
Düsseldorf Während Politik und Autoindustrie beim Ausbau der Elektromobilität scheinbar nur im Stolperschritt vorankommen, weisen die Teilnehmer des Fahrradmarktes jedes Jahr Statistiken aus, die glänzen wie ein frisch polierte Chromfelge im Sonnenschein. 2009 wurden in Deutschland laut Statista 150.000 Fahrräder mit elektrischem Hilfsmotor verkauft, 2015 waren es nach Schätzungen des ZIV schon 520.000.
Doch wenn ein Markt seit Jahren so wächst wie der der Elektrofahrräder, dann wird es gerade für Einsteiger von Saison zu Saison immer schwerer, den Überblick zu behalten. Hersteller und Profis unterscheiden mittlerweile in so viele Kleinst-Segmente, dass dem Erstkäufer schnell der Schädel brummt wie ein Nabenmotor.
City- oder Trekkingbike, Sportbike, vielleicht sogar als S-Pedelec, oder doch ein Tourenrad als Tiefeinsteiger? Mountainbike, Faltrad, Kompaktrad, Liegerad, oder eines der angesagten Lastenräder? Und lieber mit Frontmotor, Mittel- oder Heckmotor? Welcher Akku, und wo machen eigentlich diese dicken modischen Reifen Sinn? Fragen über Fragen. Und man möchte ja nichts verkehrt machen, schließlich lässt sich der Deutsche sein E-Bike im Durchschnitt laut SAZbike rund 2.300 Euro kosten. (Link zum Thema: Die Fahrradwelt in Zahlen (pdf))
Also: Was wollen Sie, was brauchen Sie, welcher Radler-Typ sind Sie? Antworten auf die wichtigsten Fragen und einen Überblick über alle Neuheiten liefert einmal im Jahr – und natürlich rechtzeitig vor dem Saisonstart der Mitte Februar erschienene Katalog der Redaktion e-bike.
Zum Preis von zwei Latte Macchiato leisten die Experten neben dem gut segmentierten Überblick über die Produktneuheiten, mit vielen technischen Details, einen sehr guten Service. Der Ratgeber- und Test-Teil des Katalogs umfasst 40 der 338 DIN-A4-Seiten.
Darin geht es leicht verständlich und doch technisch versiert um die Fragen: Welcher Radtyp eignet sich für welchen Einsatzzweck? Was sind die Unterschiede bei den verschiedenen Akku-Typen, und wie sicher ist das Nachrüsten eines älteren Rades?
Moderne E-Antriebe sind – ebenso wie die teuren und schnell veraltenden Akkus – kleine Wunderwerke der Technik, auch sie wird auf 8 Seiten vor allem für den Laien anschaulich erläutert.
Vier Seiten Platz nimmt sich die Redaktion um noch einmal die wichtigsten Testergebnisse aus 2015 kompakt zu präsentieren, allein diese Übersicht sowie der Ratgeber zum Thema E-Bike leasen statt kaufen rechtfertigen den Kaufpreis.
Und was gibt’s zu meckern? Der Schwerpunkt der 600 neu vorgestellten Produkte liegt ganz überwiegend bei den Mountainbikes. Die im hinteren Teil aufgeführten Händler können unmöglich vollständig sein, so wird beispielsweise jeweils nur ein E-Bike-Händler für Berlin und für Düsseldorf genannt. Und die Übersicht über die Falt- und Lastenräder, die schlicht unter „Sonstige“ firmieren, ist zu dürftig ausgefallen.
Last but not least: Wenn im vorderen Teil so vernünftig und kompetent auf die Einsteiger eingegangen wird, muss man dann hinten unbedingt noch Exoten für mehr als 22.000 Euro reinpressen? Eine kleine Marotte, die man sich aus der alten Welt der Auto- und Motorradkataloge abgeschaut hat.
E-Bike – Der Katalog 2016
6,50 Euro, 338 S.
Delius Klasing Verlag, Bielefeld