Bei der Frage nach Kunden wird Brungs freilich ganz schmallippig – Diskretion ist bei derlei Geschäften Ehrensache. So viel ist immerhin bekannt: Ursula Piëch, die Ehefrau des VW-Aufsichtsratschefs Ferdinand Piëch, besitzt den Bugatti Veyron mit der Fahrgestellnummer sieben. Und der russische Wodka-Oligarch und Privatbanker Roustan Tariko zahlte allein 200 000 Dollar, um auf der Warteliste nach oben zu rutschen und als erster Russe einen Bugatti in seine Garage stellen zu können. Formel-1-Weltmeister Jenson Button besitzt angeblich einen, Modedesigner Ralph Lauren ebenso wie Filmstar Tom Cruise. Auch Fußballkicker Tim Cahill vom FC Everton, Autosammler Jay Leno und US-Rapper Jay-Z sollen Bugatti-Besitzer sein – offizielle Bestätigungen für derlei Gerüchte gibt es in Molsheim freilich nicht.
Auch in Fernost wächst die Fangemeinde: Zwei der in diesem Jahr verkauften Grand Sport gingen nach China. Die Verkaufsgespräche dort, so lässt sich heraushören, machen den Bugatti-Repräsentanten viel Freude: "Chinesen und auch Inder gehen über den Preis – je teurer das Auto, desto besser."
Eine Gesellschaft gegen den Genuss
Die Sonderversion des Bugatti Veyron Grand Sport ist, so gesehen, ein bewusst platziertes Zuckerl für Leute, die eigentlich schon alles haben: Traumvilla, Motoryacht, Business-Jet und Kunstsammmlung, diverse andere Luxusautos – und die einen Bugatti "brauchen", um auf einsamen Landstraßen oder abgesperrten Rennstrecken mehr oder minder ungehemmt der Lust schneller Fortbewegung zu frönen.
Zumindest in unseren Breiten brauchen solche Anhänger des postmodernen Hedonismus inzwischen eine Menge Mut, um die Maske der Bescheidenheit abzulegen und eine private Obsession auszuleben: Die Gesellschaft hat dafür gesorgt, dass Genüsse wie eine üppige Mahlzeit, eine Zigarre oder ein schnelles Auto inzwischen als unvernünftig, ungesund oder moralisch indiskutabel gelten. „Ein Auto mit mehr als 200 PS braucht kein Mensch“, hatte erst am Morgen ein Kommentator im Radio gepredigt und für ein neues Verkehrskonzept plädiert, das stärker auf Fahrräder, Leihwagen sowie Busse und Bahnen setzt. Tempo 400 ist bei ihm nicht mehr vorgesehen.
"Statt zu fragen, wofür wir leben, fragen wir uns nur noch, wie wir möglichst lange leben beziehungsweise überleben können – gemäß nunmehr völlig fraglos verabsolutierten Prinzipien wie Gesundheit, Sicherheit, Nachhaltigkeit und vor allem Kosteneffizienz", meint der Wiener Philosoph Robert Pfaller in seinem Buch "Wofür es sich zu leben lohnt".