Quartal 2017 Quelle: dpa
Honda Quelle: REUTERS
FCA Quelle: dpa
Nissan Quelle: dpa
Volkswagen Quelle: dpa
Toyota Quelle: dpa
Mary Barra regiert beim US-Autobauer GM mit eiserner Hand Quelle: dpa

Das gilt auch für die Motorsteuerung: Mit einem Kniff bei der Steuerung des Einlassventils können die Ingenieure die Gastemperatur im Zylinder selbst senken – was wiederum den Wirkungsgrad der Verbrennung deutlich erhöht. Bei niedrigeren Verbrennungstemperaturen entstehen auch weniger Stickoxide. Dazu kommt bei der Variante mit 130 PS ein Turbolader mit variabler Turbinengeometrie. Eine bei Benzinmotoren aufwändige Technologie, die im VW-Konzern bislang nur bei einigen Hochleistungsmotoren von Porsche zum Einsatz kam, nicht aber in einem Volumenmodell.

Das Ergebnis: Im VW Golf, in den der Motor seit dem Sommer eingebaut wird, spart der 1.5 TSI im Vergleich zum Vorgänger 1.4 TSI bis zu 0,4 Liter – im Normverbrauch. Da dank des Kniffs mit dem Einlassventil auch die Fahrbarkeit im Teillastbereich verbessert wird, soll der Verbrauchsvorteil auf der Straße sogar noch etwas größer ausfallen.

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